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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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ein.
    „Caracciola.“ Brunner schnalzte mit der Zunge. „Ich habe ihn 1937 beim Großen Preis von Deutschland persönlich kennen gelernt. Feiner Kerl.“
    „Er soll in diesem Jahr wieder starten. In Amerika.“
    „Glauben Sie nicht alles, junger Mann, was Sie so hören oder lesen.“
    Siggi ging nicht darauf ein. „Haben Sie Manfred von Brauchitsch …“
    „Den Pechvogel“, lachte Brunner.
    Koch hatte bislang nur zugehört und wurde ungeduldig. „Herr Brunner, mir wird allmählich kalt. Könnten wir …?“
    „Oh, entschuldigen Sie, natürlich, das ist unhöflich von mir. Was sagten Sie, warum Sie gekommen sind?“
    „Ich würde mir gerne Ihre Autosammlung anschauen, um mir eine Anregung zu holen, mit welchem Wagen ich beim nächsten Mal bei Ihnen vorfahren kann, ohne Ihren Spott zu ernten.“
    „Bitte, bitte, Herr Kommissar, das war kein Spott. Eine kleine, freundliche Flachserei. Und Autosammlung. Ich bitte Sie. Schauen Sie sich um. Mir mag es nicht schlecht gehen, aber reich bin ich nicht. Aber bitte, wenn es Sie interessiert. Und Ihren jungen Kollegen.“
    Damit drehte er sich um und ging zu der Einfahrt auf der rechten Seite des Gebäudes, lief über die Zufahrt auf den breiten Eingang der Garage zu.
    „Kommen Sie!“, rief er die Polizisten heran, nachdem er die beiden Flügel des Tores geöffnet hatte.
    Drinnen war es dunkel. Brunner nahm von einem Schränkchen an der Seite eine Öllampe und zündete den Docht an.
    Koch stellte erstaunt fest, dass dieser Raum mehr einer Scheune als einer großen Garage glich, was man von außen gar nicht erkennen konnte. Der Raum war so tief, dass der hintere Teil noch immer im Dunklen blieb.
    „Ein 11 CV!“, schrie Siggi plötzlich auf und seine Stimme hallte in dem großen Raum wider.
    „Alle Achtung, junger Mann, Sie kennen sich ja wirklich aus. Ein hervorragendes Auto“, dozierte Brunner. „Da haben die Franzosen wirklich was Hervorragendes geleistet. Muss man auch als Deutscher anerkennen.“
    Der Blick, den er bei diesen letzten Worten Koch zugeworfen hatte, verriet, dass dies eine gezielte Provokation war und dass Brunner Erkundigungen über ihn eingezogen hatte.
    „Dabei sollen Sie ja auch gute Verbindungen zu den Franzosen haben.“
    „Ein Volk mit Lebensart“, nahm Brunner kühl den Faden auf. „Wie auch beim Wein. Respekt, Respekt. Ich bin ja einem guten Rheingauer Riesling nicht abgeneigt, aber ein französischer Roter. Respekt.“
    „Von dem Sie sicher auch einen schönen Vorrat haben.“ Koch hätte sich am Liebsten auf die Lippe gebissen, aber er hatte seine Bemerkung einfach nicht zurückhalten können.
    Doch Brunner zeigte sich in keiner Weise irritiert. „Ich kann Ihnen gerne eine Flasche Bordeaux zukommen lassen, Herr Kommissar. Oder lieber einen Tropfen aus dem Burgund? Wenn Sie mir Ihre Büroadresse mitteilen, haben Sie sie spätestens morgen.“
    „Hier, eine BMW, mit Seitenwagen. Und da, eine Horex.“ Siggis Stimme hatte den Klang eines verliebten Schwärmers. „Die BMW hat ja Tarnfarben. Wehrmacht.“
    „Die hat ein Soldat auf der Flucht zurückgelassen. Wenn Sie da rechts, unter der Plane schauen, hinter dem Holz, da steht ein Opel Olympia. Den habe ich“, dabei senkte Brunner verschwörerisch die Stimme und kam Koch ein Stückchen näher, „verschwiegen. Den hätte ich eigentlich abgeben müssen. Kriegswichtiges Gut. Aber meine Frau, Gott hab sie selig, hat so an dem Auto gehangen, da habe ich es nicht fertiggebracht. Stellen Sie sich vor, den Wagen von Kugeln zerfetzt oder einer Granate auseinander gerissen. Nein, das habe ich nicht übers Herz gebracht.“
    Koch nickte. Er wurde nervös. Die beiden Wagen waren absolut nicht das, was er suchte. Der Citroën 11 CV zu auffällig in Mainz, der Opel zu klein, außerdem war der hell lackiert. Dass die Wagen nicht beschlagnahmt worden waren, schob Koch auf Brunners gute Beziehungen zu den Franzosen.
    „So, genug gesehen?“, fragte Brunner in die Runde. „Ich muss weiter. Termine, Termine. Der Aufbau beginnt und da müssen wir alle unseren Teil zu beitragen.“
    „Und unsere Scherflein ins Trockene bringen.“
    „Bei Ihnen klingt das so gehässig, Herr Kommissar. Wie soll das denn sonst gehen? Wie im Sozialismus? Wo das hinführt, haben wir ja schon gesehen.“
    Plötzlich hallte aus der Tiefe des Raumes Siggis Stimme. „Ein Mercedes!“
    Koch ließ Brunner stehen und lief zu seinem jungen Kollegen, der in der hintersten Ecke der Garage mit seiner rechten Hand eine Plane

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