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Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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worden, und es war zu keiner einzigen Verletzung gekommen. Um Haaresbreite waren sie einer Katastrophe entgangen.
    Nachdem er begriffen hatte, dass sein Schiff intakt geblieben war und kein Menschenleben zu beklagen war, verwandelte sich die Erleichterung des Kapitäns in rasenden Zorn. »Treffen Sie alle Vorbereitungen, um die Offiziersbarkasse zu Wasser zu lassen«, befahl er einem Matrosen in seiner Nähe. »Nachdem ich die Schäden begutachtet habe, mache ich diesem Clown die Hölle heiß, sobald er auch nur einen Fuß an Land gesetzt hat.«
    Er hatte die Tasmanian Star nicht weiter beobachtet – in der Annahme, dass sie irgendwann Fahrt zurücknehmen und den Handelshafen von Valparaiso ansteuern werde. Doch der Frachter änderte seinen Kurs keineswegs, sondern hatte sich als Ziel einen schmalen Streifen Sandstrand unterhalb der Seepromenade der Stadt ausgesucht.
    Ein kanadisches Ehepaar mittleren Alters, das beim Mittagessen dem einheimischen Chardonnay zu reichlich zugesprochen hatte, lag dösend am Strand, als die Tasmanian Star ein paar Meter vor der Brandungslinie Grundberührung hatte. Ein dumpfes mahlendes Geräusch wie von einer überdimensionalen Kaffeemühle brachte die Luft zum Schwingen, als der Schiffsrumpf durch den Sandboden pflügte, ehe sein Schwung nachließ. Das Schiff grub sich regelrecht in den Strand und walzte eine kleine Eiscremebude nieder, deren Besitzer klugerweise noch rechtzeitig die Flucht ergriffen hatte.
    Während das Geisterschiff ächzend zum Stillstand kam, rieben sich zahlreiche Gaffer ungläubig die Augen. Das Rumpeln der Maschinen und der immer noch rotierende Propeller waren das einzige Lebenszeichen an Bord des gestrandeten Erzfrachters.
    Als er den Lärm hörte und den Schatten auf seinem Körper spürte, stupste der dösende Kanadier mit immer noch geschlossenen Augen seine Frau an. »Liebling, was war das eben?«
    Schläfrig öffnete sie die Augen und richtete sich dann ruckartig auf. Kaum drei Meter entfernt ragte der massige Rumpf des Frachters in die Höhe. Beinahe hätte er sie unter sich begraben.
    »Harold …« Sie blinzelte und schaute noch einmal genauer hin. »Ich glaube, unser Schiff ist da.«

7
    Kapitän Francos Gesicht war gerötet, als er das ramponierte Heck der Sea Splendour von einer Kabinenbarkasse aus inspizierte. Doch der Grad der Zerstörung war offenbar geringer, als er befürchtet hatte; die Schäden am Heck schienen vorwiegend kosmetischer Natur zu sein. Taucher würden den Rumpf unterhalb der Wasserlinie kontrollieren müssen, aber allem Anschein nach könnte die Mannschaft die notwendigen Reparaturen selbst ausführen. Sie würden einfach das Achterdeck absperren, und das Schiff könnte seine Fahrt mit nur geringer zeitlicher Verzögerung fortsetzen. Franco wusste sehr gut, wie ungehalten die Reederei reagieren würde, wenn die Passagiere gezwungen wären, an Land zu gehen, und man ihnen den Fahrpreis zurückerstatten musste. Glücklicherweise ließe sich dieses Desaster vermeiden. Aber für ihn bedeutete das Schiff so viel wie ein Familienmitglied, und er raste innerlich vor Wut über die Verunstaltung.
    »Bringen Sie uns zu dem Frachter«, befahl er dem Steuermann der Barkasse.
    Ein Deckoffizier machte sich beim Kapitän bemerkbar.
    »Sir, an Steuerbord ist offensichtlich ein kleines Boot in Schwierigkeiten.«
    Kapitän Franco lehnte sich aus der offenen Tür. Er entdeckte das rote Motorboot, das mit erheblichem Tiefgang auf den Wellen trieb. Nicht nur war das Paar noch am Leben, sondern sie saßen auf dem Bug und winkten ihm.
    »Das ist der Verrückte, der mit seinem Boot den Frachter gerammt hat.« Er schüttelte den Kopf. »Sehen Sie zu, dass Sie die beiden aus dem Bach fischen.«
    Die Barkasse ging neben dem sinkenden Boot längsseits. Pitt half Loren beim Umsteigen auf den kleinen Kabinenkreuzer, dann folgte er ihr mit einem Sprung an Bord. Er wandte sich um und betrachtete einen Moment lang das übel zugerichtete Motorboot, ehe es vollständig versank.
    Zum Kapitän, der das Ganze stirnrunzelnd verfolgt hatte, sagte er dann: »Ich denke, da werde ich wohl jemandem ein neues Boot kaufen müssen.«
    Franco studierte Pitt eingehend. Er war weder ein spätpubertärer Draufgänger noch betrunken. Er war hochgewachsen, schlank und muskulös. Trotz der blutenden Wunde an seinem Schienbein stand er aufrecht und in lässiger, selbstsicherer Haltung vor ihm. Sein markantes Gesicht trug die Spuren eines vorwiegend unter freiem Himmel verbrachten

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