Untergrundkrieg
Arbeitsüberlastung und Schlafmangel gegeben hat.
Für Flugzeuge hatte ich schon immer etwas übrig, obwohl ich nie Modellflugzeuge oder so etwas gesammelt habe. Ich hatte aber das Gefühl, dass der Mensch so klein ist, und wünschte mir einen größeren Überblick. Deshalb wollte ich, als ich in die Selbstverteidigungsstreitkräfte eintrat, unbedingt Pilot werden. Mein Bruder ist auch bei der Luftwaffe, aber das ist letztlich Zufall. Wir sind eine ganz durchschnittliche Familie, in der niemand Pilot ist.
Leider konnte ich schließlich doch nicht Pilot werden, weil meine Sehstärke den Anforderungen nicht entsprach. Während der vier Jahre an der Akademie sind meine Augen – warum weiß ich nicht – kontinuierlich schlechter geworden, obwohl ich gar nicht so eifrig gelernt habe … Ich dachte, ich schaffe es trotzdem, aber natürlich haben sie mich bei den Tests erwischt ( lacht ). Damit war für mich der Traum vom Fliegen beendet, und ich landete beim Bodenpersonal.
Seither bin ich bei der Luftraumüberwachung. Übers ganze Land verteilt, haben wir achtundzwanzig Radarstützpunkte, die den japanischen Luftraum überwachen. Wenn ein unidentifiziertes ausländisches Flugzeug in unseren Luftraum eindringt, alarmieren wir unsere Abfangjäger und weisen ihnen das Ziel an. Es gehört zu unseren Aufgaben, mit Hilfe des Radars festzustellen, wohin wir unsere Piloten schicken müssen.
Als ich nicht Pilot werden konnte, war ich, ehrlich gesagt, ziemlich enttäuscht, aber nachdem ich es mir eine Weile überlegt hatte, kam ich zu dem Ergebnis, dass mir hier auch noch andere Möglichkeiten offen standen.
Meine erste Stationierung war die Radarstation in Wajima, in der Präfektur Ishikawa auf der Halbinsel Noto. Am Anfang stecken sie einen immer an so abgelegene Orte. Dort habe ich sechs Jahre verbracht.
Im Sommer war es wunderschön. Touristen kommen, auch junge Mädchen. Aber im Winter gibt es dort nur Kinder und alte Leute. Es war sehr einsam. Mit meiner Freizeit konnte ich gar nichts Richtiges anfangen. Außerdem war ich ledig, was zusätzlichen Stress bedeutet. Im Sommer konnte man tauchen und mit dem Auto rumfahren, aber im Winter war absolut nichts los. Ich bin in Osaka geboren und war auch an die kalten Winter nicht gewöhnt. Deshalb hatte ich am Anfang große Schwierigkeiten, mich einzuleben. Aber Wajima ist wunderschön und heute fast meine zweite Heimat.
Nach sechs Jahren dort wurde ich plötzlich nach Tokyo versetzt. Eine ganz schöne Umstellung! ( Lacht ) Seitdem arbeite ich mit Unterbrechungen im Hauptquartier in Roppongi.
Vor zehn Jahren – kurz nachdem ich nach Tokyo versetzt worden war – habe ich geheiratet. Der Freund eines Freundes hat uns bekannt gemacht. Meine Frau und ich haben zwei Kinder, unser Sohn ist acht, unsere Tochter fünf. Vor sechs Jahren – auf dem Höhepunkt der Bubble-Economy – haben wir in Saitama ein Haus gekauft, wo wir jetzt wohnen.
Ich nehme immer die Yurakucho-Linie. Wenn es nicht regnet, steige ich in Sakuradamon aus und gehe zu Fuß bis Kasumigaseki. Von dort nehme ich die Hibiya-Linie nach Roppongi. Insgesamt bin ich etwa eineinviertel Stunden unterwegs.
Bei den Streitkräften gibt es keine regulären Bürozeiten, jede Einheit ist vierundzwanzig Stunden besetzt. Im Grunde gibt es eine Tagesschicht und eine Nachtschicht für alle Fälle. Normalerweise fange ich zwischen acht und neun Uhr morgens an. Unsere Besprechungen beginnen um neun.
Ich komme spät nach Hause, meist so um Mitternacht. Da schlafen die Kinder natürlich schon, aber wir haben einfach so ungeheuer viel Arbeit. Die ganze Organisation unserer Truppen, die Förderung der japanisch-amerikanischen Zusammenarbeit, die UN -Friedensmissionen. Unsere Aufgaben reichen bis in die kleinsten Bereiche. Manchmal ist nur der Fotokopierer kaputt, und wir müssen einen neuen kaufen. Auch das ist wichtig, denn schließlich geht es um das Geld des Steuerzahlers.
Um den 20. März geht das Steuerjahr zu Ende, und wir haben vergleichsweise weniger Arbeit, darum hatten einige Kollegen über die Feiertage Urlaub genommen. Ich hätte mir selbst gern eine Pause gegönnt, aber schließlich können wir nicht alle gleichzeitig wegbleiben.
Die Bahn war leerer war als sonst. Ich weiß noch, dass ich bis Sakuradamon sogar einen Sitzplatz hatte. Wir hatten an dem Tag keine Besprechung, und ich konnte mir Zeit nehmen. Um zwanzig nach acht kam ich in Sakuradamon an, ging zu Fuß nach Kasumigaseki und den U-Bahn-Eingang A 2
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