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Unter Tage

Unter Tage

Titel: Unter Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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und identifiziert und vor ihm die schwere metallbeschlagene Außentür öffnet. Mehlhard hebt seine rechte Hand, winkt Job zu und gibt seine Zustimmung auf diese Weise zu erkennen, ohne von dem Supergirl for Adult-Comic aufzublicken oder rot zu werden, weil an dieser Stelle die unvergleichlich knackige Regentin von Novo Cryptonia das nur leichtbekleidete Supergirl neutralisiert hat und gerade beginnt, ihre Toga abzulegen, um mit Supergirl …
    Aber da ist Job schon im Aufzug und schwebt empor zur vierzehnten Etage, starrt das Kameraobjektiv an und schneidet eine Grimasse, die Mehlhard natürlich nicht sieht, weil die in der Tat nicht übel anzusehende Regentin bereits … Der Lift stoppt und entläßt Job in den Korridor mit den vielen Türen. Job hastet auf Zehenspitzen zu der Wohnung, die seine Eltern vor sieben Jahren angemietet haben, und schiebt vorsichtig und leise den elektronischen Schlüssel in das Sicherheitsschloß, und als er noch seinen Ausweis auf die dafür vorgesehene Fläche an der Tür preßt, schwingt sie surrend vor ihm auf. Jobs Vater sitzt noch immer im Wohnzimmer, aber er sieht nicht Rio Bravo, sondern Die Männer vom BKA und nähert sich soeben in einem Supersonic der südamerikanischen Küste, um mit Scherz und Schießeisen einigen Kokain-Händlern das Handwerk zu legen. Jobs Vater ist jetzt groß und breitschultrig und schwarzhaarig, und neben ihm im Supersonic sitzt eine vollbusige Brünette, die als sein Lockvogel arbeiten und auch sonst für sein Wohlergehen sorgen wird. Verstohlen eilt Job in sein Zimmer und schaut auf die Uhr und denkt, daß es jetzt Zeit wird, einzuschlafen. Er zieht sich aus, stellt den Digitalwecker und löscht die Lampe, so daß nur noch das Licht unten aus dem Tal sein Zimmer mit einem ungewissen, flackernden Schimmer erhellt.
    Bald wird er einschlafen, aber nicht bevor er über morgen nachgedacht und sich zu einem Entschluß durchgerungen hat, auch wenn ihm weder sein Vater noch Perez oder Eber oder sonstwer viel dabei geholfen hat. Er liegt da und denkt und sagt sich, daß er sich doch besser mit Perez oder einem anderen Menschen gründlich ausgesprochen hätte, schon allein, um Sicherheit zu gewinnen, aber der Tag war nicht danach und vielleicht … vielleicht …
    Job ist eingeschlafen, und unten im Tal rollt die Schwebebahn mit leisem Kunststoffgerumpel über die gewundenen Schienen, die seit hundert Jahren dem Lauf der Wupper folgen und die es nicht interessiert, daß in dieser Sekunde hoch oben im Glitzernetz der Milchstraße der Sternpirat sein wohlverdientes Ende findet.
    Dann ist es wieder still.

 
     
See you later, alligator
     

Pünktlich erschien Beta Virgis am Horizont, kletterte gemächlich an den violetten Wolkenbänken entlang und kreuzte dann die Bahn des blutroten Schwestergestirns, Alpha Virgis.
    Ich setzte mich ächzend in der Hitze zurecht, legte die Beine auf den Schemel und äugte durch die Sonnenbrille auf das Weiß der Wüste. Hinter mir summte die Kühlung des Aggregats, und ich wünschte mir, die Klimaanlage im Wrack meines abgestürzten Prospektorenbootes würde noch funktionieren.
    Hinter einer Düne schob sich der Alligator hervor. Ich winkte leutselig, als ich ihn erblickte: eine giftgrüne, geschuppte Echse, die wie ein Betrunkener durch den Sand torkelte und unablässig den Kiefer auf- und zuklappte. Schließlich hatte er mich erreicht und ließ sich schnaubend in den Sand fallen.
    »Hallo, Terraner«, knarrte der Alligator.
    »Hallo, Alligator«, sagte ich höflich.
    Eine Weile schwiegen wir, hörten dem Summen der Kühlung und dem schwachen Rauschen des Windes zu.
    »Hast du schon eine Nachricht von deinen Leuten erhalten?« erkundigte sich der Alligator zischelnd. Er rieb sich den feinkörnigen Sand auf die Schuppenhaut und keuchte wohlig.
    Ich wandte mich um und betrachtete das Aggregat, das wie ein groteskes Denkmal in der Wüste stand. An der Vorderfront des schmucklosen Metallwürfels öffnete sich eine Klappe.
    »Haben wir schon eine Nachricht erhalten?« fragte ich das Aggregat.
    Bzzz, machte die Maschine. »Kein Kommentar. Warnung. Ein ET hört mit.« Bzzz.
    Der Alligator kratzte sich die Schuppen am Halsansatz. »Was ist ein ET?«
    Ich zuckte die Achseln. »So etwas wie du, denke ich.« Ich überlegte, ob ich ihm noch mehr verraten sollte, aber das zornige Brummen des Aggregats hielt mich davon ab.
    »Du denkst also, daß deine Leute tatsächlich kommen?«
    »Natürlich«, nickte ich überzeugend. »Das Aggregat hat

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