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Unterm Kirschbaum

Unterm Kirschbaum

Titel: Unterm Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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es ein Mord gewesen sein sollte, kannst du dir denn vorstellen, dass ihn in der Firma einer … eine so gehasst haben könnte, dass er oder sie …?«
    Die junge Dame sah sich nach allen Seiten um, ob auch keiner mithören konnte. »Da kenne ich mindestens ein Dutzend, die gesagt haben: Den bringe ich noch mal um!«
    Hinz winkte ab. »Das machen täglich Hunderte, das ist reine Aggressionsabfuhr und dient der psychischen Hygiene.«
    »Namen wollen Sie nicht nennen?« Schneeganß hatte sich nun doch entschlossen, die Schöne zu siezen, um das Amtliche ihres Besuches deutlich werden zu lassen.
    »Nein, wenn Herr Schulz wieder auftauchen sollte und dann …«
    »Verstehe«, sagte Schneeganß. »Und wen können wir denn fragen, der nicht so ’ne Angst haben muss.«
    »Na, am besten den Thorsten Rönnefahrt, das ist der Leiter von der Datenverarbeitung und der Liebling von Schulz.«
    Schneeganß und Hinz bedankten sich und machten sich auf den Weg in Rönnefahrts Büro, das aussah wie die Behausung eines Messies, der auf das Sammeln von elektronischem Krimskrams spezialisiert war.
    »Wir hätten Sie mal kurz gesprochen«, sagte Schneeganß.
    Rönnefahrt starrte auf seinen Bildschirm und fand keine Sekunde Zeit, seinen Kopf zur Tür zu drehen. »Können Sie mir nicht ’ne Mail schicken …?«
    Schneeganß konnte Typen wie ihn nicht ausstehen. So liederlich, um nicht zu sagen verkommen, sahen die linken Zecken aus, die Häuser besetzten und um den 1. Mai herum für Randale sorgten. Und Rönnefahrt war der typische Hacker, einer, der die Gesellschaft ärgerte, indem er Viren und Trojaner ins Netz schickte. Für Schneeganß war alles, was sie machten, höchst zwielichtig. Alles, was sich nicht kontrollieren ließ, erregte von vornherein seinen Verdacht und war Grund für ihn, sich zu ärgern.
    »Sie haben schon gehört, dass Ihr Chef seit heute früh verschwunden ist?«, begann Schneeganß.
    »Ja, im Radio.« Rönnefahrt schien das Ganze nicht sonderlich aufzuregen. Er schwieg und wischte mit einem Tempotaschentuch den Staub von seinem Bildschirm.
      »Haben Sie eine Idee, was mit ihm geschehen sein könnte?«, fragte Hinz.
    »Nein.«
    Schneeganß fixierte ihn. »Und dies als sein ganz besonderer Vertrauter?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Man hat so seine Quellen«, antwortete Schneeganß und wurde mit einem Schlag energisch. »Und Sie gucken uns bitte mal an, wenn wir mit Ihnen reden, sonst … Kriminalpolizei, die Mordkommission.«
    »Die Mordkommission … Dann ist Schulz also …?« Rönnefahrt sah sich die hingehaltene Marke an, zeigte sich aber ansonsten wenig beeindruckt. »Was ist denn das für ’n Film hier? Meinen Sie, Schulz hätte mir vorher verraten, wo man seine Leiche entsorgen wird?«
    Schneeganß fand diesen Ton nicht schlecht und stieg darauf ein. »Und warum hat er Ihnen das nicht gesagt, er wusste doch, dass er heute Morgen umgebracht wird – oder nicht?«
    »Er hatte zu viele Feinde, um den Überblick zu behalten.« Rönnefahrt tat so, als würde er sie an den Fingern abzählen wollen und musste die zweite Hand zur Hilfe nehmen. »Aber das sind doch alles Schwächlinge, die denken so etwas zwar pausenlos, tun es aber nie. Nein, im Ernst: Herr Schulz hatte nie Angst, ermordet zu werden, er fühlte sich völlig unangreifbar. Aus seinem Umfeld war es unter Garantie keiner.«
    »Und an Selbstmord hat er nie gedacht?«, fragte Hinz.
    »Völlig ausgeschlossen«, erklärte Rönnefahrt.
    »Und ein Unfall?«, fragte Schneeganß. »War er ein guter Autofahrer?«
    »Ein sehr guter sogar. In seiner Jugend ist er Rallyes gefahren.«
    Schneeganß stieß die Luft aus den Lungen. »Gut, aber wie kann es dann geschehen, dass er mit seinem Porsche in den Kanal stürzt? Was hat er überhaupt in Malz verloren, wenn er auf der B 96 an die Ostsee will, so abseits gelegen, wie das ist …?«
    Rönnefahrt zuckte mit den Schultern. »Da gibt es nur eine logische Antwort: Er hat sich in Malz am Kanal heimlich mit jemandem treffen wollen.«
    Schneeganß nickte. »Wenn er freiwillig dort hingekommen ist, könnte das eine Möglichkeit sein – aber mit wem?«
    »Keine Ahnung. Sicher mit keinem aus der Firma.«
    »Gut, dann bedanken wir uns erst mal bei Ihnen«, sagte Schneeganß. »Und falls Ihnen noch etwas einfallen sollte …« Er legte Rönnefahrt sein Kärtchen auf den Schreibtisch. »Und wie wird es bei Ihnen in der Firma weitergehen?«
    »Ich nehme an, Frau Schulz wird die Zügel in die Hand nehmen.«
    Schneeganß ließ

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