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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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merkte, dass sie nicht zusammen passten. Als er schließlich das Gefühl hatte, dass sie sich zu einem benachbarten Bauern hingezogen fühlte und sie das auch offen zeigte, fällte er im Herbst ’45 den Entschluss, nach Deutschland zu gehen. Der Abschied von Émile fiel ihm schwer.
    Aber es waren nicht Beatrice und ihre gescheiterte Beziehung, was Koch nach Deutschland zurückzog, dessen war er sich mittlerweile sicher und das hatte er sich auch schon eingestanden. Es war etwas anderes und das hatte mit Familie, mit Heimat zu tun. Mit Verantwortung. Denn Arnheim und andere trafen einen wunden Punkt, wenn sie ihm vorwarfen, dass er gut reden habe, so weit weg vom Schuss, außerhalb der Gefahrenzone, dem Krieg zugeschaut zu haben. Er konnte sich noch so oft einreden, dass die anderen auch hätten gehen können, dass sie Hitler ihre Stimme nicht hätten geben müssen, als das noch möglich war, es nagte trotzdem an ihm. Und er glaubte, nachdem er an schon so vielen Abenden darüber nachgedacht hatte, dass da die tatsächliche Triebfeder seiner Rückkehr lag.
    Und genau das hatte ihn bisher, wenn ihm alles zu viel wurde in diesem neuen Deutschland, davon abgehalten nach Frankreich zurückzukehren.
    Irgendwann legte Koch das Buch beiseite und ging in die Küche, wo er noch einen Rest Weinbrand hatte, eine halbe Handbreit in einer Flasche, die Bresson ihm großzügig überlassen hatte.
    Die trank Koch in kleinen Schlücken leer und spürte, wie die Müdigkeit langsam in seinen Körper kroch. Er zog seinen Mantel aus und seinen Schlafpullover über, nahm den heißen Backstein mit einem Tuch aus dem Herd, und legte sich ins Bett.
    Ein heftiges Klopfen an der Tür weckte Koch unsanft auf. Er brauchte einige Sekunden, bevor er das Geräusch einordnen konnte. Müde schleppte er sich zur Tür, öffnete und sah in das ernste Gesicht von Arnheim, der ihm gleich ein Stück Papier unter die Nase hielt.
    „In Ihrem eigenen Interesse, Koch“, sagte er statt einer Begrüßung und wollte den Kommissar zur Seite drücken, aber der war trotz seiner Müdigkeit geistesgegenwärtig genug, ihn davon abzuhalten. Er packte Arnheim am Arm und hielt ihn zurück. Dieser wollte die Hand abschütteln, aber Kochs Griff war zu fest.
    „Koch, bitte!“, forderte Arnheim.
    „Ich will wissen, was das soll!“ Erst jetzt realisierte Koch, dass zwei Ordnungspolizisten hinter seinem Vorgesetzten standen und unruhig hin und her wippten.
    „Koch“, zischte Arnheim und unterdrückte seine Wut. „Es liegt eine Anzeige gegen Sie vor, dass Sie Diebesgut in Ihrer Wohnung aufbewahren.“
    Koch lachte laut auf. „Diebesgut? In meiner Wohnung? Wer erzählt so einen Unsinn?! Und Sie glauben das?“
    Er war zu verblüfft, der Vorwurf zu absurd, als dass er gleich wütend und zornig werden konnte.
    „Koch, ich habe bis jetzt darauf verzichtet, mir beim Staatsanwalt die Genehmigung zur Durchsuchung Ihrer Wohnung zu besorgen. Ich halte den Vorwurf ebenfalls für absurd, aber nachgehen muss ich der Anzeige. Also, in Ihrem eigenen Interesse, lassen Sie die beiden Männer ihre Arbeit machen.“
    Koch ignorierte Arnheims Aufforderung und blieb in der Tür stehen. Die beiden Polizisten wagten nicht in die Wohnung zu gehen.
    „Koch, machen Sie die Sache nicht noch schlimmer. Wir haben in dem Dienstwagen, den Sie gestern benutzt haben, einige Flaschen Bordeaux gefunden. Und keinen billigen. Genau so ein Wein ist vor drei Wochen aus einem französischen Lager bei Koblenz gestohlen worden.“
    Arnheim ging näher an Koch heran und zog vernehmlich Luft durch seine Nase ein.
    „Sie haben getrunken, Koch. Bordeaux?“
    „Die Tür“, sagte er. „Die verdammte offene Tür.“
    „Ich weiß nicht, was Sie da sagen, aber ich bitte Sie, die beiden Männer in die Wohnung zu lassen.“
    Brunner, schoss es Koch durch den Kopf. Das war Brunner. Das war seine Rache für seinen Besuch in der Halle in Mombach und dafür, dass er diesen Glatzkopf niedergeschlagen hatte. Er schwärzte ihn nicht an, er machte ihn unglaubwürdig. Hatte den Wein im Auto deponiert, damit die Kollegen auch noch die Wohnung durchsuchten.
    „Dieser Mistkerl!“, fluchte Koch laut und trat gegen den Türrahmen.
    Arnheim kommentierte das nicht.
    „Koch, bitte!“, sagte er noch einmal, und zu dessen Überraschung trat der Kommissar nun zur Seite und ließ die Männer in seine Wohnung. Er selbst setzte sich auf seinen zerschlissenen Sessel, legte den Kopf zurück und wartete und verfluchte Brunner. Warum

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