Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
so einem Falle niemals gute Leistung erwarten. Ein paar Lobe dann und wann helfen sehr viel, wenn man Wert auf gute Beziehung legt. Nur wer so denkt und handelt wird ein geachteter Chef sein. Aber das lernt mein Mann nie. Aber solche verbohrte und eigensinnige Bosse, wie mein Mann, die diese Notwendigkeit des kooperativen Miteinander nicht einsehen wollen, wird es wohl leider Gottes immer und überall auf der Welt geben.“
Franziska bemerkte die Traurigkeit in der Stimme ihrer Gesprächspartnerin und sagte: „Das brauchen Sie, äh du, mir nicht zu erzählen. Das geht mich nichts an.“
„Und ob, du sollst von Anfang an wissen, auf was du dich einlässt. – Die gesamte Farm gehört mir, und genau das ärgert meinen Mann sehr. Aus diesem Grunde werde ich dafür sorgen, dass er niemals die Farm erben wird.“
„Warum?“
„Na ja, weil er so schwierig ist. Gibt es etwas zu tun, sagt er, ‚ Arbeit ich komme, reiß aus! ’ dabei gibt es ständig viel Arbeit auf der Farm. Franziska, ich bin froh, dass du dich entschieden hast, mit mir zu kommen. Ich hätte dann endlich wieder jemand, mit dem ich erzählen kann, wenn bei uns tagelang Funkstille herrscht. Du musst wissen, dass er mit Worten mehr verletzten kann als ein Boxer seinen Gegner. Darum ist Biggi auch gegangen. Sein Verhalten an diesem Tag hat lediglich das Fass zum Überlaufen gebracht. Dabei ist es gleich, ob er nüchtern oder besoffen ist. Manchmal ist er aber auch ganz lieb und freundlich, da habe ich jedoch das Gefühl, als sitze ich auf einer Zeitbombe. Die lieb gesagten Worte kommen mir dann wie geheuchelt vor. Ist er betrunken, verschlimmert er seinen Zustand durch sein Benehmen. Da spuckt er in alle möglichen Ecken, sabbert oder frisst – ehrlich, man kann das schon fressen nennen – den Kühlschrank leer. Dabei geht er mit den Fingern in Salate, beißt in die Wurst und legt sie anschließend wieder hinein. Geht aufs Klo, ohne sich das Hinterteil abzuwischen, sodass es überall wahnsinnig stinkt. Ach weißt du, ich könnte jetzt so lange aufzählen, bis wir auf der Farm sind.“
„Warum bleibst du dann bei ihm?“
„Gute Frage, aber wahrscheinlich aus Gewohnheit. Stell dir vor, wir hatten sogar ein Kind. Der Junge war gerade zwei Jahre alt geworden. Er planschte auf dem Hof in der Badewanne. Ich hing Wäsche auf, und mein Mann kam betrunken aus dem Haus. Er wollte dem Kind einen Kuss geben, beugte sich über die Wanne und verlor das Gleichgewicht. Er fiel auf das Kleinkind. Mir war die Sicht versperrt, da ich gerade einige große Stücke auf die Leine hängte. Ich hörte es platschen, dachte mir allerdings nichts dabei. Als ich es endlich sah, rannte ich zu meinem Kind. Der Kerl lag immer noch auf meinem kleinen Jimi. Ich bekam meinen Mann nicht heraus, also zog ich wie wild an den Beinen des Kindes. Sie bewegten sich nicht mehr. Als ich endlich das Kind unter der Last vorgezogen hatte, war es bereits tot. Erstickt und gleichzeitig ertrunken.“ Alina weinte und brachte das Pferd zum Stehen.
Franziska nahm sie in die Arme und tröstete sie: „Was hatte ich da mit meinem Martin für ein Glück. Es gab nie ein böses Wort zwischen uns. Wir liebten und achteten uns aufrichtig.“
„Mami, warum weint Tante Alina?“
„Sie ist traurig, Schätzchen.“
„Warum?“
„Weil ihr kleines Söhnchen gestorben ist.“
Da fasste Sabrina Alinas Hand. „Du musst nicht traurig sein, Tante Alina. Er ist jetzt im Himmel und ganz sicher nicht allein, weil dort auch mein Papi ist und Robie, Maria und Mathias. Unsere Familie hat ihn bestimmt gefunden und kümmert sich um ihn. Und weißt du was, Tante Alina, alle zusammen passen von da oben auf uns auf. Sie sind dort glücklich, wenn auch wir glücklich sind. Das stimmt doch, Mami!“
„Du hast Recht, das stimmt, genau so ist es.“
Alina lächelte über die kindliche Naivität. Sie fuhr sich mit den Händen durch das glatte dunkelblonde Haar und strich sich danach ihren Rock glatt. So, als wollte sie die Trübsal wegstreifen.
„So, nun wollen wir etwas Gutes zu essen machen“, sagte sie und fing mit den Vorbereitungen an.
Danach fuhren sie gestärkt in der glühenden Hitze weiter. Franziska wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
„Oh, Franzi, warte nur ab, dass kann man noch nicht als Hitze bezeichnen. Die Sonne kann noch einige Grad zulegen und das mitunter über Jahre hinweg. Es gab schon Trockenzeiten, die mehr als acht Jahre dauerten. Das war zum Beispiel von 1895 bis 1903
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