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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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beobachtete nur, aufmerksam und freundlich.
    Dink seufzte. »Scheint, ich habe keine andere Wahl.«
     
    Berg traf Leidy und Marta einen Monat später in seinem Yacht-Club an der Küste Connecticuts. Ursprünglich wollte Dink ebenfalls kommen, Berg allerdings wiegelte ab; er meinte, er wolle freien Gedankenaustausch, so frei wie möglich. Für Dink bedeutete dies, daß er Leidy wie eine Dampfwalze plattmachen wolle.
    Der November wurde noch nasser und windiger als der Oktober. Berg, ein kleiner Mann mit einem Büschel schlohweißen Haars, stand einige Male vom Tisch im Speisesaal auf und sah durch den Regen auf seine breite, teakgetäfelte Schaluppe, die im aufgewühlten graugrünen Wasser an den Schiffstauen zerrte. Die entfernte Küstenseite der Bucht war im trüben Wetter nicht zu erkennen. Das Wetter war so schlecht, daß Leidy ein Segeltörn erspart blieb; allerdings auf Kosten der vollen Aufmerksamkeit Bergs.
    In seiner Zerstreuung rezitierte Berg eine Rede, die klang, als wäre sie bereits einmal aufgezeichnet worden. »Es handelt sich hier um ein Gebiet intensivster Forschungstätigkeit. Der Haushalt des Präsidenten sieht neue Satelliten vor, eine neues Netzwerk von Erdbeobachtungsstationen, neue Initiativen zur Computerdarstellung. Wir haben Forschungsprogramme, die sich mit historischen Aufzeichnungen beschäftigen, wir rüsten Expeditionen aus, die das Magnetfeld neu vermessen, wir eröffnen neue Datenbanken. Der Plan des Präsidenten sieht die Revitalisierung des kontinentalen Tiefbohrprogramms vor.«
    »Wir möchten darauf hinweisen«, sagte Leidy, »daß kein Programm, das sich auf die Erdoberfläche beschränkt, die unmittelbare Beobachtung des Erdkerns ersetzen kann. Die aufregendsten neuen Ideen – über Kern-Mantel-Topografie und chemische Zusammensetzung, über Austauschprozesse zwischen dem Kern und der Oberfläche durch den Mantel – werden niemals mehr als Hypothesen sein, wenn man nicht in den flüssigen Kern selbst vorstößt.«
    Berg fuhr fort, als hätte er dies nicht gehört. »Das OBM steht hinter uns. Die USGS unterstützt uns. Die ganze geophysische Gemeinschaft ist auf unserer Seite …« Er saß nicht, er umkreiste mit schnellen Schritten den Tisch und äugte mißtrauisch auf seinen Ceasar-Salat. »Geophysiker sagen, sie bauen ein Teleskop in die Erde.«
    »Teleskope!« fiel Leidy ein. »Wenn Geophysiker von Teleskopen sprechen, dann meinen sie Computerprogramme. Das ist …«
    Unter dem Tisch stieß ihn Marta barsch an.
    »Entschuldigen Sie, Sir, aber das ist eine unzulängliche Metapher.«
    »Geowissenschaftler haben aufgehört, sich darüber zu beschweren, daß sie ignoriert werden«, sagte Berg, ohne auf Leidy zu achten. »Jedem Campus im Land, der ein Hochdrucklabor besitzt, werden staatliche Gelder zugeschoben.« Er umrundete noch immer den Tisch und rezitierte. »All das stammt von Vorschlägen, die seit Jahren an uns herangetragen werden.«
    Leidy blickte zu Marta. Wahrscheinlich wären sie schneller vorangekommen, wenn sie draußen auf der Schaluppe wären.
    Berg blieb stehen und fixierte Leidy. »Offen gesagt, sehe ich für dieses … Superloch … nicht den Hauch einer Chance, solange Sie nicht in der Lage sind, Hudderit in solchen Mengen wie Stahl zu produzieren.«
    »Das wird zwei Jahre dauern«, sagte Marta entschieden, »vielleicht achtzehn Monate.«
    »Oh, Unsinn«, sagte Berg fröhlich. »Eine Wunschvorstellung. Wieviel Quadratmillimeter Hudderit haben Sie bislang erzeugt?«
    »Ich habe das hergestellt«, sagte Marta. Sie holte aus ihrer Mappe eine rechteckige polierte Folie von dreißig Zentimeter Seitenlänge.
    »Oh, sehr schön, glauben Sie mir.«
    »Verbiegen Sie sie.«
    Berg beugte sich über und entriß ihr fast die Folie. Er verdrehte seine Handgelenke und versuchte, sie zu verbiegen; sie war so dünn wir Aluminiumpapier, aber so fest wie drei Zentimeter dicker Stahl.
    Leidy beobachtete ihn; er erinnerte sich an den Tag vor einem Monat, als Marta ihm die erste Probe überreichte, nicht größer als ein Streifen Kaugummi, die sie in ihrer Vakuumkammer aus diffusem Plasma gewonnen hatte, das bis auf stellare Temperaturen erhitzt worden war.
    »Das ist Hudderit?« fragte Berg. Er versuchte erneut, es zu biegen.
    »Ein perfektes Kristall. Erzeugt durch Ionenablagerung an Titanoxid-Platten und auf eine Dicke von über hundert Mikrometer gebracht, durch ein Verfahren, das wir nun patentieren lassen wollen. Ein elastisches Material; es biegt sich unter Belastung.

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