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Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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ängstlich nach unten. Nicole bemerkte es. Litt die Psychologin nicht unter Höhenangst? Hoffentlich kamen sie nicht durch steil abfallendes Gelände. Nicole machte Handzeichen, sich die Seiten, die zu beobachten waren, aufzuteilen: Maria blickte nach links, Nicole nach rechts.
    »Das wäre doch gelacht, wenn wir die nicht erwischen«, brüllte Nicole Maria ins Ohr.
    »Die kriegen wir. Ich schwörs«, brüllte Maria zurück.

    Stengele lief den steilen Abhang hinunter. Dabei schnitt er die Serpentinen ab, die die Äbtissin durchfahren hatte und die Jennerwein und Hölleisen wohl noch durchfahren würden. Stengele überlegte fieberhaft. Durch körperliche Anstrengung kam sein Allgäuer Langlaufhirn erst so richtig in Gang. Sie hatten alle wie selbstverständlich angenommen, dass es nur eine einzige Strecke nach unten gab. Aber stimmte das eigentlich? Konnte es nicht sein, dass sich die Holzriesen verzweigten? Seine Ahnung hatte ihn nicht getrogen. Er kam an eine Stelle, an der das Gras neben der Holzriese auffällig niedergetrampelt worden war. Zumindest fiel das Stengele auf. Was war da los gewesen? War die Äbtissin hier aus der Bahn gekommen? Vorsichtig suchte Stengele die Umgebung ab. Nichts. Keine Fußspuren. Keine Spuren des Baumstamms. Und da bemerkte er, dass sich die Riese hier verzweigte, und zwar gleich doppelt verzweigte. Geradeaus war das Gras nicht plattgedrückt, in der Abzweigung rechts waren Spuren zu finden, die darauf hinwiesen, dass ein Holzbalken hier entlanggeschliddert war. Teufel auch! Die Äbtissin hatte den Stamm gebremst, hatte ihn aus der Bahn gezogen und hatte ihn in die andere Bahn gesetzt, die nach rechts hinüberführte! Und linker Hand? Hier war es feucht. Ein Rinnsal breitete sich aus. Stengele bückte sich und sah, dass das Holz die typischen Bissspuren aufwies: Ein Biber hatte die Riese angenagt, um Material für seinen Bau zu sammeln. Diese Bahn war völlig zerstört. Die Hauptriese jedoch, die geradeaus führte, das sah er jetzt, die steuerte direkt auf einen Steilhang zu, der in einem zwanzig Meter breiten Plateau endete. Dann brach das Plateau ab, und der Baumstamm musste im freien Fall nach unten stürzen. Stengele drehte sich blitzartig um. Er hörte ein Rumpeln. Jennerwein und Hölleisen kamen von dort oben heruntergefahren.
    »Achtung!«, schrie Stengele. »Runter von dem Stamm! Schnell!«

57
Vier Personen, dicht gedrängt im Unterholz. Ein Regenguss, sie müssen näher zusammenrücken. Platzangst. Allgemeiner Ekel. Mordgedanken. Paramount anbieten.
Filmentwurf von Alfred Hitchcock
    Tisch 4 war schon eingedeckt. Im Alten Sägewerk , einem neu renovierten Luxushotel in der weiteren Umgebung des Kurorts saß ein neu renoviertes älteres Ehepaar auf der Terrasse und wartete auf den Ober. Schweigend starrten sie auf den Stürfelsee hinaus.
    »Mich würde brennend interessieren«, sagte die Frau mit scharfem Ton, »ob du mit Laura ebenfalls hier warst?«
    »Laura?«, fragte der Mann zerstreut. »Wer ist Laura?«
    »Du weißt schon, wen ich meine.«
    »Ich kenne keine Laura.«
    »Laura Schmitz von der Marketingabteilung.«
    »Ach, die.«
    Der Ober trat an den Tisch.
    »Darf ich Ihnen die Speisekarten bringen? – Oh, Herr Cusius! Schön, Sie wieder einmal bei uns begrüßen zu dürfen.«
    »Hab ichs doch gewusst«, schrie die Frau, sprang auf und rannte am verdutzten Ober vorbei nach draußen. Herr Cusius lief ihr nach.
    »Aber es ist nicht so, wie du denkst!«

    Zwei Kilometer weiter nördlich und dreihundert Meter höher rasten Jennerwein und Hölleisen durch den dichten Hochwald. Der Baumstamm bretterte mit dreißig bis vierzig Stundenkilometern durchs Gehölz. Sie schlidderten an imposanten Eichen und an stacheligen Brombeerstauden vorbei, verfingen sich in den Strünken des Gemeinen Wildefeus, sie rasten durch ätzende Brennnesselsträucher und durch mannshohe, pfeifend wegschlagende und wieder zurückfedernde Königsfarne. Bayrischer Urwald. Plötzlich hörten sie Stengeles Ruf. Der vorausfahrende leere Baumstamm bahnte ihnen zwar einen ersten Weg, er rodete das Unterholz, er pflügte das gröbste Gestrüpp beiseite. Trotzdem war der richtige Platz zum Absprung schwer auszumachen, so übermannshoch und wild war das Krautwerk im Lauf der Jahre gewachsen. Sie mussten sofort handeln. Beide hielten Ausschau nach einer geeigneten Absprungstelle.
    »Da vorn, bei der kleinen Lichtung!«
    Jennerwein und Hölleisen warfen ihre Zapine von sich, hechteten von ihrem Gefährt und

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