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Unterm Messer

Unterm Messer

Titel: Unterm Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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gar nichts. Wissen Sie, dass unser Genom nur sehr geringfügig von dem von Pflanzen oder Tieren abweicht? Der Bauplan der Natur ist in allen Lebewesen von Grund auf gleich. Wir alle haben uns gleichsam aus einem Urgenom heraus entwickelt und sind nur Modifizierungen ein und derselben Lebensinformation. - Wie nennt man das noch?“ Er sieht uns fragend an. Super, jetzt spielt er auch noch Oberlehrer.
    „Mutation“, sage ich ungeduldig.
    „Richtig. Ohne zufällige Mutationen würden wir noch immer alle in der gleichen einförmigen Ursuppe schwimmen. Mutationen sind daher gar nichts Schlimmes, ganz im Gegenteil: Sie sind die Voraussetzung für die Vielfalt von Lebewesen.“
    „Sie arbeiten an Genmutationen?“, frage ich.
    Schilling schüttelt den Kopf. „Dazu ist unsere Einrichtung zu klein. Und gezielte Mutationen sind bei höheren Lebewesen auch sehr schwierig zu machen. Woran weltweit geforscht wird, sind Substanzen, die die Aktivität von bestimmten Genen beeinflussen können, sodass man damit vielschichtige biologische Prozesse steuern kann. Wie zum Beispiel den Alterungsprozess. Es handelt sich dabei um Moleküle, die klein sein sollen, kleine Moleküle können besser durch Zellwände ins Innere gelangen.“
    „Und damit Menschen könnten länger leben?“, will Vesna wissen.
    „Unter anderem. In erster Linie geht es aber um die Bekämpfung von Krankheiten.“
    Ich weiß nicht, warum ich Dr. Schilling nicht nach dem geheimen Labor frage. Er scheint relativ offen mit uns zu sprechen, sogar in Kauf zu nehmen, dass ich ihn in Zusammenhang mit genetischen Forschungen bringe. Wer tatsächlich etwas findet, das lebensverlängernd wirkt, kriegt wohl nicht nur den Nobelpreis, sondern verdient damit auch sehr, sehr viel Geld. Es ist anzunehmen, dass hinter diesem nahezu alchemistischen Wunder viele her sind. Was hat Dr. Veith gesagt? Wer daran forscht, macht es besser im Stillen. Vielleicht ist das wirklich alles, was hinter dem geheimen Labor und der eigenartigen Firma „Research on Life Limited“ steckt. Außerdem: Bei Schönheitsoperationen und dem ganzen Brimborium blicke ich durch, aber wenn es um Genetik und Minimoleküle geht, die irgendwelche Prozesse steuern sollen, kann man mir viel erzählen. Und es ist höchste Zeit, aufzubrechen, wenn ich meinen Termin mit Knobloch einhalten will. Zehn vor fünf. Also danke ich, verabschiede mich und renne den Spazierweg hinunter, Vesna kommt mir kaum nach. Bergab und wenn ich es eilig habe, bin ich beinahe unschlagbar. Ich verspreche meiner Freundin, mich nach meiner Einvernahme, oder was immer das sein soll, bei ihr zu melden. Huhn mit Mole geht sich heute sicher nicht mehr aus, dafür vielleicht eine selbst zusammengestellte Winzerjause vor dem Häuschen in den Weingärten.
    Ich werde versuchen aus Knobloch herauszubekommen, was es da für ein Gerichtsverfahren zwischen Veith und Schilling gegeben hat und ob die „Grünwald-Group“, deren Forschungsdirektor Schilling zu sein behauptet, die es allerdings offenbar als eingetragene Firma gar nicht gibt, daran beteiligt war. Und ich habe mich entschieden: Ich werde dem Chefinspektor vom Geheimlabor erzählen. Eigentlich ist es der einzige Weg, in irgendeiner Form auch im ,Magazin‘ darüber berichten zu können. Sieht ohnehin nicht danach aus, als hätten andere Journalisten über das Dornenvögel-Syndrom hinaus Interesse an dem Fall der toten Nonne. Außerdem habe ich es Oskar versprochen.
    Ich hocke mit Inspektor Knobloch in einem der Polizei-Büroräume, in denen man vermutlich alles gesteht, nur um sie so rasch wie möglich wieder verlassen zu können. Lieber kurz in den Häfen als mehr als eine halbe Stunde hier drin. Mein Verdacht ist ja, dass der unausgeglichene Gemütszustand gewisser Exekutivbeamter mit solchen Räumen zu tun hat. Neben uns sitzt eine von Knoblochs Kolleginnen in Uniform und schaut in die Luft. Ihr bisher einziger aktiver Beitrag zu unserem Treffen war, dass sie das Aufnahmegerät eingeschaltet hat. Ob Knobloch das nicht kann? Ob es gegen die Dienstvorschriften verstößt, wenn er es macht?
    Knobloch hat mir Vorhaltungen gemacht, dass ich ihn nicht von meiner Abreise in Kenntnis gesetzt habe, er hat durchklingen lassen, dass das zum Verdacht führen könnte, ich hätte etwas mit dem Tod der Nonne zu tun. Der Rekorder schneidet alles mit, auch den größten Blödsinn. Was hätte ich für ein Interesse ...
    „Jedenfalls sind Sie gemeinsam mit Schwester Gabriela am Tatort gewesen.“
    „Das

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