Unternehmen CORE
sich wieder Mann zu, dessen rechte Hand hinter Leidys Rücken verschwunden war.
Leidy deutete mit dem Kopf auf den vorderen Teil des Wagens. »Wo haben Sie diese Arschlöcher auf den Vordersitzen aufgegabelt?«
»Machen Sie sich darüber keine Sorgen.«
»Und legen Sie Ihre Hand da hin, wo ich sie sehen kann.«
Mann brachte seine leere Hand zum Vorschein. »Ich bin überrascht …«
»Sie ziehen ein Foto meines Vaters hervor, von einem Mann, von dem jeder sagt, daß er tot sei. Und Sie sind überrascht?«
»Sie haben öffentlich erklärt, daß Sie niemals glaubten, Ihr Vater hätte Selbstmord begangen.«
»ja. Ich halte nichts von Theorien.« Leidys Stimmung schwankte. »Ich habe ihn seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen.«
»Hier ist er, es ist keine zehn Wochen her.« Mann holte ein weiteres Foto hervor. Es zeigte Edward und Cyrus vor einem Schaufenster mit in Folien eingewickelter Schokolade. »Paris. Die Nacht vor dem Erdbeben.«
»Paris.« Leidy schüttelte den Kopf. »Klingt nicht sehr nach meinem alten Mann.«
»Ihr Vater spielte in dieser Operation eine Rolle, Dr. Hudder. Wir möchten, daß Sie uns helfen, das zu verstehen.«
»Fragen Sie, was Sie zu fragen haben.«
Mann starrte in der vorüberhuschenden Dunkelheit zu Leidy. »Noch ein Band.« Er schob eine andere Kassette in den Recorder und drückte die Knöpfe.
Eine elektronische Anzeige zeigte Datum und Uhrzeit. Leidy achtete nicht auf die Einzelheiten. Ein Bild erschien, das zwei Männer in schweren Mänteln und Pelzkappen an der Reling einer Fähre zeigte; im Hintergrund ein leuchtend blauer Himmel und die Skyline von Manhattan. Die niedrig stehende Sonne hob die Kontraste hervor; dennoch konnte Leidy zwischen den harten Schatten und überbelichteten Flächen die Züge eines Mannes ausmachen, der zur Kamera stand, ein Mann, der als Vasily Roginsky identifiziert worden war.
Die nächste Szene war auf dem neuen Staten Island Fähranlegeplatz in der Battery aufgenommen; offensichtlich war der Kameramann beim Anlegen des Bootes vorneweg gesprungen und zielte auf die aussteigenden Passagiere. Zwei Männer waren zu sehen, die Seite an Seite die Fähre verließen; ihre Gesichter lagen im Schatten.
Verwirrt betrachtete Leidy die Szene.
»Können Sie erkennen, wer es ist? Die Auflösung ist gut genug?«
»Gregor Mattasow, vielleicht«, sagte Leidy. »Ich bin mir nicht sicher.«
Die Szene wackelte. Die Kamera war nun in Richtung des Stadtzentrums gerichtet. Roginsky hielt die Tür eines Taxis auf, während der andere, der im Begriff war einzusteigen, innehielt und ein Blatt Papier studierte. Er hatte seine Brille aufgesetzt – schwerer schwarzer Rahmen, ein Bügel wurde mit Klebeband zusammengehalten.
Mann betrachtete Leidy so genau, wie dieser die Szene betrachtete; er langte nach vorne und hielt das Bild an. »So besser?«
»Sie sagten, dieser Roginsky ist ein Geophysiker. Wenn ich raten sollte, würde ich sagen, sie unterhalten sich über Geophysik.«
»Vielleicht unterhalten sie sich über Kern-Floater.«
»Das ist ermüdend«, sagte Leidy. »Wir veröffentlichen alles. Wer muß uns ausspionieren? Jedenfalls ist Gregor kein Ingenieur. Er ist nicht qualifiziert genug, um Geheimnisse weitergeben zu können.«
»Was wissen Sie über Mattasows Hintergrund, seine Geschichte?«
»Sein Hintergrund ist mir egal«, sagte Leidy.
»Wußten Sie, daß er schwul ist?«
»Wer weiß das nicht? Wenn das für Sie ein Problem darstellt, dann ist es Ihr persönliches Problem. Was Sie nun zu tun haben, ist, mich nach Core City zurückzubringen. Wenn Sie meinen, gegen jemanden Anklage erheben zu müssen, dann tragen Sie es dem Direktor vor.«
»Wir wollten sie nicht in die Sache hineinziehen, bevor wir nicht mit Ihnen gesprochen haben.«
»Wie rührend. Da hätten Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen.«
Der Van verminderte die Geschwindigkeit. Leidy sah durch das schwarze Fenster, als sie das Tor im Zaun passierten; sie waren wieder am Flughafen. Der Van hielt an, und Heggenburger sprang hinaus. Mann sammelte die letzten Fotos und Videokassetten ein und verstaute sie in seiner Mappe. »Wir werden diese Anlage außer Betrieb nehmen, Dr. Hudder. Wir dachten, Sie könnten uns da behilflich sein.«
Hitze und Lärm strömten herein, als Heggenburger die Seitentür öffnete. Wenige Meter weiter wartete der Learjet. »Warum sollte ich das tun«, sagte Leidy.
»Sagen Sie uns, wie sie es gemacht haben. Sagen Sie uns, was wir zerstören müssen.
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