Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Anwalt Mr. Williams.
„Ich wollte die Gelegenheit nicht verpassen, selbst allen Brautpaaren meinen herzlichen Glückwunsch zu übermitteln. Außerdem wollte ich dem jüngsten Brautpaar das Stammbuch persönlich überreichen.“
Sabrina konnte nicht fassen, dass das geklappt hatte. „Ist das auch ganz offiziell?“, fragte sie.
Mr. Williams räusperte sich und meinte: „Nun ja, sagen wir es ist so gut wie offiziell. Nach Einzelheiten sollte wohl am besten nicht gefragt werden.“
Dabei wollten es Sabrina und Neil auch belassen.
Mr. Williams ließ sich nicht lange bitten, um an dem großen Familienfest mit teilzunehmen. Wann hat man schon mal wieder die Gelegenheit, an einer dreifachen Hochzeit teilzunehmen.
Ein lieber Gast
Am frühen Morgen nach dem Hochzeitstag gebar Sabrina zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen.
Mr. Williams, der noch anwesend war, nutzte gleich die Gelegenheit und trug die Namen der Kinder in das Stammbuch ein. Randy Roberts und Sarah Roberts.
„Danke, Mr. Williams“, flüsterte Sabrina, die sehr schwach von der Anstrengung war.
An Franziska gewandt, fragte er: „Nun Mrs. Goodman wie fühlt man sich als frischgebackene Ehefrau?“
„Blendend, Mr. Williams. Aber wir haben ja auch sehr lange auf diesen Moment warten müssen.“
„Das stimmt! Wie viel Jahre waren es eigentlich?“
Franziska schaute Hilfe suchend zu Kevin.
„So etwa zwanzig Jahre“, sagte Kevin.
„Ja, da wird es wirklich allerhöchste Zeit. Ich wünsche Ihnen alles Glück der Erde. – Ach, übrigens ist mir immer noch nichts Neues aus Irland bekannt. Aber sobald ich etwas höre, melde ich mich bei Ihnen, versprochen.“
„Danke, Mr. Williams, danke für alles.“
Er nickte freundlich allen zu, stieg in sein Flugzeug und flog wieder Richtung Sydney.
„Weißt du, Franziska“, sagte gedankenverloren der Pfarrer, „wenn ich hier bin, möchte ich gar nicht mehr weg. Du und Sabrina, ihr beide, seid so etwas wie eine Erinnerung an Deutschland. Ich bereue zwar keinen Augenblick, dass ich damals hier geblieben bin, aber auf meine alten Tage wird man wahrscheinlich sentimental, und dabei schwappt das Heimweh über.“
Kevin schmunzelte: War das etwa eine versteckte Anfrage des Pfarrers? dachte er.
„Wenn Sie noch einige Zeit hier verbringen wollen, Pfarrer Thörel, haben wir absolut nichts dagegen. Seien Sie unser Gast, solange Sie möchten“, bot Kevin ihm an.
„Ich weiß nicht so recht“, überlegte laut der Pfarrer „falle ich euch wirklich nicht auf die Nerven?“
„Oh Kevin, das ist aber lieb von dir, dass du das dem Pfarrer anbietest“, und zum Pfarrer sagte sie „wir werden Sie in dem kleinen Gartenhaus unterbringen. Dort sind Sie ungestört, wenn Ihnen nach Ruhe zumute ist. Und sollten Sie sich nach Trubel sehnen, kommen Sie zu uns. Ich freue mich sehr darüber“, strahlte sie.
„Also gut, abgemacht.“ Mit einem Handschlag besiegelte er mit Kevin die Abmachung.
Drohende Gefahr
Mit dreimonatiger Verspätung kündigte sich endlich die Regenzeit mit Donnergrollen aus der Ferne an. Es war sehr schwül, sodass sich jeder nach dem Regen sehnte. In der mittäglichen Stille, unter den fast schwarzen Wolken und dem bleischweren Himmel bewegte nicht der kleinste Lufthauch die Blätter. In den Räumen wurde das Licht angezündet. Die Erfahrung lehrte, dass sich die trügerische Stille binnen kurzer Zeit ändern konnte. Darum wurde fürsorglich auf dem Freigelände alles, was durch die Luft fliegen könnte, fest angegurtet oder weggeräumt.
„Sabrina, hole den Pfarrer zu uns herüber, hier ist er sicherer und vor allem nicht allein“, bestimmte Kevin.
„Was ist, wenn es bis heute Abend nicht aufgehört hat, wo soll er dann schlafen? Bei uns geht es schon ziemlich eng zu“, gab Sabrina zu bedenken.
„Sie hat recht“, bestätigte Franziska, „wo soll er dann schlafen?“
„Neil könnte doch sicher eine Nacht bei seiner Mum übernachten, da hätte der Pfarrer Platz auf der Couch!“
Missmutig nickte Sabrina.
Kevin zog Sabrina, die gerade mit Randy auf dem Arm in ihr Zimmer gehen wollte, zu sich. „Mädchen“, sagte er mit sanfter Stimme „ich kenne dein Problem, aber du musst schon noch warten. Bei solch einem ungewissen Wetter können wir unmöglich für euch ein Haus bauen. Das siehst du doch sicher ein?“
„Ja schon, aber es dauert noch so lange“, antwortete sie und ging weiter, um Sarah noch zu stillen. Franziska nahm ihr den Jungen ab und wickelte ihn, bevor er
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