Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Tage

Unter Tage

Titel: Unter Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
Vom Netzwerk:
drückst du mal?« Job steht auf und drückt den Einschaltknopf, und der Lautsprecher schreit los, und der Bildschirm wird hell.
    »… hat sich der Konflikt zwischen den Vereinigten Islamischen Staaten und den USA und der EG weiter verschärft. Sprecher in Washington und Bonn erklärten dazu …«
    Perez legt sich den Sensi-Ring um die Stirn, drückt kurz gegen das golden schimmernde weiche Metall, bis sich die Elektroden festgesaugt haben. Job sieht zu und verzieht den Mund, weil mit einemmal ein säuerlicher Geschmack auf seiner Zunge liegt.
    »… Waschweiß / weil es so schonend ist / Waschweiß / unserer Umwelt zuliebe …«
    »Das zwickt«, schimpft Eber, »verdammt, Mist, wenn’s nicht so zwicken würd’ … Ah, na endlich.« Er grinst. Von dem Goldring um seinen Kopf führt ein Kabel zum Video. Eber sieht Job an. »Na, was ist?«
    »… ist es in Brasilien zu weiteren landesweiten Unruhen gekommen. Staatspräsident Lezorres richtete an die westliche Welt den dringenden Appell, unverzüglich die Waffenlieferungen an die bedrängten Regierungstruppen zu erhöhen. Gleichzeitig warnte Lezorre das linkslastige Revolutionsregime in Chile vor weiterer Parteinahme für die brasilianischen Auf …«
    Dann liegt der Ring auch um Jobs Stirn, und er ist so kühl und leicht wie der von zu Hause. Job streicht über die Programmtasten und drückt den Deutschfunk, und ein Signal springt über und … und …
    Das Licht ist fahl auf Trobos Beta, wie ein Nebeltag auf der Erde, aber die Männer des Landungskommandos in ihren schweren gepanzerten Kampfanzügen sehen mit elektronischen Augen und tasten mit Ultraschallfingern und Wärmedetektoren über die dämmrige Kraterlandschaft, die alles ist, was Trobos Beta den Soldaten der Terranischen Eingreifreserve bietet. Job schultert das Lasergewehr, denn es drückt leicht gegen seinen Rücken, trotz der geringen Schwerkraft dieser Welt im Milchstraßendschungel, auf der sich der Sternpirat versteckt hält. Und Job steht in diesem Augenblick wirklich auf Trobos Beta, und er heißt nicht Job, sondern Commander Watch, und alle Männer, die ihn begleiten, bewundern und verehren ihn und würden ihr Leben opfern, um seines zu retten. Dieses Gefühl tut gut, und Job, der Commander Watch ist, lächelt und fühlt sich wohl und stolz, vor allem, weil er dazu ausersehen ist, die stillen Weiten des Weltalls vom Terror des Sternpiraten und seiner Mannschaft aus Fremdrassen und menschlichen Wracks zu säubern. Und dort vor ihm, zernarbt und kalt und alt im Licht der sterbenden roten Sonne, die am ockerfarbenen Himmel steht, genau dort vor ihm recken sich die monströsen Gipfel der Deadmans Mountains in die Höhe, das Versteck des Sternpiraten, der ihr Landungsboot abgeschossen hat und ihnen so nur die Wahl läßt, zu siegen oder zu sterben. Job, der Commander Watch ist mit Leib und Seele, Haut und Herz, mit all seiner Vergangenheit und Zukunft – zumindest jetzt, in diesem Augenblick, wo um ihn Trobos Beta den kurzen, kalten Tag verabschiedet – Job zieht den Sauerstoff aus dem Versorgungstank des Raumanzugs tief in seine Lungen und achtet nicht mehr auf das sachte Schaben der Knie- und Armgelenkscharniere. »Vorwärts, Männer«, sagt Job – oder vielmehr Commander Watch, denn Job will überhaupt nichts sagen, weil er viel zu fasziniert ist von den realen Sensationen, die ihm Video und Sensi-Ring übermitteln. »Ihr wißt«, sagt Commander Watch, der Job ist, »worum es geht und daß Millionen Menschenleben von uns abhängen. Es geht nicht nur um den Sternpiraten, Männer, denn obwohl er unser Feind ist, ist er ein Mensch. Es geht um seine artfremden Begleiter, Männer. Ihr wißt, wie es im Sternenreich Terras aussieht und daß an allen Grenzen die Fremden warten und lauern und auf ein Zeichen der Schwäche hoffen. Der Sternpirat hat es gewagt, mit den Aliens zusammenzuarbeiten, und wir kämpfen hier stellvertretend für die ganze Menschheit gegen Kreaturen, die nicht einmal …«
    Und Job nimmt den Sensi-Ring vom Kopf, so daß ihn Perez’ Zimmer anspringt, schnell wie ein wildes Tier, und wäre Job nicht von zu Hause daran gewöhnt, er hätte sich jetzt vielleicht sogar ein wenig erschrocken. Er ist jetzt wieder Job, und Trobos Beta ist von ihm durch mehr als nur Lichtjahre getrennt, ganz im Gegensatz zu Perez und Eber, die beide ebenfalls Commander Watch sind, und vielleicht beginnt jetzt auch der Angriff des Sternpiraten, denn Eber ballt die Fäuste und schaut grimmig drein, und Perez

Weitere Kostenlose Bücher