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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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Gewinn versprechen, daß einem schwindlig werden könnte, wäre man eben nicht Gravelli.
    In solcher Stellung ist es dann leicht, diesem Schuft in den Bergen das Handwerk zu legen. Ein Wink an die Majestät, notfalls einige Beutel Gold an die wichtigsten Ratgeber des Königs, und alles ist geregelt. Der zweite Gegner vernichtet.
    Bleibt Parvisi. Hm. Darüber muß ernsthaft nachgedacht werden. Diesen Mann in ein faules Geschäft zu 2iehen, scheidet aus. Es wird ihm während der langen Abwesenheit nicht anders ergangen sein als dem Hause Gravelli: Die Verluste werden sich gehäuft haben, da der Kopf fehlte. Verwunderlich ist, daß es in der Zwischenzeit nicht gelang, einen Spitzel dorthin zu bringen. Parvisis Geschäfte sind allen bekannt, natürlich auch ihm, Gravelli; aber wie steht sein Hauptbuch aus? Über welche Mittel verfügt er? Alle seine geldlichen Transaktionen laufen über Banken, die Gravelli nicht angeschlossen oder hörig sind. Ein tüchtiger Mann, dieser Andrea.
    Andrea… Warum nenne ich ihn plötzlich beim Vornamen, so, wie es war, als wir uns noch herzlich freuten, einander zu begegnen? sinnt der Bankier.
    Ein Aufleuchten in Gravellis Augen.
    Ein Wink des Schicksals! Des Schicksals, das ihm heute so gnädig gewesen ist.
    Großartig, Agostino, ich gratuliere dir zu diesem Gedanken! beglückwünscht er sich selbst. Du alter Fuchs, du!
    Luigi ist tot, so heißt es allgemein. Sein Sohn Livio aber lebt, sonst wäre Benellis Drohung sinnlos. Oder war es ein Bluff? Möglich auch das, aber unwahrscheinlich.
    Gravelli glaubt klar zu sehen. Mit der Macht des Deys ist es aus. Damit ist auch der Knecht Benelli, der von Anfang an besondere Ziele mit dem Kind zu verfolgen schien, erledigt. Wenn man eines Tages Livio wieder auftauchen ließe, die Umstände bekanntmachte, dann wäre es um Gravelli geschehen. So mag Benelli gerechnet haben.
    Aber Algier ist gefallen. Bei der gewaltigen Umwälzung, die sich in Nordafrika vollzogen hat, wird keiner mehr an Luigi Parvisis Sohn denken.
    Wenn alle vergessen, der »vergeßliche« Agostino Gravelli nicht! Die besten Spürhunde der Leibwache hinunter. Bringt das Kind! Man wird es bringen und den Erben des Hauses Parvisi dem Großvater übergeben. Agostino, der alte Freund, hat Livio gefunden, der Mann, der mit einem Verdacht so schwer gekränkt wurde. Unrecht ist dir geschehen, lieber, lieber Freund. Komm in meine Arme, sei nicht mehr gram! So wird es werden. Arm in Arm wandelt man wieder, wenn der König die Dienste seines Hofbankiers nicht benötigt, zur Börse, Andrea und Agostino. Hüte werden vom Kopf gerissen, man verneigt sich tief vor den beiden Großen, man drängt sich nach den Brosamen, die von ihren Geschäften für die Kiemen abfallen. Herrlich!
    Die hohen Spesen, die das Suchunternehmen zweifellos verschlingen wird, tragen dann hundertfältige Frucht.
    Zwecklos, die Aussichten, die eine Aussöhnung mit Andrea Parvisi eröffnen, jetzt näher zu erörtern. »Wein!«
    befiehlt er dem auf das Klingelzeichen herbeigeeilten Camillo.
    Einer Spinne gleich hat das Haus Gravelli verlockende Geschäfte vergeben. Ahnungslos tappen verschiedene der vorgemerkten Gegner in die geschickt gelegten Fallen.
    Der Alte an der Säule stellt mit Genugtuung fest, wie der und jener mit einem Handschlag seinen Agenten ins Garn geht.
    Die Börse ist überhaupt in den letzten Tagen freudig und zuversichtlich gestimmt. Die Korsaren sind vernichtet; das Mittelmeer, das italienische Meer, ist frei. Wer nur irgendwie Kredite erlangen kann, nimmt sie, um Handelsbeziehungen mit Häusern über dem Meer anzu-bahnen.
    Mit scheelen Augen beobachtet der Schweiger an der Säule, daß sich ein dichter Kreis Menschen um den zu-rückgekehrten Andrea Parvisi gebildet hat. Nun, das ist verständlich. Jeder wird hören wollen, was Parvisi über die neue Lage denkt, vielleicht auch seinen Worten die zukünftigen Unternehmen des Großen entnehmen, um selbst ähnliches zu versuchen. Daß er auch jetzt von dem jungen Mann begleitet ist, der in den letzten Monaten die Geschäfte führte, ist eigentlich unverständlich. Ein Andrea Parvisi braucht doch keinen Schatten. Mag es vorerst hingehen, später wird der freche Kerl an die Wand gedrückt, wenn erst die beiden alten Freunde wieder vereint sein werden.
    Heute abend reisen drei bewährte Mitglieder der Leibwache nach Algier ab. Sie sind gut ausgerüstet, verfügen über große Mittel und besitzen vor allem eine gewaltige Portion Rücksichtslosigkeit, schrecken

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