Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Zum ersten Mal blickte Ann mit Optimismus in die Zukunft. »Sehen Sie, ich denke, dieser kleine Abstecher hat sich doch gelohnt. Wir sollten uns in Heilands Ferienhaus umsehen, und danach sage ich dem FBI Bescheid, dass sie herkommen und das Anwesen sichern.«
»Was dagegen, wenn wir vorher zu Abend essen?«, fragte Pitt. »Es wird bald dunkel.«
»Aber nur, wenn ich zahlen darf.«
Die Auswahl, die die kleine Stadt bot, war eher bescheiden. Pitt entschied sich für ein Restaurant namens Captain’s Wheel direkt am Hafen, die Straße lediglich ein Stück weiter. Ann versuchte ihr Glück mit einem griechischen Salat, und Pitt verputzte einen Cheeseburger und ein Glas Bier, während sie zuschauten, wie im Bootshafen nach und nach die Beleuchtung eingeschaltet wurde.
Ann Bennett bemerkte einen besinnlichen Ausdruck in Dirk Pitts Gesicht, als er die glatte Oberfläche des Sees betrachtete. Diesen Mann umgab etwas Rätselhaftes, Hintergründiges, und dennoch fühlte sie sich bei ihm völlig sicher. Sie hatte ihn erst wenige Tage zuvor kennengelernt und wusste fast nichts über ihn – außer der enttäuschenden Tatsache, dass er verheiratet war.
»Ich weiß gar nicht, ob ich mich dafür bedankt habe, dass Sie mir in Tijuana das Leben gerettet haben«, sagte sie.
Pitt sah sie an und lächelte. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Sprung an Bord eines Bootes, das mit bewaffneten Gaunern besetzt war, die in diesem Moment klügste Verfahrensweise war, dem Gesetz Geltung zu verschaffen, aber ich bin froh, dass alles gut ausgegangen ist.«
»Gelegentlich habe ich eine Neigung zu Unbesonnenheit.« Dabei dachte sie auch an ihren spontanen Besuch in seiner Kabine in der vorangegangenen Nacht. »Ich hoffe, dass wir in Washington Freunde werden können, wenn dieser Fall abgeschlossen ist.«
»Es wäre mir eine Freude.«
Grinsend schob er die Rechnung über den Tisch zu ihr hin. »Aber einstweilen denke ich, wir sollten zu Heilands Ferienhütte fahren, ehe es völlig dunkel ist.«
Nichols hatte ihnen versichert, dass sie das Haus nicht verfehlen konnten, und er hatte recht gehabt. Seine Wegbeschreibung ließ sie auf eine einspurige Straße abbiegen, die am Acoustic Research Center vorbeiführte und entlang des südlichen Ufers des Wasserarms verlief. Sie passierten mehrere Ansammlungen von Ferienhäusern, die spärlicher wurden, je weiter die Lichter der Stadt hinter ihnen zurückblieben. Die Straße schlängelte sich zur Öffnung der Bucht und schwenkte dann nach Süden, um dem unregelmäßigen Uferverlauf des Sees zu folgen. Sie fuhren einige Meilen, ehe die Straße in einem Kiefernwäldchen endete. Eine schmale, mit Schotter bestreute Zufahrt führte zu einem roten Holzhaus am Seeufer.
»Hier sind wir offenbar richtig«, sagte Ann, nachdem sie einen Blick auf die Adresse am Briefkasten geworfen hatte.
Pitt lenkte den Mietwagen die Zufahrt hinunter und parkte neben einer Anbaugarage, die groß genug erschien, um ein Dutzend Fahrzeuge aufzunehmen. Im Haus brannte kein Licht, und eine bedrückende Stille lag über dem Anwesen.
Ann Bennett bemerkte die ersten Sterne am Himmel, während sie gleichzeitig eine leichte Brise spürte, die ihr vom See ins Gesicht wehte. »Ich wünschte, wir hätten eine Taschenlampe«, sagte sie und tastete mit ihren Krücken den unebenen Untergrund ab, der zum See hin abfiel.
»Gehen Sie doch schon mal zur Haustür, während ich hinten die Schlüssel suche«, schlug Pitt vor.
Er schritt um die Garage herum und über einen Fußweg zur Hinterfront des Hauses. Nur eine schmale Reihe hoher Kiefern trennte den Garten des Hauses vom Wasser. Pitt erkannte, dass das Haus auf einem erstklassigen Grundstück stand, das einen atemberaubenden Blick auf den See bot. Mit einer Handbewegung verscheuchte er ein Moskito, das dicht an seinem Ohr summte, während er eine breite Veranda betrat, die sich über die gesamte Länge des Hauses erstreckte. Schnell entdeckte er die alte Glocke, die mitten auf einem Kaffeetisch mit mehreren Adirondack-Stühlen stand. Die Schlüssel lagen tatsächlich dort, befestigt an einer schwimmfähigen Kette, wie sie häufig von Bootsfahrern benutzt wird. Während er zurückging, warf er einen Blick hinunter zum See und entdeckte an der Grundstücksgrenze einen privaten Anlegesteg mit einem dunklen Boot, das dort vertäut war.
Ann war mittlerweile zur Haustür gehumpelt und wartete dort, auf ihre Krücken gestützt. »Hatten Sie Glück?«
Pitt ließ die Schlüssel in ihre Hand
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