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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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von Pontywen zu existieren.

16
     
     
    Am nächsten Tag war einer jener Herbsttage, an denen es scheint, als hätte der Allmächtige den Kalender auf Hochsommer zurückgedreht. Das Sonnenlicht strömte in mein Zimmer und lockte mich zu dem Sessel am Erkerfenster. Ich war gerade damit fertig, den wöchentlichen Brief von meiner Mutter zu lesen, und war zu dem unvermeidlichen Postscriptum meines Vaters gelangt: „Hältst Du Dir auch die Gedärme frei?“ Er war der tiefen Überzeugung, die Verstopfung sei die Wurzel allen Übels.
    Plötzlich wurde die sonnige Stille durch einen Lärm zerrissen, der wie das Dauerfeuer eines Maschinengewehrs klang. Ich sprang auf und sah einen uralten Morris Minor draußen vorfahren. Mit einer schwindelerregenden Mischung aus Überraschung und Freude sah ich, daß die Fahrerin niemand anderes als Dr. Eleanor Davies war.
    Als sie aus dem Wagen stieg, stand ich schon draußen auf der Schwelle, um sie zu begrüßen.
    „Sie sollten lieber vorsichtig sein!“ warnte ich sie. „Will Notizbuch wird Sie wegen Ruhestörung belangen.“
    „Keine Sorge“, sagte sie, „wenn ich mit Ihnen nach Cardiff fahre, wird der Motor so leise sein wie eine gut geölte Nähmaschine. Er kommt noch heute nachmittag in die Werkstatt.“
    „Möchten Sie nicht hereinkommen?“ fragte ich. Ich vollführte eine blasse Nachahmung einer Sir-Walter-Raleigh-Verbeugung samt Armschlenker.
    „Keine Zeit, fürchte ich“, erwiderte sie. „Ich bin auf dem Weg in die Praxis. Wenn Sie aufhören könnten, die Romeo-und-Julia-Szene rückwärts zu spielen und statt dessen zu mir herunter kämen, könnte ich Ihnen erklären, was mich herführt.“
    „Tut mir leid“, sagte ich. Ich sprang die zwei Stufen hinunter und landete neben ihr. „Eigentlich sollte es eine Sir-Walter-Raleigh-Verbeugung sein.“
    „Völlig mißlungen“, kommentierte sie. „Ich dachte, Sie hätten versucht, den Glöckner von Notre-Dame nachzumachen. Aber genug gescherzt. Gestern kam eine Frau mit einem blauen Auge und Rippenverletzungen in die Praxis. Sie sagte, sie wäre die Treppe hinuntergefallen.“
    „Was hat das mit mir zu tun?“ fragte ich.
    „Mir sieht es so aus“, erwiderte sie, „als ob sie von ihrem Mann geschlagen worden wäre, der gerade von der Armee zurückgekehrt ist. Ich glaube, das ist ein Fall für Sie, bevor es ein Fall für Will Notizbuch wird.“
    Mein Mund ging auf, aber kein Laut kam heraus.
    „Das ist eine sehr gute Nachahmung eines Goldfischs“, sagte sie.
    „Es ist — es ist — „, stammelte ich. „Also, mit so etwas habe ich noch nie zu tun gehabt.“
    „Es gibt für alles ein erstes Mal“, sagte Eleanor scharf. „Sie sagten, Ihrer Meinung nach sollten Kirche und Medizin Hand in Hand arbeiten. Ich habe meinen Teil getan — jetzt sind Sie an der Reihe.“
    Sie war eine sehr energische junge Dame.
    „Na schön!“ sagte ich, plötzlich voller Entschlossenheit. „Wie heißt sie, und wo wohnt sie?“
    „Das gefällt mir schon besser“, erwiderte mein Augapfel. „Sie heißt Mrs. Evelyn Thomas und wohnt in der Williams Terrace Nummer dreizehn. Sie ist ungefähr vierzig und hat drei Kinder, alle in der Schule.“
    „Was ist mit dem Ehemann?“ fragte ich. „Ist er zu Hause, oder hat er schon Arbeit gefunden?“
    „Er hat im Stahlwerk angefangen. Er war bei der Walisergarde“, kam die Antwort.
    Ich schluckte. Ich hoffte, daß er einen Meter fünfzig groß und ein Bantamgewicht war.
    „Sie — äh — wissen nicht zufällig, in welcher Schicht er arbeitet?“
    „Ich habe mich mehr für die Verletzungen der Frau interessiert als für die Arbeitszeiten ihres Mannes“, sagte sie. „Warum, was macht das für einen Unterschied?“
    „Es ist nur, daß es wohl klüger wäre, die Dame aufzusuchen, wenn ihr Mann nicht da ist“, erwiderte ich.
    „Ich hätte gedacht, daß es sehr unklug ist, Damen aufzusuchen, wenn ihre Männer nicht da sind“, gab sie spitz zurück.
    „Ob Sie es glauben oder nicht“, entgegnete ich, „in meinem Job besuche ich ständig Frauen während der Abwesenheit ihrer Männer.“
    „Sie Glückspilz“, kommentierte sie. „Aber Sie haben völlig recht. Es wäre gut, wenn Sie mit ihr allein sprechen. Ich schätze, Sie werden einfach Ihr Glück versuchen müssen. Wenn er heute vormittag da ist, dann können Sie heute nachmittag noch einmal hingehen, wenn er demzufolge auf der Arbeit sein muß.“
    „Allmählich klingen Sie wie mein Pfarrer“, bemerkte ich.
    „Solange ich nicht

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