Unter Trümmern
wissen Sie das?“ Glodkowski grinste Koch frech an. „Sie haben ja richtige hellseherische Fähigkeiten.“
Koch machte einen Schritt auf den Mann zu.
„Wollen Sie mir drohen? Ich glaube, das dürfen Sie nicht. Aber wir haben ja nichts zu verbergen. Fred hat sich tatsächlich an einer Mauer verletzt.“ Glodkowski drehte sich um und zeigte auf die Mauer, die das Gelände umgab. „Er musste hier rein, hatte keinen Schlüssel und ist da rüber. Hat nicht an die Glasscherben gedacht. Dumme Sache. Passiert ihm nicht noch mal. War schmerzhaft. Oder, Fred?“
„Sehr schmerzhaft!“, bestätigte der.
„Zufälle gibt’s. Und das in dieser Zeit. Ich hätte gewettet, dass das keine Glasscherbe, sondern Stacheldraht war.“ Koch war anzusehen, dass er sauer war, dass er an diesen Kerl nicht rankam.
„Sind Sie auch Arzt? Aber heutzutage, tja …“
„Jetzt gehen wir doch mal in die Halle und schauen uns da um.“ Koch ging an Glodkowski vorbei zu der Tür, die nicht weit von dem Steinhaufen, an dem die beiden Arbeiter bei ihrer Ankunft gesessen hatten, in die Halle führte.
„Das werden Sie mal schön bleiben lassen!“, blaffte Glodkowski und packte Koch an der Schulter. Der drehte sich um und schlug dem Mann seine Faust unters Kinn. Glodkowski kippte zur Seite und fiel auf den Steinhaufen. Er stöhnte auf.
Siggi behielt derweil Fred im Auge.
Koch trat im Vorbeigehen Glodkowskis Hammer, der ihm bei dem Sturz aus der Hand gefallen war, zur Seite und legte seine Hand auf die Klinke der Tür.
In dem Moment wurde die Tür so heftig aufgestoßen, dass sie den Kommissar am Kopf erwischte und er zu Boden fiel. Ein Mann sprang über ihn und lief über das Gelände fort.
Siggi war hin- und hergerissen, den Flüchtigen zu verfolgen oder seinem Chef zu helfen.
„Hinterher!“, schrie ihn Koch an und rappelte sich auf. „Schnappen Sie sich den Kerl!“ Er war aufgestanden und sah den Mann, der einen Verband um den Kopf trug, schon in einiger Entfernung laufen.
Er fürchtete, selbst einen Verband gebrauchen zu können, denn die Stelle an seiner Stirn, an der ihn die Tür getroffen hatte, schmerzte.
Fred wollte die Gelegenheit nutzen zu verschwinden.
„Hierbleiben!“, befahl ihm Koch.
Eingeschüchtert blieb der junge Mann stehen. Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen, suchte Glodkowskis Blick, als wollte er darin lesen, was er machen sollte.
Glodkowski hatte sich inzwischen aufgesetzt und massierte sein Kinn. Er achtete nicht auf den Jungen. Er ließ seinen Blick umherschweifen.
„Lass den Hammer liegen!“, drohte ihm Koch.
„Ich werde mich über Sie beschweren. Kommen hierher und schlagen die Leute grundlos zusammen.“
„Wer war der Mann?“
Glodkowski erhob sich langsam und zuckte mit der Schulter.
„Los, wer war das?“, bellte Koch ungehalten.
„Woher soll ich das wissen? Ich kenne den nicht. Wollte wahrscheinlich was klauen. Heute scheint ja jeder hier einfach so reinzumarschieren.“
„Pass auf, Bürschchen!“ Koch ärgerte sich über sich selbst, dass er sich so leicht provozieren ließ. Er ging zu der Tür und sah in die Halle. Verstecke gab es zwischen den Tonnen und Säcken genügend. Er ging ein paar Meter in das Innere des Gebäudes und lief umher. Diebesgut könnte hier überall sein. Er schätzte Brunner allerdings nicht als so naiv ein, dass er seine Beute offen lagern würde.
„Wer war der Mann?“, richtete er, als er wieder vor den beiden Arbeitern stand, seine Frage dieses Mal an Fred.
Der schüttelte leicht den Kopf. „Kenn ich nicht. Hier sind nur wir zwei. Der muss eingestiegen sein. Wollte vielleicht was klauen.“ Er klang kleinlaut, nicht so überheblich wie der Ältere.
„Klauen?“
„Oder hat vielleicht hier gepennt. So ein Durchreisender. Ist trocken. Man hat Ruhe …“
„Offenbar nicht“, unterbrach ihn Koch und sah sich um.
Siggi kam zurück, breitete resigniert die Hände aus.
„Hab ihn nicht mehr erwischt“, keuchte er außer Atem, als er seinen Chef erreicht hatte. „Ist durch ein Schlupfloch hinten raus und über die Gleise weg. Kannte sich wohl aus hier.“
„So viel zum Durchreisenden“, zischte Koch Fred mit wütendem Blick zu. Er nahm Freds Personalien auf, dann verließen die beiden Männer das Gelände. Glodkowski folgte ihnen und warf, kaum dass sie das Gelände verlassen hatten, die eiserne Tür scheppernd ins Schloss.
„Verdammt!“, stieß Siggi hervor, als sie zum Auto gingen. „Tut mir echt leid. Der war zu schnell.
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