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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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Gewehr ist besser als das deine. Es reicht bis hierher, und der Schütze fehlt nie!«
    »Verräter! Allah verdamme dich!« Omar zwingt das Pferd herum und stößt ihm die Fersen in die Weichen.
    Aber de Vermont hat mit gleicher Schnelligkeit sein Tier einen Satz machen lassen. Er fällt dem anderen in die Zügel.
    »Hiergeblieben! Wir haben noch miteinander zu reden.«
    »Ich wüßte nicht, worüber. Wenn du Mut hast, laß mich zu meinen Leuten zurückkehren; dann werden wir ehrlich miteinander kämpfen«, fordert er.
    »Einverstanden, Scheik Omar ben Achmed. Ich fürchte mich nicht. Du wirst frei zu deinen Stammesgenossen zurückkehren können. Doch prüfe erst den Vorschlag, den ich dir zu machen habe, und danach entscheide. Ich nehme schon jetzt alles an, was du dann für richtig er-achtest.«
    »Nun? Aber fasse dich kurz. Wenn ich nicht doch glaubte, daß du El-Fransi bist, würde ich es überhaupt ablehnen, meine Ohren durch deine Worte beleidigen zu lassen.«
    »Hüte dich, Omar! Ich habe dich nicht beleidigt und nehme auch keine Beleidigungen ungerächt hin. Für jetzt will ich darüber hinwegsehen. Ihr seid mit dem Bey verfeindet. Es geht mich nichts an, weshalb.« Pierre-Charles beugt sich zu dem Amin hinüber. »Ist es ratsam, Omar ben Achmed, den euch sicherlich überlegenen Türken durch Gefangennahme oder gar Niedermetzelung seiner Diener noch mehr gegen euch aufzubringen?«
    Der Berber blickt zwar weiterhin finster drein, aber daß er nichts auf die soeben gehörten Worte entgegnet, zeigt, daß der Gedankengang de Vermonts auch in den Augen dieses Mannes etwas Bestechendes an sich hat.
    »Du bleibst stumm«, fährt Pierre-Charles fort. »Ich deute es als Zustimmung. Mir erscheint besser und richtiger, die Beleidigungen nicht gehört zu haben, als vielleicht von den Türken überfallen zu werden und Gut und Leben einzubüßen. Kehrt um, und laßt die Mauren, die erbärmliche Feiglinge sind, ungeschoren.«
    Noch immer schweigt der Amin. Seine gespannte Haltung hat sich gelockert.
    »Du hast recht, El-Fransi«, sagt er endlich. »Ich danke dir. Es wird mich freuen, dich einmal an meinem Feuer begrüßen zu können. Allah sei mit dir!«
    Er hebt die Hand zur Brust und reitet langsam zu seinen wartenden Brüdern. De Vermont bleibt an seinem Platz.
    Omar wird das Gehörte berichten.
    So ist es auch. Es dauert eine ganze Weile. Das Gespräch wird hitzig geführt, wie aus den erregten Armbewegungen zu ersehen ist. Verschiedentlich droht man sogar mit der Waffe herüber. Dann wenden die Berber ihre Pferde und galoppieren den Weg zurück.
    »Wie hast du diesen Erfolg erreicht, El-Fransi?« Mit dieser Frage drängt sich Abbas an den Franzosen, als Pierre-Charles bei seiner Gruppe anlangt.
    »Ich habe ihnen gesagt, daß es besser ist, miteinander zu leben als miteinander zu streiten und zu sterben.
    Niemand kann aus feindseligen Handlungen Nutzen ziehen. Es würde auf beiden Seiten Tote und Verwundete geben.«
    »Wir waren ihnen an Zahl gleich, hätten sie besiegt. Du allein konntest die Hälfte auf dich nehmen. Ich bin nicht mit dieser Lösung einverstanden.«
    »Das kümmert mich nicht. Irre dich nicht: Ich hätte mich vom Kampf ferngehalten. Was haben mir die Leute getan? Was hast du schon für mich geleistet, daß ich mein Leben aufs Spiel setzen sollte? Nichts, nichts. Anstatt mir zu danken, überschüttest du mich mit Vorwürfen!«
    »Eine so gute Gelegenheit kommt nicht wieder. Du hast sie verdorben«, murrt Abbas ben Ibrahim weiter, als habe de Vermont überhaupt nichts gesagt.
    Mit dem Mann ist kein vernünftiges Wort zu reden.
    »Kommt, wir haben hier nichts mehr zu suchen!« fordert Pierre-Charles seine Begleiter auf.
    »Wartet, wo wollt ihr hin?« ruft Abbas den Davonrei-tenden nach, die den Ruf unbeachtet lassen.
    Der Franzose ist verärgert. Er treibt sein Tier mehr als gewöhnlich an.
    Außer Sichtweite folgen die Mauren.
    Die letzten Sonnenstrahlen lassen die Bergspitzen noch einmal aufglühen. Ihr Widerschein erleuchtet die Schlucht gerade noch so, daß man den wie gesät umher-liegenden Felsbrocken ausweichen kann. Es wird höchste Zeit, einen Lagerplatz zu suchen.
    Da ist eine Stelle, die geeignet erscheint. Aus einer Felsspalte sprudelt frisches, klares Wasser, und zwischen dem Geröll wächst einiges hartes Buschwerk, das zu einem Feuer ausreichen dürfte, denn die Nacht wird kalt werden.
    Pierre-Charles sucht die Gegend ab. Man hat zu spät gelagert, kann etwaige Wildspuren nicht mehr

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