Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Nacken. Als Kevin sich zu ihm umdrehte, schüttelte dieser mit dem Kopf. Er gab auf.
Der Auktionator sagte: „Eintausend Dollar sind geboten. Wer bietet mehr? Ich höre kein weiteres Angebot?!“ Er schwang den Hammer durch die Luft. „Eintausend Dollar zum Ersten, zum Zweiten und zum ...“ Er schaute sich suchend in der Menschenmenge um, und als er keinen weiteren Interessenten fand, sagte er: „Dritten.“ Der Hammer knallte zum letzten Mal auf das Pult. „Der Hengst geht für Eintausend Dollar an den Mister mit der Nummer Neunundsechzig!“ Dabei zeigte er mit dem Hammer auf Kevin. Auf diese Art und Weise erwarb Kevin achtzehn prachtvolle Pferde. Er hatte sein eigenes gespartes Geld mit und kaufte von einem Pferdezüchter noch ein HaflingerFohlen. „Du hast die richtige Größe für Sabrina. Die Kleine wird sich riesig freuen.“ Er streichelte liebevoll die helle Mähne des Tieres und küsste es auf die Blesse. „Ich werde dich Floh nennen. Sabrina wird sicherlich der Name auch gefallen.“
Einen Tag brauchte er noch, um seine Heimreise zu organisieren. Zwei Reiter sollten ihm dabei helfen, die Tiere durch das australische Outback zu treiben. Er plante vorerst drei bis vier Monate ein und nahm die dafür nötige Verpflegung mit. „Wenn ihr eure Arbeit gut macht, habt ihr die Möglichkeit, bei unserer Ankunft eine Festanstellung zu bekommen! Den Lohn für diesen Viehtrieb erhaltet ihr im Voraus ausgezahlt.“
Im Outback ist es tagsüber sehr heiß, sodass sie ihre Arbeitszeit den Temperaturen anpassten. Kurz vor Sonnenaufgang standen sie auf, um sich mit einem guten Frühstück zu stärken. Als die Sonne über den Horizont kam, ritten sie los. Gegen Mittag wurden die Temperaturen unerträglich für Tier und Mensch, also suchten sie ein schattiges Plätzchen und machten Rast bis zum späten Nachmittag. Danach ging es weiter bis zum Dunkelwerden.
Nick und Andy waren sehr verschieden. Andy war fleißig und hilfsbereit. Er sah von selbst, wo seine Hände gebraucht wurden. Nick hingegen war faul. Jeder Handgriff musste ihm gesagt werden, und oft maulte er sogar, weil er gerade für die ihm zugeteilte Arbeit keine Lust hatte. Immer öfter gab es Streit wegen irgendwelchen Kleinigkeiten. Kevin konnte aber auf seine Hilfe nicht verzichten. Trotz allem versuchte Kevin mit Nick, nach dem ersten Monat, ein ernstes Gespräch zu führen. „Hör mal, Nick, so geht das nun aber wirklich nicht weiter. Was ihr beide für Zoff habt interessiert mich eigentlich nicht, aber bitte ein bisschen leiser. Bei deinem Zank und Streit machst du mir die Pferde scheu.“
„Ach so, jetzt bin ich derjenige, der den Streit anfängt. Du hast wohl Scheuklappen vor den Augen, dass du nicht sehen willst, was hier abgeht.“
„Du nimmst dir sehr viel heraus, Nick, du scheinst immer noch nicht begriffen zu haben, dass du mit deinem künftigen Vorarbeiter redest! Oder hast du keine Lust mehr auf eine Anstellung?“
„Ihr könnt mir alle gestohlen bleiben.“ Damit drehte er sich um, bestieg sein eigenes Pferd und ritt davon.
„Spinnt der?“, wollte Andy wissen „der kann doch nicht einfach abhauen?“
Kevin legte seine Hand beruhigend auf Andys Schulter: „Lass ihn, Andy, wir schaffen das irgendwie allein.“
Am Nachmittag, als sie wieder losreiten wollten, bestieg Kevin eine kleine Anhöhe und schaute sich um. Die eine Hand hatte er im Hosenbund und mit der anderen Hand beschirmte er seine Augen, zum Schutz vor der Sonne. Er hatte gefunden, was er suchte. „Andy, komm mal rauf.“
„Was ist?“, wollte Andy wissen, der inzwischen hinter Kevin stand.
„Da hinten an der Felsgruppe, siehst du da ein Pferd grasen? Das ist Nick, wahrscheinlich hat er es sich anders überlegt und kommt wieder zurück. Wir werden bis morgen früh hier warten. Somit hat er eine reelle Chance.“
Sie machten es sich unter einer Akazie bequem. Gegen Abend suchte Andy trockenes Holz für ein Feuer und ein wenig später zauberte Kevin eine leckere Mahlzeit.
„Ist das kleine Fohlen auch von der Auktion?“
„Nein, Andy, das habe ich von einem Züchter gekauft. Es soll ein Geschenk für ein ganz bezauberndes kleines Mädchen sein.“
„Ich wusste gar nicht, dass du eine Tochter hast?“
„Nein, ich habe keine Tochter, ich möchte nur diesem Mädchen eine Freude machen.“ Kevin zündete sich nach dem leckeren Abendmahl eine Pfeife an. „Dieses kleine Mädchen hat in ihrem kurzen Leben schon sehr viel Trauriges erlebt. Ich glaube“, sagte
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