Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Früchte, Gewürze und Gemüse, die ihr völlig unbekannt waren, Tücher, Stoffe, Töpfe und Krüge. Eine vielfältige Farbenpracht, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nie vorgestellt hätte. Von den Früchten besorgte ihr Rainer Kostproben und von dem, was ihr besonders gut schmeckte, kaufte sie einiges. Er handelte die Preise bald um die Hälfte herunter. Als er dabei Franziskas zweifelnden Blick sah, sagte er: „Das ist keine Beleidigung für diese Menschen, sondern eine Ehre. Wer nicht handelt, achtet in ihren Augen nicht den wahren Wert der Ware. Zahlt jemand den erstgenannten Preis, so ist das beleidigend. Sie haben wirklich Freude am Handeln.“
Franziska verstand das zwar absolut nicht, aber sie akzeptierte es als Tatsache. Der Weg über den Markt machte Sabrina müde, und Rainer setzte sie auf seine Schultern. Er hielt sie dabei fest, weil sie ihren Kopf auf den seinen legte und einschlief.
Als Sabrina endlich wach wurde, hatte sie plötzlich großen Hunger. An der Ecke stand ein Eiswagen.
„Kleine Dame, darf ich Ihnen und Ihrer werten Frau Mama ein Eis kaufen?“, ulkte Rainer mit Sabrina, die wieder auf eigenen Füßen stand.
„Oh, ja gerne“, rief Sabrina erfreut und machte dabei große Augen.
Rainer kaufte für jeden ein Eis. Es schmeckte allen sehr gut. Für Sabrina war es das erste Eis, was sie überhaupt aß.
„Eigentlich wollte ich für uns andere Kleidung kaufen. Diese hier ist zu warm für dieses Klima.“
Rainer führte sie in ein kleines Geschäft, wo sie alles bekam, was sie sich vorgestellt hatte. Natürlich handelte er wieder den Preis nach unten.
Danach gingen sie zurück zum Schiff, da die Dämmerung einsetzte. Am Hafen erklärte Rainer ihr alles Wissenswerte und beantwortete geduldig ihre Fragen. Als die Hafenbeleuchtung anging, kamen sie zur Marie-Ann. „Dort in den Fässern ist frisches Trinkwasser, und da wird gerade Obst, Gemüse, Mehl, Zucker und alles, was noch gebraucht wird, verladen“, erklärte er ihr.
Auf der Gangway stand der Kapitän und verabschiedete zwei Matrosen.
Als Rainer ihren fragenden Blick sah, erklärte er ihr: „Die zwei wollten nur bis Kapstadt mit. Sie sind hier zu Hause und haben Urlaub. Wir bekommen dafür zwei andere Matrosen als Ersatz. Auf der Rückfahrt werden sie wieder ausgetauscht.“
Der Tag war so anstrengend, dass Franziska und Sabrina nach ihrer Englischlektion sofort schlafen gingen.
Sie waren nun schon wieder einige Tage auf See, und die Sonne brannte unbarmherzig auf sie hernieder. Sogar nachts wollte es sich nicht abkühlen. „Das ist ein kleiner Vorgeschmack auf Ihr zukünftiges Klima“, meinte Kapitän Ignatz scherzend, als er Franziska in der Hitze stöhnen hörte.
Inzwischen hatten Sabrina und Franziska eine hellbraune Hautfarbe bekommen. Es stand beiden ausgezeichnet, und Franziska fiel ein, wie weiß und fast durchsichtig doch Sabrinas Haut immer gewesen war. Doch davon ist absolut nichts mehr zu sehen, das Kind entwickelt sich einfach prächtig.
Wenn das nur Martin sehen könnte, dachte sie, er wäre glücklich, wenn er wüsste, dass sein Opfer nicht umsonst war.
In ihrer Kabine war es stickend heiß, und nach Absprache mit dem Kapitän verbrachte Franziska mit ihrer Tochter die Nächte auf dem Freideck im Liegestuhl.
„Mami, warum muss ich mich zudecken, es ist doch so warm?“
„Ja, es ist warm, aber wenn du schläfst, kühlt dein Körper aus, und damit du nicht wieder krank wirst, musst du dich zudecken. Ich decke mich auch zu, obwohl mir warm ist.“
„Warum kühlt der Körper aus, wenn ich schlafe, Mami?“
„Weil du dich beim Schlafen nicht bewegst und ganz still liegst.“
Mit dieser Antwort war Sabrina zufrieden und schlief ein. „Was sie jetzt so alles wissen will“, überlegte Franziska „früher hat sie nie nach dem ‚ Warum ’ gefragt. Aber solange ich eine Antwort darauf weiß, finde ich diese Fragerei in Ordnung.“
Mit dem Sternenhimmel über sich, schlief Franziska ein.
Tödlicher Widerstand
„Sir, wir sollen uns auf diesem Schiff melden.“
Der Kapitän musterte die beiden neuen Matrosen. Sein erster Eindruck war nicht der Beste. Er hatte das Gefühl, dass sie kein ehrliches Gesicht hatten, aber trotz alledem sagte er: „Willkommen an Bord. Ich freue mich, so schnell Ersatz bekommen zu haben. Sind Sie mit den Arbeiten an Bord eines Schiffes vertraut?“
„Ja“ sagten die beiden gelangweilt.
„Das heißt Aye, Aye Sir!“ gab der Kapitän barsch zur Antwort.
Sie
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