Unter rauschenden Palmen
Banalitäten sprechen: Ich glaube, dass sich die Natur letzten Endes doch immer ihr Recht verschafft, dass der Mutterinstinkt immer noch stärker ist als eine kühl kalkulierte Lebensführung."
"Bist du noch nicht darauf gekommen, dass es etwas damit zu tun haben könnte, dass es unser Baby ist?"
"Doch, Jerome. Aber ..."
"Ist das nicht ein Grund, dem Baby das zu geben, was ihm zusteht, zwei Eltern?"
Unglücklich sah sie ihn an. "Eine ungewollte Schwangerschaft ist kein stichhaltiger Grund zum Heiraten. Zwei Menschen können aneinander gebunden werden, die eigentlich gar nicht zusammenpassen."
"Wir passen perfekt zueinander", sagte er und blickte ihr tief in die Augen.
Clarissa schluckte. Sie wusste genau, worauf er anspielte, und selbst jetzt konnte sie sich der Wirkung, die er auf sie hatte, nicht entziehen. Er sah unbeschreiblich attraktiv aus in seinen Jeans und dem blauen Hemd. Obwohl er die widerspenstige Haarsträhne gerade nach hinten gestrichen hatte, fiel sie ihm schon wieder in die Stirn, und der Anblick seiner schlanken, kräftigen Hände weckte beunruhigende Erinnerungen. Aber ihr Training kam Clarissa zur Hilfe.
"Natürlich", sagte sie mit der Ruhe und Sachlichkeit, für die sie vor Gericht bekannt war.
"Aber wie du und Serena erfahr en musstet, gehört mehr als das zu einer Ehe."
In seinen Augen blitzte es auf, doch er blieb gelassen. "Du brauchst nicht eifersüchtig auf Serena zu sein, Clarissa. Dazu besteht keine Veranlassung."
Gespannt wartete Clarissa auf eine Erklärung, aber es kam keine. Clarissa fröstelte unwillkürlich, denn hier lag der Grund ihres Dilemmas. Sie wusste nicht genau, weshalb seine erste Ehe gescheitert war, und Jerome weigerte sich, mit ihr darüber zu reden. Deshalb blieb ihr auch der Zugang zu seinen Gefühlen und Ängsten, zu seinem wahren Wesen, verschlossen.
Sie kannte diesen Mann nur von einer Seite, so, wie er sich nach außen gab. Das, was in seinem Herzen vor sich ging, konnte sie nur ahnen. Sie sah ein, dass sie nur deshalb so darunter litt, weil sie diesen Mann liebte: Sie liebte ihn und wusste nicht, wie er für sie fühlte.
Wäre sie nicht schwanger geworden, dann hätte er sie nicht heiraten wollen, sondern wäre nur so lange bei ihr geblieben, wie er sie attraktiv und interessant gefunden hätte. Er hatte ihr schließlich nie gesagt, dass er tiefer für sie empfinden würde.
Sie stand auf. "Ich glaube, Jerome, ich bin wirklich eher zur allein erziehenden Mutter geeignet als zur Ehefrau."
"Ich wusste, dass deine Karriere früher oder später wieder ins Spiel kommen würde", antwortete er. "Aber wie willst du dich um ein Kind kümmern und zur gleichen Zeit die Staranwältin spielen?"
Sie überhörte seinen Zynismus und erzählte ihm, ohne Sues Namen zu nennen, dass sie jetzt eine Partnerin habe.
"Ich verstehe", antwortete er. "Du bist hinter meinem Rücken aktiv geworden."
Der Vorwurf verletzte sie tief. "Nein. Es war reiner Zufall. Sie ist die einzige richtige Freundin aus meiner Studentenzeit, und wir haben uns ganz zufällig vor der Kanzlei getroffen."
"Verheiratet?"
"Nein. Hat das was damit zu tun?"
"Ich denke, dass ihr Karrierefrauen wie Pech und Schwefel zusammenhaltet."
Jetzt war es mit Clarissas Beherrschung vorbei. Sie musste sich zusammennehmen, um ihm nicht ins Gesicht zu schlagen, denn das wäre ihrer unwürdig gewesen.
Schweigend musterte er sie eine Weile. Dann stand er auf und rang sich ein Lächeln ab. "Wir scheinen mit unserem Latein am Ende zu sein, Clarissa. Das ist wirklich sehr traurig, denn das zweite Drittel der Schwangerschaft sollte das schönste sein. Es wird dir jetzt auch nicht mehr übel werden - das hast du übrigens geschickt kaschiert."
"So?" fragte sie ausdruckslos.
"Und die größte Gefahr einer Fehlgeburt ist auch überstanden."
"Das weiß ich."
"Weißt du auch, dass es dir zwar die nächsten zwei Monate sehr gut gehen wird, das letzte Drittel aber dann sehr anstrengend wird? Dass du unförmig und schwerfällig wirst, dauernd zur Toilette musst, nicht nur Schwangerschaftsstreifen, sondern auch braune Flecken im Gesicht bekommst? Du wirst Herzbeschwerden haben, angelaufene Beine und nicht mehr entspannt sitzen und liegen können - auch mit dem Schlafen wirst du deine Schwierigkeiten haben, wenn das Baby in deinem Bauch Saltos schlägt."
Clarissa sah ihn ungläubig an.
"Dann musst du die Wehen durchstehen", fuhr er unb armherzig fort. "Und dann das Stillen, das zwar natürlich, aber nicht einfach ist. Und
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