Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Tage

Unter Tage

Titel: Unter Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
Vom Netzwerk:
haben wir auch diesen Weg eingeschlagen. Aber war es denn unbedingt nötig, uns auch noch als Robotknechte hinzustellen?«
    Bzzz, machte das Aggregat.
    Potschynski ignorierte es. »Wenn Sie wüßten, wer hier oben alles rotiert, seit Sie diese Behauptung geäußert haben …!«
    Ich mußte unwillkürlich lächeln. »Sagen Sie den Leuten, das wird sich irgendwann bestimmt aufklären.«
    Potschynski hustete gequält. »Denken Sie an meine Gesundheit, Barnings! Irgendwann! Sie sind wirklich ein Witzbold!« Er putzte sich lautstark die Nase. »Hoffentlich werden Sie dann Ihre Geschichten nicht bereuen!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Kaum. Witzbolde werden sehr geschätzt.«
    Potschynski schnitt eine Grimasse. »Ihr Wort in … nun, lassen wir das! Wie sieht es jetzt aus?«
    »Recht positiv. Er war heute morgen mit Eva hier.«
    »Mit Eva?« Potschynskis Augen quollen aus den Höhlen. »Wer zum … Hm, also, wer ist Eva?«
    »Eine bezaubernde junge Alligatorin, mit schmalen Hüften, vollen Schenkeln und einem Blick, der …«
    »Das wird Myrna aber gar nicht gefallen«, unterbrach mich Potschynski nervös.
    Ich winkte ab. »Schneiden Sie diese Stelle einfach aus dem Band heraus.«
    »Das geht nicht. Life-Übertragung, Sie verstehen?«
    »Hallo, Myrna«, sagte ich lahm.
    »Keine Privatgespräche!« polterte Potschynski. »Konzentrieren Sie sich auf Ihre Aufgabe! Wie werden Sie weiter vorgehen?«
    »Nun, er will verhindern, daß wir herunterschneien und den Boden mit Papiertaschentüchern und leeren Bierdosen bepflanzen. Und das kann er nur verhindern, wenn er sich verdammt viel Mühe gibt, um die Gesetze zu erfüllen.«
    »Gesetze!« äffte Potschynski nach. »Schöne Gesetze sind das!«
    »Genau«, bekräftigte ich ironisch. »Gesetze, die ihn überzeugen. Und ich bin ziemlich sicher, daß es darum morgen auf Virgis Zwei ganz anders aussehen wird!«
    »Und wenn etwas schiefgeht?« unkte Potschynski. »Wenn er dahinterkommt?«
    Ich lächelte erneut. »Keine Gefahr. Warum sollte jemand ausgerechnet ihn anlügen?«
    Potschynski gurgelte. Dann schaltete er ab.
     
    *
     
    »He! Sie! Was machen Sie da?«
    Ich blinzelte und blickte in das mürrische Gesicht eines Alligators. »Oh«, sagte ich überrascht. »So früh heute?«
    »Wovon reden Sie, Mann?« fauchte der Alligator. »Stehen Sie gefälligst auf und verschwinden Sie! Oder ich mache Ihnen Beine! Wissen Sie nicht, wo Sie sind?«
    »Nein«, gestand ich ehrlich. Dann setzte ich mich auf und sah mich um.
    Rechts und links schossen riesige, tausendfenstrige Wolkenkratzer in die Höhe; an den Betonwänden klebten wie makrokosmische Blutegel grelle Leuchtreklamen. Auf den breiten, schmutzigen Gehsteigen wälzen sich Tausende von Alligatoren an den leuchtenden Schaufenstern vorbei. Ich lag derzeit auf der Fahrbahn einer achtspurigen Straße, eingekreist von schnaubenden, erzürnt hupenden Blechfahrzeugen, die nach Chemikalien stanken und dicke Wolken blaugrauen Rauchs ausspien.
    »He!« machte ich verwirrt.
    Der Polizist – ich erkannte an der zitronengelben Schirmmütze, daß der Alligator ein Polizist war – der Polizist versetzte mir einen Tritt und zerrte mich auf den Bürgersteig. Von dem Aggregat war nichts zu sehen.
    »Aggregat!« brüllte ich. Mehrere Alligatoren warfen mir neugierige Blicke zu. »Aggregat, wo steckst du?«
    Bzzz, summte es unter meinen Füßen. Ich senkte den Kopf und bemerkte, daß ich auf einem Kanaldeckel stand und daß dieser Kanaldeckel von der Vorderfront des Aggregats gebildet wurde.
    »Wo ist der Alligator?« fragte ich das Aggregat.
    Bzzz. »Insgesamt befinden sich in einem Umkreis von einhundert Metern genau eintausenddreihundertvierundsechzig Individuen, die mit der Person, bezeichnet als ›Alligator‹, identisch sein können.« Bzzz.
    Ich fluchte. »Eine schöne Hilfe bist du mir!«
    Jemand tippte mir auf die Schulter. Ich blickte auf. Es war der Alligator. Neben ihm entdeckte ich Eva. »Hallo«, grüßte ich.
    Eva klimperte mit den Wimpern.
    »Hallo, Terraner!« röchelte der Alligator umgänglich. »Was sagst du nun?«
    Ich hob den Kopf, hinauf zu dem rußigen smogverhangenen Himmel, betrachtete dann die unzähligen, hastig laufenden Echsen und die quietschenden, qualmenden, brummenden Fahrzeuge. »Eindrucksvoll«, stellte ich fest.
    »Nicht war?« Die Brust des Alligators war stolzgeschwellt. »Ich hoffe, daß das deinen Leuten auch gefällt!«
    Ich kratzte geistesabwesend mein rechtes Ohrläppchen. »Nein, eigentlich nicht.«
    Der

Weitere Kostenlose Bücher