Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
wenig. Peter spürte die Spannung, die zwischen Kevin und ihm war. Er konnte sich aber beim besten Willen nicht erklären, warum es so war. Kevin als Gentleman schwieg über dieses Thema. Sie übernachteten wieder in einer Höhle. In der Nacht wurde er wach und ging nach draußen, um sich die Beine etwas zu vertreten. In den gegenüber liegenden Bergen, die weit weg waren, entdeckte Kevin ein Feuer. Ob das Abos sind, oder hat sich jemand verirrt, ging ihm durch den Kopf? Er konnte ja nicht ahnen, dass da oben in den Bergen seine Franziska war, die dem Wiedersehen mit ihrer Tochter entgegenfieberte. Ohne einen weiteren Gedanken an das Lagerfeuer zu verschwenden, legte er sich wieder schlafen.
Am nächsten Morgen spürte Peter den langen Ritt in seinem Hinterteil, aber er nahm es wie ein Mann und beklagte sich nicht. Kevin hingegen sah an seinem Gang, was los war, und das verschaffte ihm Genugtuung. Warum soll ich ihn schonen, immerhin ist er mein Rivale, aber was soll’s, schalt sich Kevin in Gedanken. Schließlich muss Franziska entscheiden, und ich werde ihre Wahl akzeptieren, egal, wie sie ausfällt.
Peter schwang sich auf sein Pferd und stand mehr in den Steigbügeln, als er saß.
Kevin dachte: Ein Bild für die Götter, aber trotzdem hält er sich gut. Ein anderer an seiner Stelle hätte sicher gejammert oder bereits aufgegeben.
Peter aber konnte gar nicht an das Aufgeben denken, schließlich war er kurz vor seinem Ziel.
„Warum bist du so schweigsam, Kevin?“
Dieser hob die Schultern hoch und meinte: „Ich bin immer so, ich hänge eben gern meinen Gedanken nach.“
„Schon, aber ich nahm an, ich könnte etwas über das Leben auf einer Farm von dir erfahren. Du hast bereits einiges erzählt, aber im Grunde nur Negatives. Es muss doch auch etwas geben, was dich dort hält.“
Kevin dachte: Wenn du wüsstest, was mich dort hält, würdest du mich bitten, dich zurück nach Brisbane zu bringen. Aber das würde mir Franziska vielleicht nie verzeihen.
Auf die Frage antwortete er aber: „Was soll mich schon halten? Jede Menge Arbeit, ein Haufen Vieh und verdammt viel Hitze und Staub.“
„Aha, nun weiß ich ja über alles Bescheid“, meinte Peter ironisch. „Und wann sind wir da?“
„Morgen Abend vielleicht, allerdings bei unserem Tempo bin ich mir da nicht so sicher.“
Endlich, dachte Peter.
Wunderbare Medizin
In der Nacht war es sehr kalt geworden, und als Franziska am Morgen wach wurde, fühlte sie sich steif vor Kälte.
Fred hatte am Lagerfeuer einen Tee gebrüht. „Hier trink, das wird dir gut tun.“
„Danke, Fred.“ Sie nahm den Becher und umfasste ihn mit beiden Händen, sodass über ihre Hände die Wärme durch den Körper zog. „Ah, das tut gut!“ Mit kleinen Schlückchen leerte sie den Becher.
Der Kundschafter gab zu verstehen, dass sie weitergehen wollten.
„Mamdy, kannst du ihn bitte fragen, ob wir noch ein halbes Stündchen warten. Schau dir meine Füße an, die schmerzen sehr stark“, Franziska zeigte auf ihre Füße, die mit Blasen übersät waren. „Ich würde sie gern noch in den kalten See halten, damit die Schwellung etwas zurückgeht.“
„Sieht böse aus, ich versuchen.“
Der Kundschafter kam mit Mamdy zurück und schaute auf ihre Füße. Er nickte und stellte ihre Füße wieder ins Wasser und ging. Nach kurzer Zeit kam er mit Blättern in der Hand zurück. Er wickelte ihre Füße in die Blätter, lockerte die Schnallen der Sandalen, damit die Füße mit den Blättern darin Platz hatten. Und dann ging es schon weiter. Eigenartigerweise spürte Franziska überhaupt keinen Schmerz mehr in den Füßen.
Der Kundschafter lief um den kleinen See auf den Wasserfall zu.
„Aber hier geht es doch gar nicht weiter!“, meinte Fred.
Der Aborigines winkte sie jedoch heran, sie sollten ihm folgen. Er ging direkt bis zu dem Wasserfall heran und dann entdeckten es auch die anderen. Zwischen dem Wasser und dem Fels war eine breite Lücke, dort konnte man hindurchlaufen. Es dauerte eine Weile, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Dann konnte man eine schmale Höhle oder einen Tunnel erkennen. Es ging steil bergauf, und nach ungefähr einer halben Stunde traten sie wieder ins Tageslicht und befanden sich oberhalb des Wasserfalls. Nach dem Anstieg machten sie dort oben eine kleine Rast. Franziska saß mit Mamdy an einem Felsvorsprung. Unter ihnen lag das weite Land. Die Sonne ging auf und tauchte das Land in ein eigenartiges Licht. Der Himmel färbte sich
Weitere Kostenlose Bücher