Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
Vom Netzwerk:
dem Wasser ragte.
    Ein entschlossener Ausdruck trat in sein hageres, wettergegerbtes Gesicht. In gefährlichen Situationen arbeitete sein Gehirn anscheinend im Schnellgang und berücksichtigte bei seinen Berechnungen sämtliche Aspekte, ehe es sich für eine bestimmte Vorgehensweise entschied. Da es nur wenige Optionen gab, erfolgte Pitts Reaktion augenblicklich.
    Indem er das Ruder scharf herumlegte, querte er den Kurs des Frachters vor seinem Bug und behielt diesen Kurs bei, bis er an Steuerbord neben dem Frachter auf gleicher Höhe blieb.
    »Loren, steig in meinen Nasstauchanzug.«
    »Was haben wir vor?«
    »Wir werden versuchen, diesen Koloss von seinem Weg abzubringen.«
    »Mit dieser Nussschale? Das ist unmöglich.«
    Entschlossen musterte Pitt den großen Frachter. »Nicht wenn wir ihn an der richtigen Stelle erwischen.«

6
    Panik war auf der Sea Splendour ausgebrochen, als schreiende Passagiere einander auf die unmittelbar bevorstehende Kollision aufmerksam machten. Eltern ergriffen ihre Kinder und rannten auf die gegenüberliegende Seite des Schiffes, während andere zu den Niedergängen drängten, um auf die höher gelegenen Decks zu gelangen. Sogar die Mannschaft mischte sich unter die Passagiere, um sich von dem vorausberechneten Kollisionspunkt so weit wie möglich zurückzuziehen.
    Ob durch Zufall oder geplant, auf jeden Fall zielte die Tasmanian Star auf das Herz des Kreuzfahrtschiffes. Etwa ebenso groß wie dieses, rauschte der stumpfnasige Frachter mit genug Schwung heran, um das Passagierschiff in zwei Hälften zu zerschneiden.
    Auf der Kommandobrücke der Sea Splendour hatte Kapitän Alphonse Franco nur wenige Optionen. Verzweifelt versuchte er, das Schiff zur Seite zu bewegen, hatte dazu jedoch nur eine gedrosselte Leistung zur Verfügung, da die Hauptmaschinen ausgeschaltet waren. Er ließ die Ankerkette weiter auslaufen und setzte die Seitenstrahlruder ein, um das Schiff zu drehen und so aus der Schusslinie zu bringen.
    Doch ein Blick auf den anlaufenden Frachter bestätigte Franco, dass es bereits zu spät war. »Beidrehen, um Gottes willen, beidrehen!«, betete er halblaut.
    Nur wenige auf der Kommandobrücke achteten auf ihn, während ein Chor schriller Alarmsignale und eine Kette von Rettungsmaßnahmen die vor Entsetzen völlig aufgelöste Mannschaft in Trab hielten. Der Kapitän stand völlig reglos auf seinem Platz und hatte den Blick starr auf das fremde Schiff gerichtet, als könnte er es allein mit seinen Blicken zum Stoppen bringen.
    Dann wurde er von einem winzigen roten Motorboot abgelenkt, das über die Wellenkämme schoss und das Heck des Schiffes im Visier hatte. Ein schlanker, hochgewachsener Mann stand am Ruder, neben ihm eine Frau in einem viel zu großen Nasstauchanzug. Sie befanden sich mit Höchsttempo auf einem Kollisionskurs mit der Tasmanian Star , der nichts anderes sein konnte als ein bizarrer Selbstmordversuch.
    »Wahnsinn«, sagte Franco kopfschüttelnd. »Totaler Wahnsinn.«
    Pitt zog den Gashebel für einen kurzen Moment zurück, verringerte das Tempo und wandte sich zu Loren um. »Spring!«
    Loren drückte seinen Arm, stieg auf die Sitzbank und hechtete über den Bootsrand. Sie befand sich noch in der Luft, als Pitt den Gashebel schon wieder nach vorn schob und das Motorboot gleich wieder losschoss. Nachdem sie nach einem harten Aufprall wieder aufgetaucht war, schaute Loren hinter dem davonrasenden Boot her und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, ihr Mann möge sich bei seinem Versuch, andere Menschenleben zu retten, nicht selbst opfern.
    Pitt wusste, dass er nur eine einzige Chance hatte, ein Wunder zu vollbringen. Der Erzfrachter war lediglich noch eine Viertelmeile von der Sea Splendour entfernt – kein Spielraum mehr für einen Fehlversuch. Er zielte genau auf das Heck des führerlosen Schiffes und wappnete sich für den Aufprall.
    Das Achterdeck der Tasmanian Star ragte weit über das Wasser hinaus, während sich das Heck in einem Bogen zur Wasserlinie hinunterkrümmte. Das war der Punkt, den Pitt mit dem Motorboot ansteuerte. Beim Näherkommen konnte er das obere Ruderscharnier sehen – es befand sich über der Wasseroberfläche. Er drehte das Ruder ein winziges Stück, um seinen Kurs zu korrigieren. Noch vor der Spindel, halb im Rumpf versenkt, rotierte der Propeller des Schiffes. Seine Dimensionen reichten aus, um das kleine Schnellboot mitsamt seinem Lenker zu verschlingen.
    Wäre der Frachter voll beladen gewesen, hätte sein Plan nicht die geringste

Weitere Kostenlose Bücher