Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi
macht andere Dummheit. Und, wie man sagt: Mitgefangen, mitgehangen.“
„Das wär wohl eher ein guter Spruch für Gruber“, murmle ich.
„Vielleicht du bist es, die nächste Botschaft schreibt? Gar nicht nett.“
„Würdest du Gruber und die Typen rund um ihn kennen, du würdest sie auch nicht nett finden. Ich frage mich nur, was Carmen zu diesem Hohenfels hinzieht.“
„Vielleicht sie hat Vaterkomplex. Hat sie echten Vater erst sehr spät getroffen. Oder Hohenfels ist einfach sympathisch und sie ist verliebt. Soll vorkommen. – So, Fisolen sind fertig geputzt.“
Ich werde sie knackig blanchieren und dann im Ganzen braten. Als Vorspeise gibt es pikanten Mango-Gurken-Salat, darauf etwas vom Hirschschinken, den wir noch im Kühlschrank haben. Danach Linguini mit Melanzani-Knoblauch-Sauce und viel frischem Basilikum.
„Weißt du, dass ich heute laufen war?“, erzähle ich Vesna, weide mich an ihrer Überraschung und lege ihr die Mangos zum Schälen hin. Schön, wieder einmal zu kochen. Noch schöner, sie dabeizuhaben. Vor allem zum Reden. Ich merke schon jetzt, wie die Welt für mich wieder runder wird.
„Sorry, aber du bist einfach ignorant, Mam“, sagt Fran eine Stunde später empört. Wir stehen mit Aperitifs auf der Dachterrasse. Bislang gab es so etwas wie Waffenstillstand. Warum steigert sich der sonst so ruhige Fran derart hinein? Ich lege Vesna begütigend die Hand auf den Unterarm.
„Ignorant ist, wenn ich mache mir keine Sorgen um dummes Kind“, gibt sie einigermaßen friedlich zurück.
Wir warten nur noch auf Carmen. Wer weiß, wo sich die Prinzessin herumtreibt. Andererseits eine gute Gelegenheit, Fran, den neuen Umweltkämpfer, darauf vorzubereiten, dass sie gerade bei „Pure Energy“ ein Praktikum absolviert. Ich erzähle davon, Fran sieht zu Oskar und dreht dann die Augen über. Und Jana sagt: „Das glaube ich einfach nicht. Darüber solltet ihr euch aufregen.“
„Die haben eine Umweltabteilung und dort gab es eben einen Praktikumsplatz“, erkläre ich bestimmt.
„Eine solche Abteilung hat heute wirklich jeder“, ereifert sich Fran. „Und ich habe es super gefunden, dass sie Umweltmanagement studiert.“
„Ach“, sagt Vesna und ich merke, wie sie langsam wütend wird. „Und was ist mit Firma, für die du vor ein paar Monaten hast gearbeitet? Habe ich falsch in Erinnerung oder war es Mercedes Benz? Die mit großen Autos, die so viel CO 2 in Luft pusten und Öllobby Freude machen?“
Fran sieht Jana an, jetzt drehen beide die Augen über. Oskar nimmt einen großen Schluck Weißwein. Vielleicht besser, wir essen etwas, bevor der Abend entgleist. Carmen ist bereits seit zwanzig Minuten überfällig.
Am Esstisch stehen kleine Gläser mit frischen Kräutern, ich konnte ihrem Duft im Gemüseladen nicht widerstehen und habe weit mehr davon gekauft, als ich für mein Menü brauche. Viel schöner als Blumen, lobe ich mich selbst. Noch dazu, wo die Kräuter in den Töpfen am Balkon schon herbstlich karg aussehen. Oskar schenkt Wein ein, selbst Vesna nimmt einen Schluck Riesling. Er ist einer von Evas besten Weinen. Bei Eva in Treberndorf, dort hat es angefangen, mit fünf Hubschraubern …
Ich richte die Vorspeise an. Ich habe Mangos in feine lange Streifen und entkernte Gurken in Würfel geschnitten. Sie ziehen seit einer halben Stunde in einer Marinade aus geröstetem Sesamöl, ein paar Tropfen vom großartigen Chili-Olivenöl, das mein Gemüsehändler verkauft, Salz, Zitronensaft und einer Handvoll grob gehackter Walnüsse. Ich zupfe frische Korianderblätter ab, mische sie unter den Salat und verteile die Vorspeise auf große flache Teller. Ich sehe zum Esstisch hinüber. Sieht so aus, als würden sich jetzt alle friedlich unterhalten. Valentin ist noch in Amsterdam, vielleicht gar nicht schlecht so. Heute Abend über seinen alten Freund beim Bundesheer zu plaudern, wäre vielleicht doch zu viel. Oh, da fällt mir wieder ein: Ich habe Christoph noch immer nicht geantwortet. Aber bei all dem, was heute los war …
Ich schneide den Hirschschinken in feine Scheiben und lege sie rund um den Mango-Gurken-Salat. Fertig. Brot steht schon auf dem Tisch. Und genug davon. Fran kann Unmengen essen. Ich trage die ersten beiden Teller hin, Jana springt auf und hilft mir. Gut erzogen ist Vesnas Tochter jedenfalls. Für die, die es schärfer wollen, stelle ich das Chili-Olivenöl dazu.
„Und für Carmen hast du eine Portion aufgehoben?“, fragt Oskar.
Mist. Darauf hab ich total
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