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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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wie in einem Albtraum. Ein leerer Raum nach dem anderen, taschenlampenbeleuchtet. Der Lift. Dass ich daran nicht früher gedacht habe. Der Lift beweist, dass ich nicht spinne. Den können sie so schnell weder abtransportiert noch zugemauert haben. Ich öffne die nächste Tür. Da ist er. Ich atme hörbar auf. „Sehen Sie“, sage ich mit beinahe überschnappender Stimme. „Der Lift, den keiner kennt. Er geht in den Raum, der hinter dem offiziellen Labor liegt.“
    „Und warum habe ich ihn dann dort nicht gesehen?“, fragt Knobloch.
    „Weil ein Regal vor dem Durchgang zu dem Raum steht. Es hat einen Mechanismus, der es zur Seite gleiten lässt.“ Hört sich idiotisch an, ich weiß. Aber immerhin: Der Lift ist da. Alles einsteigen. Wir drängen uns in der engen und im Vergleich zu jener im Gästetrakt gänzlich unelegant verkleideten Kabine zusammen, ich drücke den Knopf. Nichts. Ich probiere es noch einmal. Nichts. Sie haben ihn abgeschaltet, vom Stromnetz getrennt.
    „Es gibt ihn jedenfalls“, murmelt Karl Simatschek und ich weiß nicht, ob er mich damit beruhigen möchte.
    „Ich zeige Ihnen den Zugang vom offiziellen Labor aus“, schlage ich vor. Nur nicht aufgeben. Es ist unwahrscheinlich, dass beim Abtransport des Labors keine Spuren zurückgeblieben sind. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es jemanden geben wird, der diesen Spuren nachgehen will.
    „Danke, wir brauchen Sie nicht mehr“, erwidert Chefinspektor Knobloch.
    „Wenn wir schon da sind, sollten wir dann nicht doch ...“, überlegt Simatschek.
    „Wahrscheinlich hat Frau Valensky das alles nur inszeniert, damit wir mit ihr ins Labor gehen. Warum auch immer. Wir werden uns das ominöse Geheimregal ansehen. Und ich werde mir überlegen, ob wir über dieses absurde Täuschungsmanöver so einfach hinwegsehen können.“
    „Ich habe niemanden getäuscht“, sage ich mit eisiger Stimme. Jetzt reicht es. „Ich habe versucht, bestmöglich mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Suchen Sie Spuren, Sie werden Hinweise auf alles finden, was ich Ihnen erzählt habe.“ Fotos. Vesna hat doch Fotos gemacht, fällt mir plötzlich ein. Aber stopp. Besser, sie erfahren nicht, dass Vesna Krajner auch hier war, dass wir befreundet sind. Sonst wird Grünwald wohl sehr bald kein Zimmer mehr für sie haben. Jedenfalls: Wegen irgendeines Paragrafen, der sich mit Täuschung oder Störung von Ermittlungen beschäftigt, wird mich Knobloch nicht so schnell drankriegen. Die Fotos sind der Beweis, dass das Labor da war. Ich werde mir die Speicherkarte besorgen und die Fotos auf den Laptop spielen. „Unglaublich, dass du ganz alleine in der Nacht hier warst“, sagt Karl Simatschek beinahe bewundernd.
    Ich grunze etwas Undifferenziertes. Auf dem Weg zurück leuchtet Knobloch immer wieder in die Ecken, greift sogar auf den Boden. „Staub“, sagt er dann. „Ein Labor hätte wohl klinisch sauber sein müssen. Ein Operationssaal auch.“
    Ich sehe nach unten. Das stimmt. Hier ist Staub. Kann es sein, dass es zwei spiegelgleiche Raumachsen gibt? Dass in der einen das Labor ist und in der anderen nichts? Dass ich mich in der Tür geirrt habe? Dass sie die Tür verschoben haben? Wie verschiebt man eine Tür? Und wer sind „sie“? Mein Orientierungssinn ist nicht besonders gut. Finsterer Keller. Nein, aber die Kisten und Kartons waren auch vor zwei Tagen da. Der Weg war derselbe. Vielleicht hat sich das ganze Haus gedreht? Wenn die kolumbianischen und salvado-rianischen Todesschwadronen ...
    Diesmal klettert Chefinspektor Knobloch als Erster durch den Schacht. Ich folge und dann ist auch der Gerichtsmediziner oben angelangt. „Trotzdem, das Labor war da“, sage ich. Es ist dämmrig geworden, als ich hinter den beiden durch das Maisfeld gehe. Heute kommt mir der Weg viel kürzer vor.
    Ich sitze mit Vesna am Tisch vor dem Weingartenhäuschen. Die Fotos vom Labor sind leider miserabel geworden. Trotzdem hat es mich beruhigt, Bilder von den Mäusen, vom Operationssaal, vom Labor samt Mikroskopen und Computern zu sehen. Der Beweis, dass wir nicht verrückt sind. Ich habe in einem Laden jede Menge luftgetrockneten Vulcano-Schinken eingekauft. Sozusagen der Prosciutto dieser Gegend, er kann mit dem aus Italien locker mithalten. Dazu essen wir Weißbrot, Trüffelschmalz aus dem Glas und trinken Gelben Muskateller. Das ist ein Typ Weißwein, der auch Vesna schmeckt. Mein einziger Beitrag zum Abendessen ist eine Brotsauce aus Weißbrotkrume, viel Knoblauch, den ich zwischen den

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