Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
Vom Netzwerk:
Nur wenn die »Parma« gekapert ist, hat man einen unwiderlegbaren Beweis in der Hand, daß man nicht mit den Korsaren zusammenarbeitet, denen man doch nicht eigene Schiffe, und durch die Übernahme der Versicherung ist der Segler praktisch Eigentum Gravellis geworden, als Beute hinwirft.
    Sofort widersprechen, dem Gerücht die Spitze nehmen.
    Gravellis Agenten mischen sich unter die Gruppen und Grüppchen, tauchen bald hier, bald dort auf. Diskutieren sachlich, geben ihrer Freude Ausdruck, daß Gravelli die gewaltigen Summen zurückerhält, die er den geschädigten Verfrachtern auszahlen mußte. Es wird den Bankier freuen, daß er die Beträge kassieren kann.
    Sicherlich, wenn der Beweis erbracht werden kann, daß die »Parma« nicht in Verlust geraten ist, müssen die Gelder zurückerstattet werden. Gravelli möge sich bemühen, Klarheit zu schaffen.
    Immer neue Einzelheiten schwirren heran. Woher kommen sie? Wer setzt sie in die Welt? Hängt alles mit dem Fremden zusammen? Keiner weiß, wer die Nachrichten verbreitet; sie sind einfach da.
    »Es dürfte als sicher anzunehmen sein, Herr Bankier, daß die ,Parma’ ungefährdet einen Hafen erreicht hat«, berichtet ein Agent. »In diesen Tagen ist den Angehörigen der Besatzungsmitglieder brieflich mitgeteilt worden, daß keine Befürchtungen wegen des Lebens .des Sohnes oder Vaters oder Bruders bestehen. Jedem Schreiben lag ein ansehnlicher Geldbetrag bei.«
    »Unwahrscheinlich; sieh, daß du Weiteres erfährst.«
    Gravelli atmet auf, als er den eifrigen Mann los ist.
    Die ganze Sache kann nur von Parvisi oder dessen Geschäftsführer ausgeklügelt sein. Die »Parma« darf nicht gekapert sein, sonst wäre Gravelli entlastet. Andrea ist viel zu klug, um nicht zu versuchen, mir diesen Beweis meiner Unschuld aus den Händen zu reißen, überlegt der Finanzmann.
    Was tun? Sofort die ausgezahlten Schadensprämien zu-rückfordern. Das wird den Leuten den Mund stopfen.
    Verschiedene gehen dabei krachen. Schadet nichts. Um so schneller wird das Gerücht verstummen.
    In allem aber muß der Bankier erkennen – und Agostino Gravelli erkennt es ganz klar –, daß man ihn jagt.
    Wer, ist noch unbestimmt. Vielleicht gibt sich der unsichtbare Gegner einmal eine Blöße, dann wird er rücksichtslos bekämpft werden.
    »Ja, die Sklaven sind freigelassen«, berichtet Roger de la Vigne. »Lord Exmouth hat viele auf seinen Schiffen mitgenommen. Wohin er sie brachte, weiß ich nicht.«
    »Aber wo ist mein Sohn, wo mein Enkel Livio?« fragt Andrea Parvisi.
    »Luigi befand sich am Tage des Angriffs weit im Innern des Landes. Er war noch nicht zurück, als ich abrei-ste. Es war mir darum zu tun, mich an Ort und Stelle zu überzeugen, ob das Kind schon angelangt ist, und Ihnen, Herr Parvisi, persönlich einmal alles zu erzählen. Vielleicht hat Luigi noch heute keine Ahnung von den Vorgängen in der Hauptstadt, vielleicht hat er diesmal eine Spur des Kindes gefunden, der er nachjagt, nun sicherlich umsonst, denn Lord Exmouth wird Ihnen den Enkel in Kürze zuführen.«
    »Ich hoffe es. Lassen Sie mich Ihnen noch einmal von ganzem Herzen danken, Roger, für alles, was Sie meinem Sohn an Gutem taten. Sie haben mit Ihrem Mut einem alten Mann neue Freude am Leben geschenkt. Ich werde ewig Ihr Schuldner sein.«
    »Sprechen wir nicht davon, bitte«, lehnt de la Vigne den Dank ab.
    »Also, Omar Pascha ist nicht beseitigt. Das ist eine furchtbare Nachricht, die bedeutet, daß auch das Meer weiterhin durch die Korsaren unsicher gemacht wird.«
    »Lord Exmouth hat nur halbe Arbeit getan.«
    »Vielleicht keine andere Anweisung gehabt.«
    »Sie meinen, Herr Parvisi…?«
    »Verzeihung, der Herr möchte seine Aufwartung machen«, unterbricht der Diener die Unterhaltung.
    Ohne die ihm überreichte Karte zu beachten, lehnt Parvisi ab, den Besucher zu empfangen.
    »Ich hatte dem Herrn bereits mitgeteilt, daß Sie im Augenblick nicht gestört sein wollen, aber er hat mir lä-
    chelnd seine Karte in die Hand gedrückt und gesagt, ihn werde man keinesfalls abweisen«, berichtet der Diener.
    »So?« Parvisi wirft einen Blick auf das Kärtchen. »Das ist etwas anderes. Bitte, führe den Herrn Baron gleich hierher.«
    Giacomo Tomasini wird mit den neuesten Ereignissen bekannt gemacht. Er ist eigentlich nur zu einem Freund-schaftsbesuch gekommen. Nebenbei möchte er natürlich auch über den von ihm empfohlenen Mitarbeiter manches hören und über die ganze Angelegenheit Gravelli.
    Aber, wie gesagt, er kommt

Weitere Kostenlose Bücher