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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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sollten — das kommt für mich nicht in Frage“, verkündete ich. „Außerdem ist mein einziges anständiges Hemd sowieso in der Wäsche.“
    „Also schön“, sagte er. „Wohin sollen wir gehen?“
    „Sie sind mir einer“, erwiderte ich. „Laden mich zu einem Abend ein und fragen mich, wohin wir gehen sollen.“
    „Hören Sie schon auf“, entgegnete Charles. „Sie kennen sich in diesem Teil der Welt besser aus als ich.“
    „Friede sei mit Ihnen, Bruder“, sagte ich beschwichtigend. „Wie wäre es, wenn wir den Zug nach Cardiff nehmen? Wir können nicht einfach hier in der Nachbarschaft einen trinken gehen. Wenn wir das täten, würde unser hochwürdiger Arbeitgeber mit Sicherheit davon erfahren.“
    Später am Abend, als wir in einem Pub in der St. Mary-Street in Cardiff am Tresen standen, sagte ich zu meinem Kollegen: „Was halten Sie davon, wenn ich eine Gilbert-und-Sullivan-Gruppe in Pontywen gründe?“
    „Großartige Idee“, erwiderte Charles. „Wir haben immer in meiner Schule die Operetten aufgeführt.“
    Charles war auf einer Privatschule gewesen. Ich hatte ein öffentliches Gymnasium besucht, wo die einzige dramatische Betätigung darin bestand, daß die Schüler einmal im Jahr ein Stück von Shakespeare aufführten.
    „Ich glaube, ich werde morgen mit dem Pfarrer darüber reden“, sagte ich. „Ich habe auf dem College ein paar Stücke inszeniert, und ich habe einiges von Gilbert und Sullivan auf Konzerten gesungen. Ich würde sehr gern etwas wie The Pirates of Penzance machen, sowohl als Darsteller als auch als Regisseur.“
    „Wenn Sie einen Pianisten brauchen, stehe ich gern zur Verfügung“, erbot sich Charles.
    „Das muß eine göttliche Fügung sein“, begeisterte ich mich. „Gestern finde ich einen führenden Sopran, heute einen Begleitmusiker.“
    „Wer ist der führende Sopran?“ fragte er.
    „Keine andere als die junge Dame, mit der ich am nächsten Dienstag eine Verabredung habe“, sagte ich stolz.
    „Und wer ist das ?“ Charles war jetzt höchst interessiert. „Dr. Eleanor Davies, die Gott schützen möge, aus Llangwyn“, intonierte ich.
    „Gütiger Himmel!“ rief er. „Sie wollen aber hoch hinaus.
    „Gestern abend meinte Mrs. Richards, ich käme schnell zur Sache, und heute sagen Sie, ich wolle hoch hinaus. Ich glaube, ich wäre bei der Air Force gut zu gebrauchen.“ Ich war sehr zufrieden mit mir.
    Am nächsten Morgen trafen wir uns im Pfarrhaus zu unserem Donnerstagspalaver mit Kanonikus Llewellyn.
    „Leben Sie sich bei den Howells gut ein?“ fragte der Pfarrer.
    „O ja!“ schwärmte mein Freund. „Es sind sehr nette Leute, und ich bin sicher, daß ich mich dort sehr wohl fühlen werde.“
    „Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben“, brummte der Pfarrer.
    Charles sah aus wie ein Ballon, aus dem die Luft herausgelassen worden war.
    Ich kam zu dem Schluß, daß dies kein günstiger Moment war, um eine Banalität wie eine Gilbert-und-Sullivan-Gruppe zu erwähnen.
    Dann wandte sich der alte Mann mir zu. „Secombe“, sagte er, den Kopf schiefgelegt und eines seiner schwarzen Augen auf mich gerichtet, „ich habe nachgedacht. Es ist an der Zeit, daß St. Padarn’s selbständiger wird. Jetzt, wo der Krieg vorüber ist und die Jungs von ihren Einheiten zurückkommen, wird die Kirche da oben in der Lage sein, mehr auf eigenen Füßen zu stehen. Darum habe ich vor, Ihnen die alleinige Verantwortung dafür zu übergeben, wobei Sie noch gelegentlich in der Pfarrkirche oder in St. Illtyd’s aushelfen würden.“
    Gott beschreitet geheimnisvolle Wege, seine Wunder zu vollbringen, dachte ich.
    „Ich danke Ihnen sehr, Herr Pfarrer“, erwiderte ich. „Es würde mich sehr freuen, diese Verantwortung zu übernehmen. Bedeutet das, daß ich freie Hand habe, den sozialen Aspekt des Gemeindelebens in St. Padarn’s zu gestalten?“
    „Worauf wollen Sie hinaus?“ fragte er argwöhnisch. „Nun, zum Beispiel“, sagte ich, nach geeigneten Worten suchend, „würde ich gerne Kirchgänger und Außenstehende zusammenbringen, indem ich etwa eine Gilbert-und-Sullivan-Gruppe ins Leben rufe.“
    „Ich glaube kaum, daß Gilbert und Sullivan sich selbst je als Missionare gesehen haben“, sagte der Pfarrer. „Trotzdem, wenn Sie eine solche Gruppe gründen wollen, nur zu, Secombe. Aber lassen Sie das Ihrer eigentlichen Arbeit nicht in die Quere kommen — der Seelsorge.“
    In diesem Moment begann die Gilbert-und-Sullivan-Operettenvereinigung der Kirchengemeinde

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