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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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auf eine Seite von Twitter, und aus. Na super. Ich liebe Nachrichten, die im Schneeballsystem an alle weitergeleitet werden sollen. Sind für mich im besten Fall so etwas wie Cybermüll. Und trotzdem überlege ich: Warum hat „PRO!“ das auf seine Homepage gestellt? Ist es bloß Propaganda?
    Ich gebe ein paar Suchbefehle ein, lande bei Wikipedia und lese:
    „Die kalifornische Gesetzgebung des Jahres 1990 (Clean Air Act und Zero Emission Mandate) hatte vorgesehen, dass bis 1998 mindestens zwei Prozent und bis 2003 zehn Prozent der neu zugelassenen Autos emissionsfrei sein sollten. Deshalb sah sich GM veranlasst, den zweisitzigen, Akkuelektrisch angetriebenen Pkw ‚EV1‘ (Electric Vehicle 1) zu entwickeln. Zwar begannen auch die meisten anderen größeren Automobilhersteller mit der Erprobung von Akku-elektrisch angetriebenen Pkw, jedoch war der EV1 das einzige Fahrzeug, welches schließlich in Serie gefertigt wurde. Mit 0,195 hatte der EV1 zudem einen der niedrigsten Strömungswiderstandskoeffizienten, der jemals bei Serienfahrzeugen erreicht wurde
.
    Insgesamt wurden 1117 EV1 gebaut, von denen circa 800 an ausgewählte Kunden weitergegeben wurden. Darunter waren auch Prominente wie Tom Hanks oder Mel Gibson. Aktuell besitzt GM noch drei fahrbereite EV1, eines befindet sich derzeit in Deutschland in dem Museum Autovision in Altlußheim
.
    GM schloss Verträge mit den EV1-Kunden, die es dem Unternehmen ermöglichten, nach Ablauf von drei Jahren die Fahrzeuge zurückzurufen und zu verschrotten. Die Verschrottung aller gebauten EV1 war angeblich notwendig, da GM die langfristige Sicherheit der Fahrzeuge aufgrund fehlender Ersatzteilproduktion nicht garantieren konnte. Die Einstellung der Produktion wurde damit begründet, dass die Nachfrage zu gering und keine Rentabilität zu erwarten sei
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    Im Jahr 2006 erschien der Dokumentarfilm, Who Killed the Electric car?

von Chris Paine, welcher die Begründung GMs zur Einstellung der Produktion als unglaubwürdig darstellt. Auch die Werbemaßnahmen für den EV1 werden kritisiert, da diese nicht dem Zweck der Vermarktung dienlich gewesen seien
.
    Später verkaufte GM die Mehrheitsanteile von Ovonics, die die Produktion der NiMH-Akkus mittels Patenten kontrollieren, an den Ölkonzern Texaco.“
    Ich lese den Text noch einmal. Sieht ganz so aus, als wäre wahr, was auf der „PRO!“-Seite behauptet wird. Warum wissen so wenige davon? Okay, auch Wikipedia hat die Wahrheit nicht gepachtet, aber das haben sie sich sicher nicht aus den Fingern gesogen. Es gibt also Beweise dafür, dass die Ölindustrie Elektroautos verhindert. Oder ist das eine unzulässige Schlussfolgerung? Haben sie die Wunderautos wirklich bloß eingestampft, weil sie nicht für alle Ersatzteile garantieren konnten? Ich speichere den Wikipedia-Eintrag in einem Word-Dokument. Ich werde weiterrecherchieren. Passt doch hervorragend zu meiner Serie. Mal sehen, wie lang der Arm der Multis ist und ob er bis in unsere Chefetage reicht. – Unsinn, Mira. Nur keine abstrusen Weltverschwörungstheorien. Ganz abgesehen davon: Inzwischen gibt es serienmäßige Elektroautos. Wenn auch nicht gerade viele. Warum nicht?
    Ich muss mich bei meiner kommenden Reportage an das Näherliegende halten. – Hat „PRO!“ etwas zum Anschlag in Simmering online gestellt? Schon bedrohlich, dass Wachleute einem, der ein Schild sprengt, hinterherschießen dürfen.
    Ich lande beim „Plan für Wien“. Es scheint ewig lang her zu sein, dass mir Tina Bogner voll Enthusiasmus vom Energiekonzept für unsere Hauptstadt erzählt hat. Was würde mit einem Riesenkraftwerk wie dem in Simmering geschehen? Ist doch Verschwendung, es einfach stillzulegen. Oder könnte es umgebaut werden? Ich bin zu unkonzentriert, das ausführliche Konzept zu lesen. Ich überfliege es bloß. Es ist mir etwas zu schwärmerisch geschrieben, wunderbare Welt aus Solarenergie und dann doch strombetriebenen Autos und glücklichen Menschen unter Windrädern. Aber es enthält auch jede Menge Zahlen und Fakten und viel Technisches. Und eine Bildergalerie. Fotos vom Vorzeigeprojekt Sonnendorf, von einer Biomasseanlage in Wien, von einer Solartankstelle, vom „PRO!“-Team, das den „Plan für Wien“ erarbeitet hat. Wenn Wien seine Energieversorgung wirklich umstellen würde … so etwas dauert viele Jahre, auch das Konzept von „PRO!“ reicht bis 2030. Auf dem Gruppenbild strahlt Tina Bogner freilich, als würde alles, was sie sich ausgedacht haben, schon übermorgen

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