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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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begleitete. Die beiden verabschiedeten sich mit einer Umarmung.
    Dorle ging zu ihrem Haus. In weiter Entfernung entdeckte sie Neubert. Sie konnte nicht erkennen, ob der sie auch gesehen hatte. Schnell öffnete sie das Tor zu ihrem Hof und verriegelte die Türen.
    Am nächsten Vormittag war Dorle überrascht, dass Franzi schon früh bei ihr klopfte. Sie machte sich gerade fertig, um zu Capitaine Jarrés zu gehen.
    „Ich habe nicht viel Zeit“, erklärte Dorle und knöpfte ihre Jacke zu.
    „Das musst du hören“, forderte Franzi sie auf, die offenbar keine Erkältung durch den Regen am vergangenen Tag davongetragen hatte. Sie zog aus einer Tasche ihres Rocks eine Zeitung und faltete sie geräuschvoll auseinander. Dorle fiel auf, dass Franzi Ringe unter den Augen hatte und auch verweint aussah. Sie ließ ihr jedoch keine Zeit zum Nachfragen, denn sie blätterte aufgeregt in der Zeitung.
    „Hör zu!“, sagte sie schließlich so streng, dass Dorle sich genötigt sah, sich ebenfalls hinzusetzen. Franzi begann zu lesen.
    Die Eröffnung der Mainzer Universität
    Urkunde und Goldener Schlüssel dem Rektor überreicht
    „Das ist die Überschrift“, erklärte Franzi und schaute kurz auf, um sich zu vergewissern, dass ihre Freundin auch konzentriert zuhörte.
    Der große Festakt
    Franzi las langsam und mit gesenkter Stimme. Es klang sehr bedeutend.
    Im großen Saal, der im festlichen Dreiklang der Farben Weiß-Gold und Rot erstrahlte, versammelte sich schon lange vor Begin …
    Franzi lachte kurz auf. „Die schreiben Beginn mit einem n.“
    Sie ist wieder ganz die Alte, überlegte Dorle, nichts mehr von diesem seltsamen, abweisenden Verhalten, das sie gestern gezeigt hatte.
    … der eigentlichen Feier eine große Zahl der Gäste. Kurz nach zehn Uhr hielten die Ehrengäste und das Professorenkollegium der neuen Universität ihren Einzug. Von der französischen Militärregierung und Besatzung erschienen der Oberkommandierende in Deutschland, General Koenig, die Generäle Laffon und Monsabert …
    Hier unterbrach Dorle die Leserin und korrigierte ihre Aussprache.
    „Ist doch egal“, entgegnete Franzi und sprach die folgenden französischen Namen extra falsch aus.
    … Botschafter De St. Hardouin, Herr Cannae, Vertreter des Herrn René Meyer, Generalkommissar für die französisch besetzten Zonen, die Generäle Bouley und de Boislambert, Herr Sabatier, Generalsekretär des General Laffon, sowie die Generäle Schmittlein, Arnaud und Jacobsen und der Delegierte für die Stadt und den Kreis Mainz, Major Kleinmann
.
    „Erinnerst du dich?“, fragte Franzi. „Das ist der mit der Fastnacht.“
    Dorle nickte stumm und gab ihr ein Zeichen weiter zu lesen. Sie wollte nicht daran erinnert werden.
    Das Oberregierungspräsidium Hessen-Pfalz kam mit Oberregierungspräsident Dr. Eichenlaub und Präsidialdirektor Dr. Bieroth an der Spitze, Groß-Hessen entsandte seinen Ministerpräsidenten Prof. Dr. Geiler, aber auch die übrigen süddeutschen Länder ließen sich vertreten. Die Bischöfe von Mainz und Speyer, die Rektoren der Universitäten von Frankfurt, Freiburg, Straßburg sowie Vertreter der Universitäten von Zürich und Basel, Tübingen und Bonn, Abgesandte von weiteren Hochschulen, Vertreter der politischen Parteien und der Arbeiterschaft, zahlreicher Stadtverwaltungen und öffentlicher Einrichtungen reihten sich ein. Auf einem erhöhten Podest nahmen der Rektor der neuen Universität und die Dekane in ihren farbigen Roben sowie der gesamte Lehrkörper der Johannes-Gutenberg-Universität Platz
.
    Musikalisch umrahmt von Darbietungen des Städtischen Orchesters Mainz, des Pfalzorchesters Ludwigshafen und der Mainzer Liedertafel nahm der Weiheakt mit der Übergabe durch den Oberregierungspräsidenten Dr. Eichenlaub seinen Anfang. Der höchste Beamte der deutschen Verwaltung von Hessen-Pfalz sprach vom „glücklich zu preisenden Mainz“ …
    Franzi wiederholte das Zitat noch einmal, nun mit feierlich erhobener Stimme.
    … „glücklich zu preisenden Mainz“ und überreichte dem Rektor einen Goldenen Schlüssel als Sinnbild der eigenen Verwaltung und der Freiheit von Forschung und Lehre. Bewegt dankte der Rektor der Johannes-Gutenberg-Universität …
    Franzis Lachen kam so überraschend, dass Dorle zusammenzuckte und sie ansah. Zum ersten Mal kam es Dorle nicht echt vor und ihr schien, als überspiele ihre Freundin etwas, als wolle sie etwas verbergen.
    „Na, das ist komisch. Man kann doch einer Universität nicht danken.

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