Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
meinte Kevin: „Ich bin froh, dass das mit den beiden geklappt hat. Es wurde nämlich langsam Zeit für Fred. Man gewöhnt sich schnell an das Alleinsein, wenn man es nie anders kennen gelernt hat.“
Sie genossen alle drei die Abendluft, und als die Sonne mit einem lilafarbenen Naturschauspiel endgültig untergegangen war, verabschiedeten sie sich von Cecilia.
„Es ist eine nette Frau, gut dass du sie aufgegabelt hast.“
Franziska stupste ihn scherzend in die Seite. „Aufgegabelt, wie sich das anhört.“
„Na ja, jedenfalls bin ich froh, dass du wieder eine Freundin an deiner Seite hast, mit der du deine Interessen austauschen kannst.“
„Oh ja, dass bin ich auch, Cecilia ist eine wirkliche Bereicherung für mich. Man kann sich wunderbar mit ihr unterhalten, und auch ihre Kinder sind lieb. Und nicht nur das, denn durch die Kinder ist wieder Leben auf die Farm gekommen. Eine Farm braucht einfach auch Kinder.“
„Ja“, flüsterte Kevin ihr ins Ohr und gab ihr einen zärtlichen Kuss, bevor sie in ihr kleines Häuschen gingen.
Am anderen Morgen sprach keiner mehr von den ausgebrochenen Sträflingen. Denn es gab viel zu tun, und jeder war mit seiner Arbeit beschäftigt.
Gefahr in der Luft
Es verging selten ein Tag, an dem Neil nicht an Sabrina dachte.
Googana und Benala bemerkten das und versuchten, diese Gegebenheit einfach zu ignorieren.
„Mit der Zeit wird er schon vergessen“, meinte Googana ruhig.
„Ich bezweifle das, schließlich sind wir schon fünfunddreißig Monde unterwegs, und es hat sich noch keine Veränderung gezeigt.“
Nachdenklich nickte Googana mit dem Kopf. „Wenn wir auf unsere Freunde, die Anangu, treffen, findet sich dort vielleicht ein hübsches Mädchen, was ihm schöne Augen machen kann.“
Benala war erfreut über diese Idee und wunderte sich zugleich, dass sie nicht selbst auf so eine einfache Lösung gekommen war.
Tage später kamen sie in die Nähe des Uluru. Man konnte den Monolith bereits von weitem sehen. Neil staunte über die vielen unterschiedlichen Farbspiegelungen, mit denen der Uluru sich im Laufe eines Tages zeigte. Am Morgen leuchtete er rotlila, mittags schien er zartrosa bis kräftig orange zu sein, und am Abend war er purpurrot, je nach Sonnenstand.
Plötzlich hob Googana den Kopf und roch in die Luft. Durch seine breite Nase zog er, wieder und wieder tief Luft ein. Die anderen taten es ihm gleich.
„Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte Neil.
„Ich rieche Gefahr. Spürst du das nicht auch?“, wollte Googana von ihm wissen.
„Nein, man kann doch die Gefahr nicht riechen. Entweder ich sehe sie oder ich fühle sie.“
„Eben, und das Fühlen ist zu vergleichen mit dem Riechen“, gab ihm Benala zur Antwort.
Die Männer des Stammes berieten lange, was sie als Nächstes tun sollten. Schließlich gab Googana seinen Kundschaftern Ooka und Noura die Aufgabe, vorsichtig in Erfahrung zu bringen, ob Gefahr für die Gruppe drohte.
Mit Speeren bewaffnet, zogen sie im Morgengrauen los. Die Zurückgebliebenen suchten vorerst unter niedrigen Büschen Schutz vor der heißen Sonne.
Als nach zwei Tagen immer noch nichts von den beiden zu sehen war, sorgte sich Googana und beriet sich mit Milunca.
„Ich rieche immer noch den Tod.“
„Ich auch“, erwiderte Milunca.
„Ich kann aber die Frauen nicht ohne meinen Schutz lassen, darum musst du alleine erkunden, was mit Ooka und Noura geschehen ist.“
Milunca nickte und verstand die Wichtigkeit seiner Mission. Googana legte seine Hand auf Miluncas Schulter.
„Dir darf nichts passieren, sei vorsichtig! Wenn du Gefahr spürst, kommst du sofort zurück!“
Googana nahm rote Erde in seine Handfläche und machte mit Speichel daraus einen dicken Brei. Damit malte er farbige Streifen auf Miluncas Haut.
„Die schützen dich vor bösen Geistern“, sagte er.
Als Milunca losging, blickten ihm alle sorgenvoll nach. Die Sonne stand im Zenit, als Milunca wieder zurück war.
„Nun“, wollte Googana ihn zur Antwort drängen.
Doch Milunca schaute gedankenverloren zum Horizont, seine Augen wurden feucht. Googana drehte ihn an der Schulter zu sich um, sah ihn an und wiederholte seine Frage. „Nun, was hast du in Erfahrung gebracht?“
Milunca holte tief Luft: „Von den Anangu habe ich keinen lebend gesehen. Alle tot – Frauen, Kinder und die Alten. Männer waren keine dabei. Nur Ooka und Noura, aber von den beiden waren nur die Körper da.“
„Was soll das heißen, nur die Körper?“
„Die Köpfe
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