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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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erkennen.
    Trotzdem bricht er seinen Rundgang nicht ab.
    Der Fuß stößt an einen Stein, oder ist es ein Stück Holz? Holz? Kein Baum ist in der Nähe. Für einen Stein wäre es aber nicht schwer genug gewesen. Er bückt sich, hält den Knochen einer Bergziege in der Hand. Haben ihn Menschen weggeworfen? Kaum anzunehmen, daß sie den Weg verlassen hätten, um den Rest hierherzu-bringen. Also ein Raubtier. Vielleicht ein Schwarzer Panther, das größte und gefährlichste Raubtier der Berge Algeriens?
    Er hat dieses heimtückische Tier schon mehrmals gejagt und auch zur Strecke gebracht; er fürchtet es nicht, aber er unterschätzt es ebensowenig. Lieber ist es ihm, einem Löwen gegenüberzustehen als einem Schwarzen Panther.
    Man wird scharfe Wache während der Nacht halten müssen, obwohl es nicht feststeht, daß sich die Katze noch in der Gegend befindet. Sollte es doch der Fall sein, so dürften sie die Ausdünstungen der Pferde sicherlich anlocken.
    Die Mauren sind inzwischen angelangt und haben sich im Lager eingerichtet. Abbas springt sofort auf und eilt El-Fransi entgegen.
    »Ich freue mich«, begrüßt er ihn stürmisch, »dich noch eingeholt zu haben. Wir werden mit euch das Lager teilen und euch in jeder Gefahr beistehen. Sorge dich nicht, mein Freund, du hast drei mutige Männer bei dir.«
    Das ist das Höchste an Aufschneiderei und Frechheit, dem sofort ein Dämpfer aufgesetzt werden muß.
    »Sehr schön, Abbas. Ihr werdet euren Mut heute nacht beweisen können. Ein Schwarzer Panther treibt sein Unwesen in der Nähe.«
    Die beiden Begleiter des Mauren haben die letzten Worte Pierre-Charles gehört. Sie schnellen auf. Das flackernde Feuer läßt ihre entsetzten Mienen wie Fratzen erscheinen.
    »Ein Schwarzer Panther!« stöhnt Abbas. »Allah schüt-ze uns vor dem Scheitan! Laß uns eilen, El-Fransi, diesem gefährlichen Ort den Rücken zu kehren. Schnell, ehe er uns wittert und zum Angriff übergeht. Warum zögerst du? Jeder Augenblick ist kostbar.« Dabei stürzt er sich auch schon auf seine Decke, rafft den Kugelbeutel, den er abgelegt hatte, und andere Kleinigkeiten zusammen.
    »Willst du ihm in die Hände laufen? Soll er dir von einem Felsen herab in den Nacken springen? Ich will dich nicht hindern, wenn du glaubst, einen besseren Platz für die Nacht zu finden. Wir bleiben.«
    »So fürchtest du dich nicht, El-Fransi?«
    »Pah, fürchten! Wenn ich eine Gefahr kenne, hat sie ja schon die Hälfte ihres Schreckens eingebüßt«, entgegnet Pierre-Charles.
    »Du willst seinen Besuch erwarten? Das ist falsch, ganz falsch.«
    »Wir werden Wachen aufstellen und so wissen, ob und wann wir uns seiner erwehren müssen.«
    »Wir haben nichts mit dem großen Räuber zu tun. Wir werden schlafen.«
    »Das werdet ihr nicht, wenigstens nicht so, wie du es dir denkst, Abbas. Ihr werdet ebenso wachen, wie wir es tun!« fährt der Franzose den Mauren scharf an. Er hat es satt, sich mit dem Feigling auf eine lange Unterhaltung einzulassen.
    Abbas schnappt nach Luft. Seine Begleiter sind verstört. Allein in der Nacht, und ein Panther schleicht vielleicht zwischen den Felsen umher. Furchtbar, gräßlich!
    Ob El-Fransi die Gefahr nicht überschätzt?
    Der Maure schluckt und schluckt. Er sucht nach Worten, mit denen
    man die Gefahr zerreden könnte. Auf den Mund gefallen ist er ja nicht, ein richtiger Maulheld. Sie seien ja nur unbedeutende, unwissende Leute des Beys, ganz und gar nicht fähig, einem so starken Raubtier das Lebenslicht auszublasen, gibt er zu bedenken. Einer nur könne es: El-Fransi, der große, weitberühmte Jäger. Er werde es sich doch nicht nehmen lassen, durch die Erlegung des Wildes seinem Ruhm weiteren strahlenden Glanz zu verleihen. Dazu sei es natürlich erforderlich, daß er die Wache übernehme.
    Pierre-Charles lacht hell auf. Jetzt findet er sogar Spaß an den Drehungen und Wendungen des anderen.
    »Ich will nicht annehmen, daß du furchtsam bist, Freund Abbas. Du stellst nur dein Licht unter den Schef-fel. Würde ich zulassen, daß du einem Fremden den Vor-tritt zum Ruhm läßt, dann würde ich mir den Zorn deines Herrn zuziehen, der es dir nicht verzeihen könnte, da er doch keine Feiglinge in seinem Dienst haben mag«, geht er auf den Ton des Mauren ein. »Wir wollen jeder einige Stunden vom Schlaf opfern. Das wird allen Teilen gerecht gehandelt sein.«
    »Es liegt mir nichts an meinem Ruf«, beteuert der Maure. »Soll man in den Hütten und an den Brunnen später erzählen, daß El-Fransi die

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