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Unter Trümmern

Unter Trümmern

Titel: Unter Trümmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Heimbach
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er sich, zog sich seinen Anzug und einen Mantel an und setzte seinen Hut auf und lief nach unten.
    „Steigen Sie ein!“, forderte Reuber und schlug dabei mit den Händen aufs Lenkrad.
    „Was ist denn?“, fragte Koch, nachdem Reuber den Gang eingelegt hatte und mit hoher Geschwindigkeit die Zahlbach entlangschoss.
    „Siggi ist gefunden worden. Schwer verletzt!“
    „Verflucht!“, entfuhr es Koch. „Was ist passiert?“
    „Er lag auf den Gleisen. Zwischen Bodenheim und Nackenheim.“
    „Auf den Gleisen?“
    „Zwei Männer, ich nehme an, sie kamen von einer Hamstertour zurück, haben ihn gefunden. Quer über den Gleisen liegend. Voll wie eine Strandhaubitze.“
    „Siggi?“, rief Koch fassungslos aus.
    „Ja, Siggi. Fünf Minuten später und er wäre überrollt worden. Nichts wäre mehr von ihm übrig geblieben.“
    Es fiel Koch schwer, einen vernünftigen Gedanken zu fassen.
    „Aber er wollte sich doch nicht …“
    „So sollte es aussehen“, widersprach ihm Reuber. „Wenn der Zug über ihn drüber wäre, hätte es wie ein Selbstmord oder ein Unfall ausgesehen. Passiert ja derzeit oft genug.“
    „So eine gottverdammte Sauerei! Sie meinen, er ist abgefüllt und auf die Gleise gelegt worden.“
    „Genau so“, bestätigte Reuber knapp und wich mit einem riskanten Schlenker einer alten Frau aus, die mit zwei schweren Taschen einfach auf die Straße getreten war.
    „Pass doch auf!“, schrie er durch das halb geöffnete Fenster nach draußen.
    An der nächsten Kreuzung hatte sich Reuber wieder beruhigt. Er zündete sich beim Fahren eine Zigarette an und inhalierte tief. „Dazu hat er eine dicke Beule am Hinterkopf. Ob was gebrochen ist, weiß ich nicht.“
    Glodkowski, schoss es Koch durch den Kopf. Er führte seine Arbeit, die er für die Nazis gemacht hatte, für Brunner fort. Leute verschwinden lassen.
    „Brunner“, sagte er stattdessen.
    „Möglich, dass die beiden Männer in Mombach mitbekommen haben, dass er sie beobachtet. Aber einen Polizisten umzubringen …? Die wissen, dass sie damit ein ganz hohes Risiko eingehen.“
    „Deshalb sollte es ja wie ein Unfall aussehen.“
    Auch Koch hatte sich ein wenig beruhigt. Er schüttelte den Kopf. „Siggi muss was rausgefunden haben, das dieses Risiko lohnte. Außerdem: Wenn er hier auf die Gleise gelegt wurde, ist das kein Zufall.“
    „Nähe Bodenheim. Da, wo der Überfall war und Hartmann verletzt wurde.“
    „Brunner ist doch nicht so dumm …“
    Koch unterbrach den Kollegen. „Brunner ist ein Spieler und er hält sich für unschlagbar. Erinnern Sie sich an den Bordeaux. Er will uns demütigen, uns zeigen, dass wir ihm nichts können.“ Koch machte eine Pause. „Wo liegt Siggi?“
    „Vinzenzkrankenhaus. Wir sind gleich da.“
    Koch pfiff durch die Zähne. „Was für eine Sauerei!“
    Zwei Minuten später stellte Reuber den Wagen ab. Nebeneinander eilten die beiden Männer ins Krankenhaus.
    „Halt!“, rief ihnen die Schwester am Empfang nach, als sie an ihr vorbeieilten. „Wo wollen Sie hin?“
    Koch zog seine Dienstmarke und hielt sie der Frau unter die Nase. „Polizei. Ein Kollege von uns ist heute Nacht eingeliefert worden.“
    Ungerührt sah die Schwester ihn an. „Zweiter Stock. Aber ich glaube nicht, dass …“
    Mehr bekamen die beiden Polizisten nicht mit.
    Im zweiten Stock wurden sie von einem älteren Arzt aufgehalten.
    „Wohin, meine Herren?“, fragte er streng und breitete seine Arme aus.
    „Siggi, ich meine Siegfried Maus“, stammelte Koch. „Polizist, ist heute eingeliefert worden.“
    „Der im Vollrausch?“ Der Arzt grinste. „Mir scheint, der Mann hat die ganze Asservatenkammer ausgesoffen.“
    An Kochs und Reubers düsteren Blicken erkannte er, dass den beiden Männern nicht nach Scherzen zumute war.
    „Schon gut“, wiegelte er ab. „Des Doktors täglicher Zynismus. Sie sind Kollegen?“
    Beide Männer nickten.
    „Maus hat Glück gehabt. Im doppelten Sinne. Zum einen, dass er rechtzeitig gefunden wurde, bevor der Zug kam, zum anderen wegen seiner Alkoholvergiftung. Wir mussten dem Mann den Magen auspumpen. Und, er hat eine Schädelfraktur. Sah zuerst schlimmer aus, als es ist. Aber er wird noch einige Zeit hier bleiben müssen.“
    „Schlimm? Bleibende Schäden?“
    „Kann ich noch nicht sagen. Er ist noch bewusstlos. Und es wird noch einige Zeit dauern, bis Sie mit ihm sprechen können.“
    „Dürfen wir ihn sehen?“, fragte Reuber.
    Der Arzt nickte. „Kommen Sie!“ Er führte die beiden Männer

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