Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)
Sekunden hatte er Kevin mit kurzen Kommandos nach unten gebracht.
»Thanks«, sagte Kevin.
»Wo sind sie hin?«, fragte Stengele.
Kevin zeigte in Richtung Wamberg.
»Glaube ich wenigstens. Ich habe von oben nur so viel gesehen, dass der Araber den alten Feldweg entlanggeflitzt ist. Die zwei Cops sind ihm nachgelaufen.«
»Hölleisen, Sie folgen mir«, sagte Stengele ruhig. »Maria, Sie bleiben hier. Kümmern Sie sich um den jungen Mann. Sichern Sie die Fahrzeuge. Können Sie mit einer Waffe umgehen? Hier, nehmen Sie meine.«
Stengele reichte Maria seine Heckler & Koch. Maria schluckte, gab aber keine Widerworte.
»Untersuchen Sie das Auto und melden Sie, wenn Ihnen etwas auffällt.«
»Verdammt, das Handfunkgerät fehlt!«, rief Hölleisen.
»Kommen Sie jetzt, darum kümmern wir uns später«. sagte Stengele.
»Hallo, Ägidi! Wo bist du?«
»Auf der Froschwiese. Ich sehe unseren Hof schon, Hubertus.«
»Ihr habt einen Bauernhof?«
»Freilich!«
»Wie heißt denn der Hof?«
»Du bist aber dumm. Das ist doch der Wasinger-Hof!«
»Und wo ist der?«
Schweigen. Funkkontakt abgebrochen. Das Funkgerät ausgeschaltet. Oder einfach weggeworfen. Jennerwein erhob sich und ging langsam in den anderen Raum. Das Bild der Deckenlampe löste sich zitternd auf. Vor sich sah er den runden Tisch des Besprechungszimmers. Jennerwein atmete durch. Er hatte noch nie mit jemandem über seine Erkrankung gesprochen. Wenn dieser Fall vorbei war, wollte er sich Maria Schmalfuß anvertrauen. Wenn dieser Fall vorbei war. Dann aber bestimmt. Ganz bestimmt.
Stengele und Hölleisen legten noch einen Zahn zu. Der Menschenauflauf in der Mitte der Ortschaft war nicht zu übersehen. Platz da, Polizei, gehen Sie beiseite, Sie behindern die Ermittlungen. Zwei Krankenwagen waren nach Wamberg gekommen, um Charly und Herrn Kloß, den Mann der Schönheitskönigin, zu versorgen. Zwanzig Menschen standen herum und versuchten redlich, den Sanitätern nicht im Weg zu sein. Ostler scheuchte sie weg.
»Wo ist Charly, der Idiot?«, fragte Stengele.
»Hier!«, erklang es ziemlich kleinlaut von einer Trage.
»In welche Richtung sind sie gelaufen?«
»Ortsauswärts, Richtung Haigerwald.«
Stengele zog seine Dienstwaffe, ganz bewusst in Richtung der versammelten Gaffer, ganz bewusst eine Spur zu martialisch – und die schaulustige Meute wich erschrocken zurück. Mit der freien Hand schnitt er ein kurzes, eindeutiges Handzeichen in die Luft: Alle bleiben hier. Niemand folgt uns. Sonst gibts Ärger.
Stengele und Hölleisen liefen los und sahen sich ein paarmal um. Tatsächlich folgte ihnen niemand. Sie kamen zum Ortsausgang.
»Das ist ein Riesengelände bis zum Wald«, rief Hölleisen. »Da sind wir zu zweit ziemlich chancenlos.«
»Herrgottsakrament! Chancenlos gibts nicht. Los! Den Hohlweg entlang!«
»Hallo, hallo, Chef!«
Nicoles Stimme klang aufgeregt, aber beherrscht.
»Endlich, Nicole! Sind Sie wohlauf? Und Ostler?«
»Ja, einigermaßen. Wir sind östlich von Wamberg, wir sind an einer riesigen Mähmaschine angekettet. Sie ist die einzige auf dem Feld, ist knallrot, und sie ragt über das hohe Gras hinaus. Seien Sie vorsichtig, Chef. Ich bin mir nicht sicher, ob der Tunesier nicht doch noch in der Nähe ist.«
»Danke, Nicole. Ich bin froh, dass es Ihnen gutgeht. Es wird gleich jemand bei Ihnen sein. Ihre Waffen –«
»– hat er mitgenommen.«
»Halten Sie ein paar Minuten durch.«
Jennerwein musste es riskieren. Er rief ein Taxi. Jennerwein machte es dringend. Er erwischte einen hervorragenden Fahrer, der einige Abkürzungen kannte.
»Wo genau hin?«
»Kennen Sie die Froschwiese?«
»Noch nie gehört.«
»Den Wasinger-Hof?«
Alle saßen beim Essen, die Mama, der Papa, ein paar Knechte und Mägde und einige Kinder.
»Du musst der kleine Ägidi sein!«
»Ja freilich!«
»Ich bin der Hubertus. Hast du was für mich?«
»Ja, schon.«
Jennerwein griff nach den beiden Sachen, die Mutter stand auf und kam auf ihn zu.
»Ja, das glaube ich nicht! Sie sind doch –«
»Ich habe dem Ägidi versprochen, dass er einmal das Tatütata hört. Dafür hat er mir auch was geschenkt.«
»Wollen Sie nicht zum Essen bleiben, Kommissar?«
»Danke, ganz lieb, aber mein Taxi wartet.«
Jennerwein stürmte hinaus. Ägidi hatte ihm zwei Sachen gegeben. Das Handfunkgerät hatte er erwartet, das Pfefferspray nicht. Er schüttelte die Dose: Es war anscheinend nicht benützt.
»Ich kann mich irren, aber Sie sind doch –«, sagte
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