Unterm Messer
für einen Grund, Sie mitzunehmen?“
„Ich weiß, wo der versteckte Eingang ist. Und ich weiß, hinter welchem Raum das Labor ..."
Die Tür geht auf und Karl Simatschek steht im Raum. „Oh, hallo“, sagt er etwas zögerlich zu mir. Offenbar ist ihm auch nicht ganz klar, wie Knobloch darauf reagieren wird, dass wir per Du sind.
„Du bist nicht zufällig auch Psychiater?“, fragt ihn der Chefinspektor. „Unsere Frau Journalistin scheint sich da äußerst Seltsames zusammenzufantasieren.“
„Nehmen wir ihn doch mit“, schlage ich vor. „Immerhin ist Dr. Simatschek Mediziner, er kennt sich aus mit Labors.“
„Könnte man so sagen. Und wohin soll die Reise gehen?“
Ich habe es in erster Linie dem Gerichtsmediziner zu verdanken, dass wir im späten Nachmittagslicht am Hügelgrund vor der ,Beauty Oasis' stehen. Ohne auffälligen Polizeiwagen, ohne dass Knobloch Grünwald benachrichtigt hätte. Bei Tag ist der Schacht ganz leicht zu finden. Ich wundere mich ein wenig, dass Vesna den Deckel nicht exakt auf die Öffnung gelegt hat. Aber vorgestern war es doch schon ziemlich spät. Wir waren aufgeregt und müde zugleich. Die beiden Männer schieben die Eisenplatte vollends neben die Öffnung. Knobloch leuchtet nach unten. Die Kröte muss sich anderswohin verzogen haben.
„Da ist die Leiter“, sage ich mit einiger Genugtuung in der Stimme. Gleich werden die beiden Augen machen. Ich klettere vor ihnen in die Tiefe, heute ist die Erde fest. Zwei Tage mehr, an denen es nicht geregnet hat. Ich gehe in den kurzen Gang, die beiden folgen mir, jeder eine Taschenlampe in der Hand. Heute habe auch ich eine leistungsstarke dabei. Als ich gewartet habe, ob Vesna mit dem Lift zurückkommt ... was hätte ich da für eine gute Taschenlampe gegeben.
Die Tür ist auch heute offen, ich gehe voraus in den Kellergang, biege in den breiteren. Ich suche nach der Eisentür, hinter der die Kartons und Kisten gelagert waren. Hier ist sie. Ich spiele Fremdenführerin: „Hinter dem Verpackungsmaterial ist noch eine Tür. Und dort ist dann der erste Raum des Labors. Und daneben eine Art Panzertür, hinter der die Versuchsmäuse sind.“
„Klingt wirklich unglaublich“, murmelt Simatschek.
Wir bahnen uns einen Weg durch die Kartons und Kisten. Die Tür dahinter wird sichtbar. Ich kann nicht anders, ich drehe mich triumphierend zu den beiden um. Ich drücke die Klinke und öffne die Tür. Ich wende mich schwungvoll dem Raum zu, mache den Mund auf, um etwas zu sagen, sage dann nichts. Keine grauen Plastikbehälter. Ich schnuppere. Der Gestank ist noch da, aber er ist schwächer. Die Panzertür steht offen. Ich tappe voran, spähe durch die Tür. Da sind keine Regale mit Mäusen in Kunststoffbehältern. Da ist nicht einmal ein Edelstahltisch. Aber ...
Ich spüre die beiden Männer hinter mir, drehe mich langsam zu ihnen um. Der Gerichtsmediziner sieht mich an, als wäre ich sein nächster Fall.
Knoblochs Stimme ist schneidend. „Ich würde zu gerne wissen, warum Sie uns hergelockt haben.“
„Da ...“, setze ich an, „... da waren die Mäuse. Ich schwöre es. Man riecht sie noch.“ Ohne den Geruch würde ich vielleicht auch schon an meiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln.
„Schon einmal davon gehört, dass im Keller Mäuse sind?“, fragt Knobloch.
„Und was ist mit der Panzertür, hinter der die Mäuse versteckt waren? Wer versteckt Kellermäuse in einem Tresorraum?“, krächze ich.
„Was immer Grünwald oder seine Vorgänger hier gelagert haben: Mäuse, Kohlen oder Diamanten. Es gibt sie jedenfalls nicht mehr“, spottet der Chefinspektor. Und zu Simatschek gewandt meint er: „Komm, vergessen wir den Quatsch. Wir gehen.“
„Nein!“, rufe ich und renne durch den verlassenen Raum, durch einen verlassenen Vorraum, durch einen komplett ausgeräumten Operationsraum, hinein ins eigentliche Labor. Da stehen zumindest noch einige Schränke und Sessel, alles zusammengeschoben an der Wand. Wer hat das Labor ausgeräumt? Jemand muss davon erfahren haben, dass Vesna und ich hier waren. Ich habe Schilling nichts davon erzählt, Vesna hat es auch nicht getan. Wenn sie das sagt, kann ich mich darauf verlassen. Natürlich hat Schilling sich etwas zusammenreimen können ... Oder vielleicht gab es irgendwelche Kameras? Vesna hat sich die Räume angesehen. Es war finster, aber ... „Da ist ein Teil der Einrichtung des Labors“, sage ich, als ich sehe, dass der Chefinspektor und sein Begleiter mir doch gefolgt sind. Es ist
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