Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Tage

Unter Tage

Titel: Unter Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
Vom Netzwerk:
Eberhard, der Eber, und die dann weiter fingern und hantieren, bis Perez schließlich sagt: »Ich hab’s ganz billig gekriegt, gebraucht, und ist auch beschädigt gewesen, aber ich hab’s repariert und ’s müßt’ eigentlich prima laufen.« Wenn Perez spricht, dann merkt man ihm gar nicht den Akzent der Algarven-Küste an, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, daß Perez mit drei Jahren nach Deutschland kam und seitdem hier lebt, jetzt allein lebt, denn Perez’ Eltern sind nun wieder in Portugal, in einem Fischerdorf vielleicht, und schauen sich den Sandstrand an, die rötlich schimmernden Felsen, die aus dem blaugrünen Meer herausragen, und in der Ferne wächst ein Touristenhotel viel, viel schneller als Kalksteinablagerungen in die Höhe.
    Eber nickt jetzt. Eber ist einen Kopf größer als Job und damit genauso groß wie Perez, der allerdings im Gegensatz zu Eber schwarzes Haar hat und nicht so hellbraun wie Job und Eber herumläuft. Eber ist breit gebaut (manche sagen, er ist dick) und nicht so redegewandt wie Perez, der es manchmal schwer hat, rechtzeitig den Mund zu schließen, bevor er übereilt Dinge sagt, die richtig sind, aber nicht in diesem Moment. »Sensi, hm«, sagt Eber. »Meine Alten hab’n eins seit einem Jahr, aber was die sich so anschau’n … und so oft darf ich auch nicht seh’n.«
    »Aha«, macht Job, dem ein wenig komisch zumute ist und der überhaupt nicht weiß, warum. »Mein Alter hängt jetzt davor«, sagt Job weiter, »der hängt überhaupt oft davor.«
    »Was die sich so anschau’n«, meint Eber.
    »Ich hab’ noch nie Sensi geseh’n, bis aufs Kino«, erklärt Perez, »und der hier war wirklich nicht teuer, und ich hatte auch kein Geld, um mir ’nen Schlitten zu kaufen, was die so fressen, dann geh’ ich doch nur für das Ding arbeiten, und so ’n Sensi ist wirklich verflucht irre. Jetzt das noch, autsch, verdammt, Eber, du Wahnsinn, paß doch auf mit dem Schraubenzieher, und, hm, hm, das müßte doch jetzt mit dem Teufel zugeh’n, wenn das nicht funktioniert, was?«
    »Sag mal, Perez«, sagt Job, »du kennst dich doch aus bei Siemens, und man hat zu mir gesagt, ich soll ab morgen zwei Monate mit den Monteuren und so rumfahren, aber da werd’ ich doch nur wieder Werkzeug schleppen und Bier tanken gehen müssen, und ich denk’ mir, was ist, wenn ich einfach nein sag’, wo doch in einem halben Jahr die Prüfung ist. Ich meine, was hab’ ich mit den Monteuren zu tun?« So, denkt Job, das hat ihn eigentlich schon die ganze Zeit beschäftigt, und er hat nachfragen wollen, doch Jobs Vater hat von diesen Dingen natürlich keine Ahnung, wo er doch auch jetzt irgendwo in Kandahar oder am Rio Bravo ist und auch sonst nur sagt, ›Klappe halten‹ und das wäre eben so eine Zeit, da müßte man schon machen, was einem gesagt wird.
    »Wir haben drei Reifen«, nickt Perez, »weil ich auch an dich gedacht hab’. Und … Was? Ach so, ist ja auch ganz lustig, Job, da kommst du doch aus der Stube raus und brauchst dich nicht totzuarbeiten, na ja, und wenn nicht, zwingen kann dich keiner, klar, aber freu’n werden die sich auch nicht, Eber, hast du den Anschluß drin, ja? Gut, gut, gut, und Job, du greifst dir mal den Programmdruck, klar, ’nen Drucker hat das Video auch, ist gar nicht alt, natürlich gebraucht, aber der Mensch, von dem ich’s hab’, hat keine Ahnung von Technik und verkauft alles, wenn ihm die Jungs vom TeVau-Geschäft sagen, das hätt’ eh keinen Sinn, und er soll sich besser ein neues aussuchen.«
    Job schaut sich den Programmdruck an. Eber und Perez sehen über seine Schulter, und irgendwie kommt sich Job wieder komisch vor, aber vielleicht ist es auch nur deswegen, weil der ganze Abend anders läuft, als er sich das vorgestellt hat, und weil Perez’ Antwort nicht gerade ermutigend war und er ab morgen dann wohl doch herumfahren und Werkzeug für die Monteure schleppen wird. »He«, macht Eber und schnieft und deutet mit seinem dicken Zeigefinger auf den Programmdruck, auf die Spalte Sender Deutschfunk, und Ebers Fingernagel schabt über einen Absatz, und Eber sagt: »Der Sternpirat läuft, Jungs, schon mal geseh’n, oder? Ich zweimal, aber nur, weil mein Alter nicht da war und meine Alte auf ’nem Geburtstag, und da hatten sie vergessen, das Video zu blockieren, wo doch meine Mutter gegen Sensi ist, jedenfalls bei mir.«
    »Sternpirat«, murmelt Perez, »na ja, irgendwas müssen wir ja probieren, damit wir wissen, ob das Ding überhaupt läuft. Job,

Weitere Kostenlose Bücher