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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Röbel
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nur von Glück reden, dass wir so weit weg von der Zivilisation leben.“ Kevin gähnte laut. „Mein Gott bin ich müde!“
    „Und das sicher nur wegen uns.“
    „Das kann man wohl sagen!“

    Die Lösung

    Nach einer Stunde war das Thema vorerst vom Tisch.
    Kevin hatte ein gutes Gefühl im Bauch, dass er die wahrscheinlich beste Idee hatte.
    „Ich weiß nicht“, meinte Franziska „wer weiß, ob Pfarrer Thörel noch lebt? Und wenn, kann man ihm so etwas zumuten? Jeder weiß, dass eine Heirat vom Gesetzgeber zwischen Weißen und Mischlingen nicht erlaubt ist. Macht er sich dabei auf seine alten Tage nicht strafbar?“
    „Franziska, du wolltest ihn doch sowieso wegen der Doppelhochzeit fragen und nun hört es sich an, als wäre er zu alt für drei Brautpaare? Lass das doch ihn entscheiden. Wenn er nein sagt, dann müssen wir uns eben etwas anderes einfallen lassen.“
    Franziska nahm Papier und Stift zur Hand. Sie schrieb einen langen Brief an Pfarrer Thörel. Dabei war sie nicht einmal sicher, ob die Adresse überhaupt noch stimmte.
    Pfarrer Thörel war in einem Altenheim in einem Vorort von Brisbane. Dort war er aber noch sehr aktiv und gab für die Heimbewohner regelmäßig Gottesdienste. Man schätzte ihn und seine Meinung, und er hatte für jeden, der seine Hilfe benötigte, ein tröstendes Wort. Er setzte sich auch noch tatkräftig ein, um beispielsweise bei den Behörden die Rechte der Heiminsassen durchzuboxen. Er war schon eine ziemlich bekannte Größe in Brisbane.
    Mit großer Freude öffnete er den Brief von Franziska, und je weiter er las, umso größer wurden seine Sorgenfalten.
    „Oh, oh kleine Sabrina, da steckst du aber wirklich tief im Schlamassel, mal sehen, was ich da tun kann“, nuschelte er in seinen grauen Bart.
    Das einfachste wäre, wenn er sich ans Funkgerät setzt und alles mit Franziska beredet. Nur da gibt es ein großes Problem. Über Funk kann jeder auf dieser Frequenz mithören, und das sind im Qutback viele Menschen, denn es ist ein interessanter Zweitvertreib für viele.
    Also waren viele Briefe zwischen Mozzie und Brisbane nötig, bis alle Unklarheiten beseitigt waren.
    Das größte Problem war das Stammbuch. Es muss jemand gefunden werden, der in meiner Schuld steht und mir einen Gefallen schuldig ist. Mir wäre es natürlich am liebsten, wenn dieser jemand kurz vor dem Ruhestand steht. Ich könnte es sonst nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, dass diese Person irgendwann vielleicht entlassen wird, falls es herauskommt, dachte der Pfarrer.
    Er nahm Franziskas letzten Brief und suchte nach dem genauen Termin. „Ach ja, hier steht es – Samstag, den 16. Februar 1957“, flüsterte er. Und lächelnd fügte er hinzu: „Na gut, mein Kind, ich freue mich darauf, auf meine alten Tage der Justiz noch einen Streich zu spielen.“
    Belustigt rieb er sich die Hände.

    Wahre Freundschaft

    Als Franziska in Brisbane war, meldete sie sich telefonisch bei Marty Williams, da dieses Gespräch keiner mithören sollte. Sie wollte von ihm wissen, wie weit seine Nachforschungen vorangekommen waren.
    „Es dauert länger, als ich erwartet hatte, Mrs. Winter. Aber glauben Sie mir, es ist alles sehr verworren. Mein Verbindungsmann in Irland tut sein Bestes, aber es ist sehr schwer, an Informationen zu kommen, vor allem an glaubwürdige Informationen. Die Iren sind ein sehr verschlossenes Völkchen. Man muss erst sehr vorsichtig ein Vertrauensverhältnis aufbauen, ehe man überhaupt eine Chance hat, aus denen etwas herauszubekommen.“
    „Mr. Williams, ich hätte da noch ein Problem!“
    „Welcher Art wäre es?“
    Franziska erzählte lange mit ihm.
    „Das ist ziemlich delikat, es kann zu einem großen Problem werden, wenn es an die Öffentlichkeit kommt. Lassen Sie mir etwas Bedenkzeit. Wann soll die Hochzeit stattfinden?“
    „Nächstes Jahr, am 16. Februar!“
    „Ich werde sehen, was ich tun kann, aber in dieser Sache verspreche ich gar nichts.“

    Franziska saß, wie so oft mit Kevin, Fred und Cecilia bei einem Glas Wein, und sie besprachen das eine oder das andere Problem, was ihnen noch zur Hochzeit einfiel.
    „Ich habe mir gedacht, ob wir vielleicht den Pfarrer zum Weihnachtsfest zu uns holen. Er könnte dann gleich bis zum Februar Urlaub hier machen?!“
    „Ich kann zwar deine Gedankengänge nachvollziehen, aber für so gut halte ich den Vorschlag nicht. Stell dir nur vor, wir bekommen wieder Hochwasser, der Pfarrer könnte sich nicht einmal die Beine vertreten, es wäre viel

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