Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Lichtschalter aus. Er betätigte ihn, und gleichzeitig sprang eine verborgene Klappe auf, unter der ein Tastenfeld zum Vorschein kam. Pitt gab einen Code ein, der das Alarmsystem deaktivierte, und öffnete das Türschloss.
Er trat über die Schwelle, schaltete die Beleuchtung ein – und wurde von einer Flotte glänzender antiker Automobile begrüßt, die in langen Reihen in dem Hangar standen und deren auf Hochglanz polierte Chromverzierungen im hellen Schein der Deckenlampen funkelten. Als Krönung einer lebenslangen Leidenschaft für alles Schnelle und Schöne, das von der Automobiltechnik in ihrer wechselvollen Geschichte hervorgebracht worden war, hatte er eine umfangreiche Kollektion zusammengetragen, die vom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bis in seine fünfziger Jahre reichte. Die museale Präsentation wurde durch ein Ford-Trimotor-Flugzeug unterstrichen, das an der Seite neben einem liebevoll restaurierten Pullman-Eisenbahnwaggon stand, den seine erwachsenen Kinder gelegentlich als vorübergehende Wohnung nutzten.
Pitt schlenderte durch den Hangar und tätschelte den Kotflügel eines 1930er Packard Speedster 8 Runabout, der neben einer Werkbank parkte. Die rechte Seite seiner Motorhaube war aufgeklappt. Pitt kam zu einer gusseisernen Wendeltreppe und stieg in seine Wohnung im zweiten Stock hinauf, die er sich mit Loren teilte.
Er ließ die Reisetasche in einen Sessel fallen, holte eine Flasche Shiner-Bockbier aus dem Kühlschrank und las die Nachricht, die an die Kühlschranktür gepappt war.
Dirk,
ich bleibe in meiner Wohnung in Georgetown, bis du zurückkommst. Hier stehen mir zu viele automobile Geister herum! Ausgedehnte Komiteesitzungen auf dem Washington Hill halten mich wahrscheinlich bis in die tiefe Nacht auf Trab.
Ich vermisse dich.
XXXX,
Loren
Pitt leerte die Bierflasche und kehrte in die Halle zurück. Irgendetwas störte ihn an der Heiland-Affäre, allerdings etwas, das er nicht genau benennen konnte. Die vergangenen Ereignisse in Gedanken noch einmal durchzugehen hatte den viel zitierten Funken auch nicht gezündet, daher schlüpfte er in einen Mechanikeroverall und ging zu dem alten Packard hinüber. Mit liebevoller Sorgfalt begann er, seinen Steigstromvergaser auseinanderzunehmen. Und ungefähr eine Stunde später, nachdem er den Mechanismus gründlich überholt hatte, wusste er genau, was ihm an der ganzen Sache nicht geheuer vorkam.
27
»Ich denke, es war eine gute Entscheidung, Pitt in dieser Angelegenheit hinzuzuziehen«, sagte Fowler, während sie den Flughafen hinter sich ließen.
»Er ist wirklich ein sehr findiger Mann.« Ann Bennett blickte aus dem Seitenfenster und ließ ihre Erlebnisse mit Dirk Pitt in Gedanken noch einmal Revue passieren. »Er hat mir zweimal das Leben gerettet.«
»Offenbar kann er eine beeindruckende Erfolgsbilanz im Abwenden von Katastrophen vorweisen«, sagte Fowler. »Ich bin sicher, dass man ihm trauen kann, jedoch – nur um das klarzustellen – ist ihm auch bewusst, in welchem Bereich Heiland gearbeitet hat und welche Bedeutung seine Erkenntnisse haben?«
»Er dürfte in etwa wissen, um was es geht, hat aber keine weiteren Fragen dazu gestellt. Ihm lag vorwiegend die Sicherheit seines Schiffes und der Mannschaft am Herzen.« Ann beugte sich vor und massierte ihren Fußknöchel. »Wir hätten ihn von Anfang an mit sämtlichen Fakten vertraut machen sollen.«
»Das war unmöglich. Tom Cerny bestand darauf, dass keinerlei technische Informationen weitergegeben werden durften. Ich denke, wir alle waren verblüfft über die Beharrlichkeit derer, die Jagd darauf machten.«
Fowler lenkte den Wagen durch die Tore des Flughafengeländes und stoppte vor dem Rotsignal einer Verkehrsampel. »Sie wohnen in Alexandria, nicht wahr?«
»Ja, in der Nähe von Old Town, nicht weit der King Street. Nehmen Sie am besten den Jefferson Davis Highway für die Fahrt in die Stadt.«
Fowler nickte und bog nach Süden ab.
»Gab es irgendwelche Neuigkeiten vom FBI , während wir in der Luft waren?«, wollte Ann wissen.
»Noch nicht. Es dürfte mehrere Tage dauern, bis wir etwas von den mexikanischen Dienststellen hören. Und über die beiden Typen in Schwarz, die in Idaho aufgetaucht sind, wissen Sie wahrscheinlich mehr als ich.«
»Der äußeren Erscheinung nach waren sie Latinos. Sollten sie tatsächlich mit den Männern in Tijuana in Verbindung stehen, dann vermute ich, dass sie aus Mittel- oder Südamerika kommen.«
»Venezolaner?«
»Möglich. Es
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