Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
denen sie die Cuttlefish heben wollten. Kurz darauf erreichte das ziemlich heruntergekommen wirkende Kran schiff seinen Einsatzort. Gunn hatte es im Hafen von San Diego aufgestöbert, wo es bei städtischen Ausbaggerungsarbeiten einge setzt wurde. Pitt erwiderte das Begrüßungswinken eines freundlich lächelnden Mannes mit graumeliertem Bart, der im kleinen Ruderhaus des motorisierten Schwimmkrans stand.
Ann Bennett gesellte sich zu den beiden Männern an Deck, nachdem sie und Gunn die Leiche kurz untersucht hatten.
»Ist das Ihr Mann?«, fragte Giordino.
Ann nickte. »Wir haben in seiner Tasche eine vom Wasser durchweichte Brieftasche gefunden, aus deren Inhalt man darauf schließen kann. Eine genaue Identifikation und Feststellung der Todesursache müssen wir allerdings dem Gerichtsarzt überlassen.«
»Nach einer Woche im Wasser dürfte das nicht ganz einfach sein«, sagte Pitt.
»Zumindest deutet alles darauf hin, dass sein Tod ein Unfall war. Vielleicht hatten sie Probleme mit dem Boot und sind einfach ertrunken.«
Pitt äußerte sich nicht über Ebersons Hände, während er eine der Schlingen in die stählernen Greifhaken des U-Boots einklinkte.
Ann sah ihm bei seiner Tätigkeit aufmerksam zu. »Besteht große Gefahr, das Boot zu beschädigen, wenn es gehoben wird?«
»Da wir nicht genau feststellen können, wie weit das Boot bereits in Mitleidenschaft gezogen wurde, muss die Antwort notgedrungen Ja heißen. Es könnte passieren, dass es auseinanderbricht – aber ich glaube eher, dass seine Bergung wie geschmiert laufen wird.«
»Nur für alle Fälle«, sagte Ann Bennett, »würde ich gerne einen Blick auf das Deck und in die Kabine werfen, ehe Sie den ersten Versuch starten.«
»Dann kommen Sie an Bord. Wir sind gerade im Begriff, wieder runterzugehen.«
Kurze Zeit später kam die Cuttlefish erneut in Sicht. Diesmal wirkte sie – ohne Joe Ebersons Leiche an Bord – um einiges weniger bedrohlich. Pitt ließ das U-Boot dicht über dem Achterdeck verharren, dann versetzte er es in eine langsame Drehung, so dass die Außenscheinwerfer das Wrack vollständig ausleuchteten.
»Stopp!«, rief Ann Bennett plötzlich und deutete auf ihr Sichtfenster. »Diese Kiste dort!«
Mit Hilfe der Kontrollen fixierte Pitt ihr Tauchboot in seiner Position, so dass sie Gelegenheit hatten, eine längliche Kiste, die mit Leinen an der Reling festgezurrt war, eingehend zu studieren.
»Etwas Wichtiges?«, wollte Pitt wissen.
»Könnte sein, dem Vorhängeschloss nach zu urteilen.« Sie ärgerte sich über sich selbst, dass sie die Kiste bei ihrer ersten Tauchfahrt nicht entdeckt hatte. »Wir sollten sie gesondert heraufholen.«
»Ich finde, dass sie dort, wo sie sich jetzt befindet, ziemlich sicher ist«, meinte Giordino.
Ann schüttelte den Kopf. »Ich will auf keinen Fall das Risiko eingehen, dass sie beschädigt wird, während wir das Schiff bergen.«
Pitt zuckte die Achseln. »Soll mir recht sein, aber vorher müssen wir unsere Hände frei machen.«
Er bewegte die Greifarme des U-Boots und zeigte Ann die Bandschlinge, die von ihnen gehalten wurde. Er ging mit dem Tauchboot auf Distanz zum Wrack, ließ die Schlinge in den Sand sinken und legte sie um den Bug des Bootes. Er erfasste ein Ende und zog es so weit wie möglich unter den Rumpf, dann hob er das zu einer Schlinge geknüpfte Ende hoch und deponierte es auf dem Kabinendach. Das Gleiche tat er mit dem anderen Ende des Bandes. Nachdem er das Tauchboot wieder zum Wrackende gelenkt hatte, begann er die Plastikkiste zu bergen. Mit einiger Mühe löste er mit einem der Greifhaken die Haltegurte, bis die Kiste auf das Deck der Cuttlefish sank. Indem er den Behälter mit einem Greifer an einem Handgriff sicherte, schob er den anderen Arm unter die Kiste. Giordino pumpte Wasser aus den Ballasttanks, und das U-Boot stieg zur Meeresoberfläche auf.
Gunn erwartete sie an der Reling der Drake und hievte das U-Boot an Bord. »Wie hat es mit dem ersten Lasso geklappt?«, erkundigte er sich, als sie ausstiegen.
Giordino grinste. »So einfach, als würde man ein Kalb einfangen.«
»Am Heck wird es ein wenig schwieriger«, sagte Pitt. »Dort müssen wir graben, um die Schlinge unter das Boot zu ziehen.«
Gunn entdeckte die längliche Kiste, die von den Greifarmen gehalten wurde. »Habt ihr mir ein Geschenk mitgebracht?«
»Das gehört Miss Bennett.« Giordino hob die Augenbrauen, um Gunn zu warnen, seine Neugier zu zügeln.
Während Giordino die Kiste aus der
Weitere Kostenlose Bücher