Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
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»Was sind das für Ungeheuer? Sie sehen grässlich aus.«
»Rudis Schoßtiere der Tiefsee«, sagte Pitt.
» Evermannella normalops lautet ihr wissenschaftlicher Name«, sagte Gunn, »aber wir nennen sie Säbelzähne. Es ist eine ungewöhnliche Art, die man nur in großen Tiefen antrifft. Wir haben einen Schwarm von ihnen in nächster Umgebung einer hydrothermalen Quelle in der Nähe von Monterey gefunden und beschlossen, ein paar davon zu fangen, um sie eingehender zu untersuchen. Wir mussten zwar ziemlich oft mit dem Tauchboot hinuntergehen, haben aber immerhin zwanzig erwischt. Dies hier sind die letzten paar Exemplare, die wir noch nicht an Land gebracht haben.«
»Sie sehen aus, als könnten sie einem Haus und Hof wegfressen.«
»Trotz ihrer äußeren Erscheinung glauben wir nicht, dass es Raubtiere sind. Tatsächlich sind sie friedlich. Sie betrachten andere Fische offenbar nicht als Beute, darum nehmen wir auch an, dass sie möglicherweise Aasfresser sind.«
Ann Bennett schüttelte den Kopf. »Ich werde meine Hand trotzdem nicht ins Becken halten.«
»Keine Sorge«, sagte Pitt. »Für den Fall, dass denen in der Nacht Beine wachsen, verfügt Ihre Kabinentür über ein Schloss.«
»Sie sind nicht schlimmer als Goldfische«, wiegelte Gunn ab. »Auch wenn es besonders hässliche Goldfische sind, die in einer Meile Tiefe leben.«
»Wir überlassen sie jetzt deiner Fürsorge«, sagte Pitt. »Rudi, wann können wir starten?«
Gunn überlegte kurz. »Ich denke, wir schaffen es in der gleichen Zeit wie der nächste Pizza-Service. In dreißig Minuten oder weniger.«
»Dann sollten wir loslegen«, sagte Pitt. »Ich bin gespannt, wohin Ann uns bringen wird.«
Getreu seiner Prognose ließ Gunn die Drake eine halbe Stunde später vom Pier ablegen. Ann Bennett leistete ihm zusammen mit Pitt und Giordino auf der Brücke Gesellschaft und verfolgte, wie die grünen Hügel von Point Loma vorüberglitten, als sie aus dem Hafen ausliefen. Da sie sich auf dem Wasser um einiges sicherer fühlte, wurde sie gesprächig und erklärte Gunn und Giordino ihre Aufgabe, dann reichte sie Pitt einen Notizzettel.
»Dies sind die Koordinaten des Punktes, an dem die beiden Leichen gefunden wurden. Offenbar befanden sie sich in Sichtweite zueinander.«
»Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Meeresströmungen noch nicht allzu viel Unsinn mit ihnen angestellt haben«, meinte Giordino.
Pitt tippte die Koordinaten ins Navigationssystem der Drake , das die Position als Dreieck auf dem digitalen Kartendisplay anzeigte. Sie befand sich jenseits einer kleinen Inselgruppe namens Islas Coronado vor der Nordwestküste Mexikos.
»Die Strömung verläuft in südlicher Richtung entlang der Küste«, sagte Pitt, »womit sich die untere Grenze des Gebiets, in dem wir suchen müssen, um einiges verschiebt.«
»Der Gerichtsarzt legte ihren Todeszeitpunkt auf eine Uhrzeit fest, acht bis zehn Stunden bevor sie gefunden wurden.«
»Damit hätten wir etwas, womit wir arbeiten können.« Mit einem Cursor zeichnete Pitt eine quadratische Box auf die Karte. »Wir fangen mit einem Quadrat von zehn Meilen Seitenlänge an, bewegen uns vom Fundort nach Norden und vergrößern das Gebiet, wenn nötig.«
Ann Bennett dachte an die Größe der Drake , dann fragte sie Pitt: »Wie wollen Sie die Bergung bewerkstelligen?«
Pitt blickte zu Gunn hinüber. »Rudi?«
»Ich habe in der Nähe ein Kranschiff aufgetrieben, das sich zum Auslaufen bereithält. Es kommt zu uns heraus, sobald wir das Boot gefunden haben. Ich nehme an, ich hätte vielleicht vorher fragen sollen, aber wie groß soll das Schiff denn sein, nach dem wir suchen?«
Ann Bennett warf einen Blick auf ihre Notizen. »Laut Schiffsregister ist die Cuttlefish dreizehn Meter lang.«
»Dann bekommen wir sie hoch.« Gunn übernahm das Ruder und brachte die Drake auf Kurs zu Pitts Suchraster.
Zwei Stunden später erreichten sie die Position, an der ein kreuzendes Segelboot die Leichen Heilands und seines Helfers Manny gefunden hatte. Pitt sah, dass der Meeresgrund an dieser Stelle bis auf einhundertvierzig Meter absank. Er entschied, die Suche mit dem Schleppsonar des NUMA -Schiffes durchzuführen, und wählte die Methode, die gegenüber dem für größere Tauchtiefen geeigneten AUV weniger aufwendig war. Matrosen brachten am Heck den hellgelben Sonarkörper zu Wasser, und schon bald sendete er mittels seines kombinierten Schlepp- und Übertragungskabels elektrische Impulse an ein
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