Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Marineinfanteristen, also trat ich während der Collegezeit ins ROTC ein. Nach dem Abschluss habe ich mein Offizierspatent von der Navy erhalten und brachte sie mit einigen Tricks dazu, mir das Jurastudium zu bezahlen. Anschließend arbeitete ich für einige Monate bei einer JAG -Einheit in Bahrain, danach ging ich ebenfalls für einige Monate nach Guantánamo, wo ich eine Reihe wichtiger Kontakte mit Washington knüpfen konnte. Etwa zu dieser Zeit ging meine Ehe mit einem Angehörigen des Militärs in die Brüche, daher beschloss ich, etwas ganz anderes anzufangen. Ein Freund empfahl mich vor zwei Jahren dem NCIS , und so bin ich dort in der Abteilung für Spionageabwehr gelandet.«
»Sie klingen ja fast wie ein echter Perry Mason.«
»Das war ich auch. Im Büro des JAG hatte ich mehr für die Ermittlungen als für die jeweiligen Strafverfahren übrig. Genau das liebe ich bei meinem derzeitigen Auftrag. Der größte Teil meiner Arbeit bewegte sich im investigativen Bereich, wodurch ich die Möglichkeit habe, vorwiegend an vorderster Front tätig zu sein. Mir wurde der Eberson-Fall zugewiesen, damit ich feststelle, ob er oder das Boot einem Spionageangriff ausgesetzt waren.«
»Darüber werden wir in Kürze mehr wissen«, sagte Pitt. »Der Meeresgrund kommt bereits in Sicht.«
Giordino verringerte den Ballast, als der sandige Meeresboden erschien. Pitt entdeckte einen Hummer, der über den Sand rannte und ihn an seine versäumte Mahlzeit in Chile erinnerte. Er akti vierte die Schubdüsen und dirigierte das U-Boot vorwärts. Sie legten nur eine kurze Distanz zurück, ehe links von ihnen ein weißes Objekt zu erkennen war. Pitt lenkte das Tauchboot nach Backbord und näherte sich dem gesunkenen Boot.
In dieser Unterwasserwelt erschien die Cuttlefish wie ein verirrter Besucher von einem anderen Stern. Immer noch unberührt und das Licht der U-Boot-Scheinwerfer strahlend hell reflektierend, bildete sie einen krassen Kontrast zu dem dunklen, leblosen Untergrund. Pitt bugsierte das U-Boot näher an ihren Fund heran und umrundete ihn. Perfekt aufrecht im Sandbett ruhend, waren an der Cuttlefish keinerlei äußere Schäden zu erkennen.
»Ich glaube, sie ist im unteren Bereich geborsten«, sagte Pitt, als er einen feinen Riss im Rumpf entdeckte.
»Das werden wir genauer erkennen können, wenn wir sie heben«, erwiderte Giordino. »Es scheint, als könnte man problemlos vorn und achtern ein Schlingenpaar darunterschieben. Ich denke, wir sollten sie in null Komma nichts ans Tageslicht hieven können.«
Pitt steuerte das U-Boot zum Heck der Cuttlefish , ließ sie dann ein wenig steigen, um über den Bootsrand blicken zu können.
Zischend sog Ann Bennett die Luft ein. Am Heckspiegel lehnte der Körper eines Mannes. Seine bleiche Haut war aufgedunsen und an den Stellen zerfetzt, wo sich Meeresbewohner von seinem Fleisch bedient hatten. Ein kleiner Schwarm Fische drängte sich um sein Gesicht und knabberte daran.
»Joe Eberson?«, fragte Pitt mit leiser Stimme.
Ann nickte, dann wandte sie den Blick ab.
Pitt betrachtete das Bild ein wenig genauer. Eine dünne Schnur war um Ebersons Füße und Knöchel geschlungen. Das andere Ende war um einen Deckhaken geknotet und hatte den Körper an das Boot gefesselt, als es sank. An dem DARPA -Wissenschaftler waren auf den ersten Blick keinerlei Verletzungen oder Brandwunden zu erkennen, aber dann sah Pitt Ebersons Hände.
Sie waren ebenfalls aufgedunsen und auf fast das Doppelte ihrer normalen Größe angeschwollen, während die Haut mit dunklen Brandflecken übersät war. Das Gleiche hatte Pitt bei dem toten Matrosen in Chile gesehen.
Ebenso wie der Mannschaftsangehörige auf der Tasmanian Star war Joe Eberson eines grässlichen und unerklärlichen Todes gestorben.
12
Zwei weitere Tauchfahrten waren notwendig, um Ebersons Leiche zu bergen. Eine große Zeltplane, die eilig zu einem überdimensionalen Leichensack zusammengenäht worden war, wurde zu dem gesunkenen Boot hinuntergebracht. Mit Hilfe eines Paars gegliederter Greifarme, die seitlich aus dem Rumpf des Tauchboots herausragten, zog Pitt den Sack über Ebersons Kopf und Oberkörper. Die Monofilschnur wurde durchtrennt und der Sack behutsam an die Wasseroberfläche getragen. Ann Bennett bat darum, während der grausigen Prozedur, mit der Eberson aus dem Wasser und auf die Drake gehievt wurde, an Bord des U-Boots bleiben zu dürfen. Wieder an Deck des Mutterschiffs, bereiteten Pitt und Giordino die Bandschlingen vor, mit
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