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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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gestürzt. Wenige Schritte danach sinkt auch der Vogel zu Boden. Die ungeheure Geschwindigkeit hatte das zu Tode getroffene Tier noch eine Strecke fortgetragen.
    Anstatt sofort zu Hilfe zu eilen, winkt der Franzose den in einiger Entfernung haltenden Selim heran. Kostbare Minuten verstreichen, bis endlich die beiden Männer zur Unfallstelle aufbrechen.
    Was der Verunglückte in seiner Jagdbegeisterung nicht bemerkt hat, bei seiner geringen Erfahrung auch nicht wissen konnte, war den anderen längst klar. Schon bei der Betrachtung der Spur hatte ja Pierre-Charles festge-stellt, daß der Vogel nicht mehr frisch, bereits lange gehetzt ist. Die eigentlichen Jäger müssen in einem Halbkreis in der Wüste lauern. De Vermont hat damit gerechnet, ihnen im Laufe der nächsten Stunden zu begegnen. Dann sind sie auch wirklich aufgetaucht. Als der Strauß das erstemal auf Parvisi zukam, war er nicht von El-Fransi und Selim getrieben worden, sondern von Arabern, die ihn seit dem Morgengrauen verfolgten. Der unerfahrene Italiener hat nicht einmal erkannt, daß die Reiter nicht die Freunde waren. Das andere Mal dagegen waren sie es.
    Einige der fremden Jäger haben sich um den Gestürzten gesammelt. Freund oder Feind? Vorsicht ist geboten.
    Deshalb hat de Vermont zuerst Selim herangewinkt.
    Langsam reiten sie auf die Menschengruppe zu.
    »Allah sei mit dir und deinen Brüdern, Hadschi Mohammed Chebir!« grüßt Pierre-Charles, als sie angelangt sind.
    »Allah sei mit dir, El-Fransi!« gibt der alte Beduine, das Haupt der Jagdgesellschaft, den Gruß zurück.
    »Ich sehe reiche Beute auf euren Tragtieren. Du bringst Freude ins Lager der Ben Nouik, o Scheik.«
    »Die Jagd war gut.«
    »Was ist mit diesem Mann?« De Vermont weist auf den im Sande liegenden Freund. »Warum ist er gebunden?«
    »Ein Räuber!«
    »Was hat er euch geraubt?«
    »Er hat es gewagt, den Strauß, den letzten und schönsten, den wir aus der Herde heraustreiben konnten, zu töten.«
    »Was wird mit ihm geschehen?«
    »Der Rat der Ältesten wird darüber entscheiden.«
    »Du bist sein Haupt, Scheik Hadschi Mohammed.«
    »Ich bin es. Du hast wahr gesprochen, El-Fransi. Der Räuber hat keine Gnade zu erwarten.«
    »Ich glaube dir; denn du bist ein weiser und gerechter Mann. – Die Straußenherde war euer Eigentum? Ihr habt sie aufgezogen oder von einem anderen Stamm gekauft?«
    »Wo denkst du hin, El-Fransi!« Der Ben Nouik kann ein Lachen kaum unterdrücken.
    »Nicht? Dann ist mir unverständlich, weshalb du diesen Mann beschimpfst und anklagst.«
    »Wir haben Jagd auf das Tier gemacht. Es gehört uns.«
    »Und wenn ihr es nicht erwischt hättet?«
    »Wir hätten es, mein Freund.«
    »Und wenn nicht?« beharrt Pierre-Charles auf seiner Annahme. Scheik Mohammed gefällt die Unterhaltung nicht. Was will El-Fransi? Er macht eine wegwerfende Handbewegung. Mag sich der andere aus dieser Bewegung nehmen, was ihm paßt. Er tritt zu seinen Leuten und will ihnen gerade Anweisungen wegen des Gefangenen geben, als El-Fransi eine neue Frage stellt:
    »Dann wäre das Tier für jeden frei, nicht wahr, Scheik Hadschi Mohammed?«
    »Ja«, gibt der Alte mürrisch zu.
    »Das wollte ich nur wissen. – Dieser Mann ist mein Freund.«
    »Willst du mir in den Bart lachen? Wie kann ein Räuber der Freund El-Fransis sein?«
    »Er ist es. Im übrigen: Du widersprichst dir, Hadschi Mohammed. Soeben hast du zugegeben, nicht der Besitzer des Straußes zu sein, also kein besonderes Recht auf das Tier zu haben, und schon wiederholst du, daß man dich und deinen Stamm beraubt habe. – Nimm ihm die Fesseln ab!«
    Der Scheik, verblüfft über El-Fransis scharfen Befehl, will sich zu dem Gefesselten niederbeugen, um die Strik-ke zu lösen, da brüllen seine Begleiter dazwischen:
    »Der Fremde hat den Vogel erlegt, hinter dem wir seit Tagen her sind. Er hat uns um eine reiche Beute gebracht.« – »Wirf ihn, o Scheik, dem Herdenräuber, dem Löwen zum Fraß vor!« – »Niemals darf der Räuber frei-kommen!«
    »Schweigt, Männer!« gebietet Mohammed. »Hier steht El-Fransi. Er ist mein Freund und zugleich der dieses Fremden. Sein Freund ist auch der meine und damit der Freund des ganzen Stammes.«
    Nach dieser Zurechtweisung kann der Scheik ungehindert die Fesseln Luigis lösen.
    »Verzeih, wir konnten nicht wissen, daß du zu El-Fransi, dem großen Jäger, gehörst«, entschuldigt sich der Alte sogar bei Parvisi.
    »Ich danke dir, Hadschi Mohammed, daß du meinen Wunsch erfüllt hast.« Und zu

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