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Unter Tage

Unter Tage

Titel: Unter Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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nehmen?«
    »Aggregat?«
    Bzzz. »Auszug aus den Interstellaren Schürfbestimmungen, gültig seit 9/III/4563 in der Änderung seit 17/V/6994.
    Von im Sinne des Kolonisationsmemorandums bewohnten Planeten oder planetenähnlichen Himmelskörpern dürfen durch außerweltliche Individuen, Gruppen und Völker nur insoweit Bodenschätze und ähnliches gewonnen werden, wie sie die Entwicklung der Bewohner nicht erschweren, hemmen oder verhindern.« Bzzz.
    Der Alligator starrte mich an. »Was bedeutet das für meine Welt?«
    »Aggregat?«
    Bzzz. »Die Schürfdaten des Planeten Virgis Zwei – errechnet gemäß Anlage 74 der Interstellaren Schürfbedingungen – belaufen sich auf folgende Quantitäten. Eisenerz: siebzig Millionen Tonnen; Gold: dreiundzwanzig Millionen Tonnen; Platin: sechs Millionen Tonnen; Uran: acht Millionen Tonn …«
    »Hör auf!« brüllte der Alligator.
    Bzzz.
    »Das ist eine verdammte Schweinerei!« behauptete der Alligator. Er wirkte gereizt.
    Ich breitete die Arme aus. »Ganz und gar nicht. Das Aggregat hat alles genau berechnet. Ihr seid zwei Einwohner. Wenn ihr euch fleißig vermehrt und auch geistig auf der Höhe bleibt, dann kann Virgis Zwei in ein paar Zehntausend Jahren so weit sein, daß eure Nachkommen in der Lage sind, andere Himmelskörper zu besuchen. Und die Rohstoffe, die ihr bis dahin benötigt, die rührt niemand an. Ja, und der Rest? Nun, warum sollen wir ihn im Boden verfaulen lassen?«
    »Das ist Ausbeutung!« fauchte der Alligator.
    »Das stimmt«, nickte ich. »Aber ich kann nichts dafür. Wende dich an das Aggregat. Es ist der Chef.«
    »Dieses Ding?« knarrte der Alligator ungläubig. »Dieses Stück verrostetes Blech?«
    Bzzz, machte das Aggregat beleidigt.
    »Halt’s Maul!« befahl der Alligator. Er wandte sich wieder mir zu. »Du willst also im Ernst behaupten, daß ihr von einem Haufen schlechtgewickelter Drähte und verschmorter Transistoren beherrscht werdet?«
    »Nicht direkt«, schwächte ich vorsichtig ab.
    »Keine Ausflüchte!« Der Alligator wackelte mit dem Kopf. »Das ist ja ungeheuerlich!«
    Die Alligatorin wiegte sich in den Hüften. Fasziniert verfolgte ich ihre Bewegungen.
    Der Alligator knurrte vor sich hin. »Was dieser Kasten ausgespuckt hat, gefällt mir nicht! Obwohl ich jetzt zwei bin, werden deine Leute trotzdem noch kommen?«
    »Ich befürchte, ja«, entgegnete ich.
    »Aber Kopf hoch! Wie du gehört hast, nehmen wir nicht alles. Wir sind bescheiden.«
    »Deine Leute mögen wohl Bescheidenheit?«
    Ich lehnte mich zurück, leerte das Glas und schnalzte mit der Zunge. »Ja. Aber nur bei anderen.«
    Wütend wirbelte der Alligator herum, ergriff die Klaue seiner Gefährtin und wankte in die Wüste. Sie sah kurz zurück und winkte. Ich winkte ebenfalls.
    »He, Alligator!« schrie ich.
    »Was ist, Terraner?« schrie er zurück.
    »Wie heißt sie eigentlich?«
    »Wer? Ach sie!« Der Alligator grinste. »Ich habe sie Eva genannt. Was meinst du dazu?«
    »Ein hübscher Name«, schrie ich. »Er paßt zu ihr.«
    Dann waren beide hinter den Dünen verschwunden.
    Bzzz. »Barny, ich mag es nicht, wenn du deine Scherze mit mir machst«, beschwerte sich das Aggregat. »Ich dein Chef? Ha!«
    »Entschuldige«, bat ich murmelnd. »Wenn wir alles erledigt haben, sorge ich dafür, daß du neue Widerstände bekommst.«
    Das Aggregat summte glücklich vor sich hin. Oben am Himmel strahlten Alpha und Beta Virgis; ein rotes und ein weißes Auge.
     
    *
     
    »Sie sollten nicht soviel lügen, Barnings«, empfing mich Potschynski ungnädig. »Die Sache mit diesem seltsamen Bestimmungen – Raumcharta, Schürfrechte, Sie wissen schon! –, die ist schon einigen Leuten unangenehm aufgestoßen. Ethik, Moral, verstehen Sie?«
    Ich zuckte die Achseln. »Tut mir leid, Potschynski. Ich weiß so gut wie Sie, daß wir bewohnte Planeten in Ruhe lassen, aber meinen Sie, ohne diesen kleinen Trick hätte ich etwas erreicht?«
    »Trick?« wiederholte Potschynski. »Eine Menge Leute bekamen fast einen Herzkollaps, als sie die Aufzeichnung Ihres Gesprächs verfolgten. Auch wenn Sie keinen Funken Pietät besitzen, Barnings, sollten Sie doch auf die Gefühle anderer Menschen Rücksicht nehmen!«
    »Aber er verträgt es nicht, wenn Leute wie wir auf seiner Welt herumlaufen. Nur da können wir einhaken! Erst dann, wenn er befürchtet, daß wir kommen könnten, unternimmt er etwas! Sie wissen das doch auch! Jeder weiß es!«
    »Natürlich, Barnings, natürlich«, wiegelte Potschynski ab, »darum

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