Unter rauschenden Palmen
will dich nicht im Stich lassen. Wenn du meine Hilfe benötigst, brauchst du mich nur zu rufen. Ich werde dir auf alle Fälle die erste Zeit mit den Babys helfen. Ich ..."
"May, für mich gehören Rosemont und du zusammen. Für immer."
May wischte sich mit dem Taschentuch über die Augen. "Danke. Aber da ist noch etwas." Sie schnitt ein Gesicht. "Ich bin vo n jeher gern und viel gereist, war aber immer auf die Ferien angewiesen. Jetzt hätte ich Zeit genug, meinem Lieblingshobby nachzugehen - ich habe mich schon immer für Archäologie interessiert."
"Tu das! Aber gib mir bitte eine Woche Zeit. Einen Haushalt zu führen kann doch nicht so viel anders sein, als ein Büro zu organisieren, oder?"
"Du bist ein Schatz." Wieder kamen May die Tränen. "Und zerbrich dir nicht den Kopf über Serena. Mag sein, dass sie verführerisch ist wie Kleopatra, aber ich war ehrlich gesagt froh, als Jerome endlich die Scheidung einreichte."
Beim Mittagessen berichtete May Jerome von der großen Neuigkeit. Er schien wie vom Donner gerührt.
"Aber wie stellst du dir das denn vor?" fragte er schließlich und runzelte die Stirn.
"Clarissas Segen habe ich", verteidigte sich May.
"Ganz bestimmt", bestätigte Clarissa nachdrücklich und wandte sich an Jerome. "Hast du mir nicht gerade gestern erst gesagt, wie gut ich meine Kanzlei organisiert habe?" Sie lächelte und zwinkerte ihm gut gelaunt zu.
"Ja, natürlich, aber ein Büro ..."
"Oh, ich bin mir sicher, dass ich nach einer Woche mit May durchaus in der Lage sein werde, mich von meiner Kanzlei auf meinen Haushalt umzustellen."
Jerome schien widersprechen zu wollen. Doch als er merkte, wie interessiert Sean zuhörte, unterließ er es und erkundigte sich stattdessen nach Mays Plänen.
Erst am späten Abend fand er Gelegenheit, Clarissa nach Einzelheiten zu fragen. Sie saß am Frisiertisch vor dem Spiegel und bürstete sich das Haar. Sie war müde und wollte sofo rt ins Bett gehen. Doch als Jerome sie ansprach, drehte sie sich zu ihm um und erklärte ihm Mays Beweggründe.
"Ach so", antwortete er nur. "Ich weiß nicht, wie du ohne sie zurechtkommen willst, und ich weiß erst recht nicht, ob May auch meint, was sie sagt."
"Jerome ..." Sie betrachtete ihn, wie er am Kamin stand, den einen Arm auf den Sims gestützt.
Obwohl sie schon ihr Nachthemd anhatte, war er noch angezogen. Sie ahnte schon, dass sie auch an diesem Abend wieder allein ins Bett gehen würde. Und sie spürte, dass er schlechte Laune hatte - und zwar ihretwegen. Das gab ihr zu denken, denn bisher hatte sie Jerome stets ausgeglichen erlebt. Zerrte diese Ehe schon an seinen Nerven?
"Jerome", wiederholte sie, "du solltest mir schon etwas Verstand zubilligen."
"So? Hast du eigentlich bedacht, dass du bald im sechsten Monat bist, Zwillinge erwartest, weiterhin arbeiten willst und auch Sean nicht zu kurz kommen lassen darfst?"
"Gut, dann lass uns die Probleme in umgekehrter Reihenfolge besprechen. Der wichtigste Mensch für Sean bin nicht ich, sondern das bist du. Natürlich wird es für ihn nicht ganz einfach sein, May so plötzlich zu verlieren, aber er hat gesagt, er könne es mit mir ganz gut aushalten, solange er Rosemont und dich behält."
"Clarissa ..."
"Nein, unterbrich mich bitte nicht. Ich werde mich Sean gegenüber so verhalten, dass er merkt, wie sehr ich ihn mag. Keinesfalls werde ich ihn mit übertriebener Fürsorge behandeln, er soll wissen, dass ich mich nicht zwischen ihn und seinen Vater drängen will."
"Das klingt sehr theoretisch, Clarissa. Wie aus einem Ratgeber zum Umgang mit Stiefkindern. Die Wirklichkeit sieht anders aus."
"Aha. Du nimmst also an, dass ich Vorbehalte gegen Sean habe oder dass er welche gegen mich hat."
"Manchmal ist es für die Betroffenen schwer, die Wahrheit zu erkennen."
"Ich habe sie erkannt. Ich mag Sean ohne Wenn und Aber und werde mich so verhalten, dass er auch mich mag. Und dann meine Schwangerschaft und die Zwillinge - mein Verstand wird dadurch nicht beeinträchtigt, und ich werde auch nicht zum Invaliden, jedenfalls nicht, wenn alles normal verläuft. Wie du mir schon prophezeit hast, werde ich kurzatmig und unbeweglich werden, okay, aber dann brauche ich eben eine Haushaltshilfe. So einfach ist das."
"Du hast das Wichtigste vergessen, Clarissa: deine Arbeit. Es ist erst ein paar Wochen her, da wolltest du mich noch davon überzeugen, dass für eine karrierebewusste Frau wie dich eine Ehe trotz Schwangerschaft nicht in Frage kommen würde."
Clarissa
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