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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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gegangen ist, dass wir den Stick gefunden haben. Vielleicht ist es aber auch die Erinnerung an das Gesicht des Triathleten mit Blutkrebs. „Wir haben den Sender. Er funktioniert. Du kannst auf mich aufpassen.“
    „Grünwald wird nicht mit dir reden. Hat er schon früher nicht wollen“, ergänzt Vesna.
    „Wenn er weiß, was ich habe, wird er reden“, widerspreche ich. Vesna nickt langsam.

[ 16. ]
    Gar nicht lange her, dass ich durch dieses Foyer gegangen bin. Die Rezeptionistinnen sind noch dieselben. Ich nicke ihnen freundlich zu. Bin dankbar für meine große dunkle Sonnenbrille. Am liebsten hätte ich eine Brille, die mich komplett verdeckt. Die Ringelblumencremeschachtel habe ich ganz oben in meiner Tasche. — Mist! Gleich neben dem Schrank sitzen zwei Frauen auf dem Sofa und trinken Kaffee. Dann weiter. Ich bin wie auf Schienen unterwegs. Nicht zu viel denken, schon gar nicht sich vorauseilend fürchten, dafür ist einfach keine Zeit. Vesna hat geklärt, dass Professor Grünwald im Haus ist. „Hallo, hier Valentina vom kroatischen Fernsehen. Ich weiß, es ist Überfall, aber hätte Professor Grünwald einige Minuten für uns? Wir drehen Serie über Gegend und haben von berühmtem Schönheitschirurgen und fantastische ,Oasis‘ erfahren. Oh, genau wir können nicht sagen, wann wir sind da. Geht es um fünf? Oh, wunderbar, ja, kann sein, wir schaffen es auch früher.“
    Ich gehe zum Lift, zwei Leute warten. Die Frau hat wohl vor kürzerer Zeit eine der berühmten Grünwald-Nasen bekommt. Sie sieht aus wie ein Boxer nach einem K. o. Es muss auch eine Treppe geben. Ich will nicht gemeinsam mit anderen im Lift sein, was weiß ich, warum. Vesnas Sender würde niemand bemerken. Wir haben ihn getestet, er funktioniert immer noch. Sie will auf die Terrasse, bloß einen Gang von Grünwalds Büro entfernt. So ist sie mir näher als auf dem Parkplatz. Sie wird sich in die Sonne setzen und Radio hören. Natürlich mit Kopfhörern. Keiner kommt auf die Idee, dass sie etwas mithört und mitschneidet. Und sollte es eng werden, ist sie durch die immer offene Terrassentür in höchstens zwanzig Sekunden bei mir. Und falls es noch schlimmer kommt: Die Nummer von Karl Simatschek und die vom Bezirkspolizeikommando Feldbach hat sie auf dem Mobiltelefon gespeichert.
    Hinter dieser Tür ist die Stiege. Gut so. Ich sehe mich um, niemand da. Ich werde übermütig. „Einen schönen Nachmittag, Vesna, schau, dass du keinen Sonnenbrand kriegst.“ Hat sie mich gehört? Keine Ahnung. Ich muss mich konzentrieren. Wir haben genau besprochen, was ich der Sekretärin sagen werde, um zu Grünwald durchzukommen. Genug, damit er mit mir redet. Zu wenig, als dass er erkennen könnte, wie viel wir schon wissen.
    Ich klopfe an die Tür seiner Sekretärin, trete sofort ein. Es wäre schön, wenn sie, so wie beim letzten Mal, nicht da wäre. Pech. Sie sitzt mit dem Rücken zu mir am Schreibtisch und dreht sich um. Der Gesichtsausdruck des blonden Engels wechselt von serviceorientierter Freundlichkeit zu blanker Ablehnung. Offenbar erkennt sie mich trotz meiner Brille. „Der Herr Professor ist nicht zu sprechen.“
    Das haben wir alles geahnt. Ich lächle. „Ich habe Informationen, die ihn interessieren werden.“
    „Sagen Sie, worum es geht, und ich kann versuchen, einen Termin für Sie zu kriegen.“ Der Engel öffnet einen Terminplaner von der Größe des Buchs des heiligen Petrus. Sie blättert und blättert und ist beinahe schon beim Jüngsten Tag.
    „Ich möchte jetzt sofort mit ihm sprechen. Ich weiß, dass er da ist. Stichworte: Elite-Triathleten und Bauernhof Zulechner.“
    „Das geht so nicht.“ Der Engel sieht mich empört an.
    „Er wird wütend sein, wenn Sie ihm das nicht ausrichten, dafür kann ich garantieren.“
    „Er ist... bei einer Operation. Ich kann ihn nicht stören.“
    Oh Mist, an das Naheliegende haben wir nicht gedacht. Wenn es denn wahr ist und mich sein Engel nicht bloß loswerden will. Andererseits: Vesna hat alles mitgehört. Wir werden das Gespräch eben bis unmittelbar nach der Operation verschieben. Ich diktiere der Sekretärin, was sie ihrem Chef ausrichten soll, sobald sie ihn sieht. Und ich gebe ihr meine Telefonnummer. „Wenn Sie vergessen, ihm das zu sagen, kommt er in große Schwierigkeiten“, bläue ich ihr ein. Sie nickt ausdruckslos. Oder hat er ihr erste Fältchen mit Botox weggelähmt? Ich verlasse das Büro.
    Und wohin jetzt? Zumindest scheint Grünwalds Sekretärin heute nicht das Gefühl

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