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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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dass nun so viele Menschen glaubten in ihrem Leben mitreden und über sie bestimmen zu können.
    Trotz aller Bedenken eilte sie nach der Arbeit zu Brunner. Der empfing sie gar nicht so freundlich, wie sie erwartet hatte, sondern blickte sie kurz böse an, bevor er sie mit einem brutalen Ruck von der Türschwelle ins Haus zerrte.
    „Was willst du hier?“, fragte er Dorle.
    „Ich habe eine Nachricht …“, stammelte sie, völlig überrascht davon, dass der Mann sie so behandelte. Sie machte doch genau das, was er von ihr verlangt hatte.
    „Sei still!“, schnauzte er sie an. „Hat dich jemand gesehen?“
    Dorle schüttelte zuerst den Kopf und zuckte mit den Schultern.
    Noch einmal blitzte es zornig in Brunners Augen auf, dann wurde er ruhiger.
    „Also, was ist?“
    Mit einem Zittern in ihrer Stimme erzählte sie dem Mann, was sie über die Razzia gehört hatte. Brunner zeigte mit keiner Regung, ob ihn diese Nachricht erfreute.
    „Gut, Dorle Becker“, sagte er, als sie fertig war. Er griff in seine Hosentasche und entnahm ihr eine angebrochene Packung amerikanischer Zigaretten, die er ihr entgegen hielt.
    Als sie sie nicht ergreifen wollte, packte er die Frau am Arm, zog sie an sich und legte ihr die Packung in die Hand.
    „Nun geh. Und beim nächsten Mal kommst du abends und passt auf, dass dich niemand sieht. Verstanden?“
    Eingeschüchtert nickte Dorle und folgte Brunner zur Tür, der sie öffnete und erst nach rechts und links schaute, bevor er seiner Besucherin ein Zeichen gab, dass sie nun das Haus verlassen könne.
    Dorle war so erschöpft, dass sie zu Hause in der Küche am Tisch sitzend einschlief. Irgendwann in der Nacht wachte sie auf und schlich in ihr Bett.
    Am nächsten Tag war sie wieder im Haushalt von Capitaine Jarrés. Elaine ließ sie Weißkohl schneiden, der eingelegt werden sollte. Da weder der Capitaine noch seine Frau im Haus waren, erhielt sie keine weiteren Informationen über die Razzia.
    Die nächsten Tage arbeitete sie bei dem Capitaine und fürchtete ihre Verhaftung, doch nichts dergleichen geschah. Sonntag und Montag hatte sie frei und das gefiel ihr gar nicht, denn die Arbeit lenkte sie ab.
    Am Montagmorgen hätte sie fast das Klopfen an ihrem Tor überhört. Sie schrak zusammen. Sie fürchtete noch immer einen Besuch von Neubert, obwohl der seit seinem Überfall nicht ein einziges Mal in ihrer Nähe aufgetaucht war. Vielleicht war ihm, so überlegte Dorle, „die Sache“, wie sie bei sich selbst sagte, so peinlich, dass er sie von nun an in Ruhe lassen würde.
    Sie warf sich eine Decke über die Schultern und wankte auf noch unsicheren Füßen nach draußen.
    „Ja?“, fragte sie vorsichtig, ohne das Tor zu öffnen.
    „Ich bin’s, die Franzi. Mach auf, Dorle!“
    Es war etwas in der Stimme der Freundin, das Dorle stutzig machte.
    Kaum hatte sie das Tor geöffnet, stürmte die herein.
    „Zieh dich an“, forderte sie Dorle auf, während sie weiter ins Haus lief und sich gleich am Herd zu schaffen machte. Etwas Unternehmungslustiges lag in ihrer Stimme.
    „Was ist denn?“, fragte Dorle, als sie ihr in die Küche gefolgt war.
    „Heute wird die Universität eröffnet und vorher gibt es im Dom eine Messe“, erklärte Franzi. „Da gehen wir hin.“
    Dorle, die sich am Spülbecken wusch, hielt in ihrer Bewegung inne.
    „Was sollen wir denn da? Warum kommen deine Jungs nicht mit?“
    „Mensch Dorle, die Jungs, du weißt doch, wie die sind. Das ist doch langweilig, meinen die.“
    „Da haben sie Recht, oder?“, erwiderte Dorle. „Und außerdem, Franzi, was soll denn eine Uni, wenn die Leute nichts zu essen und kein Dach über dem Kopf haben?“
    „Es geht aufwärts, Dorle, das ist es. Es gründet doch keiner eine Universität, wenn es keine Zukunft gibt. Lass uns dahin gehen, Dorle, bitte! Ich muss sehen, dass das wahr ist. Und im Dom wird eine Messe gelesen. Wie lange war ich schon nicht mehr dort. Dorle! Dorle! Bald wird es uns wieder besser gehen.“
    Ein Funke von Franzis Optimismus sprang auf Dorle über, die über ihre Freundin lächeln musste. Sie trocknete sich ab und zog sich an, während Franzi den Herd anfeuerte und den Wasserkessel darauf stellte.
    „Ich habe doch nichts anzuziehen!“, brachte Dorle plötzlich als Einwand vor.
    Jetzt lachte Franzi laut. „Du bist auch ohne schöne Kleider hübsch …“
    Entrüstet unterbrach Dorle ihre Freundin. „Du willst mich verkuppeln. Du hast letztens schon so eine Anspielung gemacht.“
    Franzi kommentierte diese

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