Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
Vom Netzwerk:
aussehe wie er, stört mich das nicht“, sagte sie. „Ich muß jetzt gehen. Rufen Sie mich heute abend an, und erzählen Sie mir, was passiert ist.“
    Binnen Sekunden war das Auto mit einem solchen Lärm verschwunden, daß ein halbes Dutzend Türen von erschrockenen Hausbewohnern geöffnet wurden. Ich eilte zurück in mein Zimmer.
    Der Sessel am Erkerfenster war sowohl physisch als auch metaphorisch zu einem heißen Stuhl geworden. Wie in aller Welt sollte ich die Wahrheit aus Mrs. Evelyn Thomas herausbekommen, und wenn ich sie herausbekommen hatte, was sollte ich damit machen? Während ich dasaß und grübelte, klopfte Mrs. Richards an meine Tür.
    „Möchten Sie noch eine Tasse Tee, Mr. Secombe?“ erkundigte sie sich.
    „Nein, danke“, sagte ich, „aber ich hätte gern ein paar Informationen — das heißt, falls Sie sie haben.“
    Sie strahlte. Die alte Dame liebte es, ihren Schrank voller Informationen auszupacken.
    „Kennen Sie eine Mrs. Evelyn Thomas aus der Williams Terrace Nummer dreizehn?“ fragte ich.
    „Nun, ich kenne sie nicht näher“, antwortete sie, „aber vom Sehen. Eine kleine Frau mit drei kleinen Jungs. Ihr Mann ist gerade demotorisiert worden. Ein Riese von einem Mann — übler Kerl. Es heißt, er hat sie schrecklich behandelt, seit er zurück ist.“
    „Warum?“ fragte ich. „Trinkt er?“
    „Nein, nein“, erwiderte sie. „Es ist nicht der Alkohol. Die Leute sagen, der Krieg habe ihn ein wenig seltsam werden lassen — Sie wissen schon seelisch gestört.“
    „Die Leute“ waren eine wichtige Quelle für Mrs. Richards. Bisher waren „die Leute“ meiner Erfahrung nach immer gut informiert gewesen.
    „Recht herzlichen Dank, Mrs. Richards“, sagte ich. „Das ist mir eine große Hilfe.“
    Sie fragte nicht nach den Gründen für meine Neugier. Das tat sie nie. Sie strahlte nur wieder und ging, froh, etwas für mich getan zu haben.
    Ich brauchte eine halbe Stunde, um den Mut zusammenzuraffen, aufzustehen und zur Williams Terrace Nummer dreizehn zu gehen. Das heißt, ich ging nicht, ich bummelte. Dennoch erreichte ich das Haus nur zu bald.
    Helle, saubere Vorhänge schmückten die Fenster, und die Haustür war frisch mit schokoladenbrauner Farbe gestrichen. Das Haus machte den Eindruck, als ob man sich darin wirklich zu Hause fühlen könnte.
    Ich holte tief Luft und klopfte an die Tür. Sekunden später wurde der Vorhang des vorderen Fensters ein paar Millimeter zur Seite geschoben. Rasch legte sich der Vorhang wieder in seine säuberlichen Falten. Ich wartete darauf, daß die Tür geöffnet wurde. Nichts geschah.
    Wenn ich jetzt gehe, sagte ich mir, wird Eleanor denken, ich hätte gekniffen. Ich klopfte noch einmal, diesmal erheblich fordernder. Nach dem dritten Klopfen hörte ich Schritte im Flur.
    Die Tür öffnete sich langsam, und eine zierliche Mrs. Thomas kam zum Vorschein, adrett gekleidet in Pullover und Rock. Ihr schmales, blasses Gesicht war durch eine riesige Schwellung entstellt, die ihr linkes Auge völlig verschlossen hatte.
    „Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat“, sagte sie. Ihre Stimme zitterte. „Ich war oben und habe die Betten gemacht.“
    „Ich bin der Vikar in der St.-Padarn’s-Kirche“, stellte ich mich vor.
    „Ich weiß“, sagte sie. „Mr. Secombe, richtig?“
    „Richtig“, erwiderte ich. „Ich mache Besuche hier in der Straße. Darf ich hereinkommen und mich ein Weilchen mit Ihnen unterhalten?“
    Sie sah ziemlich verstört aus.
    „Also, ich weiß nicht“, sagte sie. „Ich muß gleich zum Einkaufen los.“
    „Wenn Sie nur ein wenig Zeit erübrigen könnten, wäre ich sehr dankbar“, erwiderte ich.
    „Oh, also gut“, murmelte sie. „Aber ich kann mich wirklich nicht lange mit Ihnen unterhalten.“
    Sie führte mich ins Vorderzimmer. Es roch nach Möbelpolitur. Das Linoleum glänzte zwischen den billigen Läufern, die in vollkommener Symmetrie darüber ausgelegt waren. Für ein Haus, in dem drei kleine Kinder wohnten, wirkte alles bemerkenswert ordentlich. Eine Fotografie eines Angehörigen der Walisergarde prangte einsam und verlassen auf dem Kaminsims.
    „Ist das Ihr Mann?“ fragte ich.
    „Ja“, sagte sie. „Er ist jetzt demobilisiert. Er arbeitet im Stahlwerk. Darum muß ich auch zum Einkaufen — für sein Mittagessen. Er arbeitet von sechs bis zwei und legt großen Wert darauf, daß sein Essen auf dem Tisch steht, wenn er nach Hause kommt.“
    Als sie von ihrem Mann sprach, wirkte sie noch verstörter.
    „Haben

Weitere Kostenlose Bücher