Unternehmen Delphin
sie sogar größer als die russischen Kresta-II-Kreuzer oder die gefürchteten Zerstörer der Kaschin-Klasse. Ein neuer Seekrieg würde sich vornehmlich unter Wasser abspielen, und deshalb war von vornherein derjenige im Vorteil, der unterseeische Stationen besaß, verteilt über Pazifik und Atlantik – überall, wo es strategisch wichtig war.
Admiral Crown ließ sich in dem hohlen Klotz aus Eisen und Beton herumfahren, ließ sich erklären, was man noch alles einbauen würde, ehe das Dock einsatzfähig war, und umkreiste später von außen noch einmal den Riesenkasten, dessen Schiebetür wie ein Maul zufuhr.
»Theoretisch ist das alles wunderbar«, sagte er am Ende der Demonstration zu Chefingenieur Morrison. »Aber Sie glauben doch wohl nicht, daß der Gegner diese Klötze übersieht?«
»Das hieße, drei Fünftel der Welt systematisch abzusuchen. Unmöglich! Wo sollte der Gegner anfangen? Wenn wir eine unterseeische Bunkerkette vor Japan, die Kurilen und Kamtschatka legen, bei den Philippinen und im Eingang zum Chinesischen Meer – vor allen Überraschungen wären wir in Zukunft sicher.«
»Erst müssen wir sie mal dort hinschleppen – und das sieht man!«
»Auch daran ist gedacht worden.« Morrison lächelte etwas überheblich. Immer diese Querköpfe vom Militär! Keine Phantasie haben sie! »Wir werden die Bunker in ein Schiff integrieren, oder besser: Für den Transport bauen wir ein Schiff um ihn herum. Aus der Luft und von See aus sieht es aus wie ein Containerschiff. Im Zielgebiet wird die Verankerung gelöst, und der Bunker sinkt ab. Bis zweihundert Meter Tiefe können wir gehen. Die in Frage kommenden Standorte sind schon fixiert.«
»Das hat man Ihnen alles gesagt?« fragte Crown betroffen. Der Leichtsinn in Fragen der Geheimhaltung überwältigte Crown immer wieder. Als ob Kinder sich hinter einen Baum verstecken, winken und rufen: Huhu, such mich!
»Wir mußten doch die Versuche durchführen, Sir. Aber natürlich kenne ich die einzelnen Positionen nicht, die sind top secret.«
Admiral Crown aß mit Morrison noch zu Abend, hörte sich viele phantastische Zukunftspläne an und saß dann allein in seinem Wohnzimmer, um einen Film anzusehen, den das Inselfernsehen von Wake sendete. Viel mehr als die Unterwasserbunker interessierten ihn die kleinen, mit Elektronik gespickten Tauchkugeln, besetzt mit drei Mann, die an genau berechneten Gewichts- und Treibankern hingen und im Ozean herumtrieben in einer Tiefe bis zu 300 Metern. Mit ihnen deckte man nach oben und nach unten den gesamten Bereich ab, den Unterwasserfahrzeuge benutzen konnten. Es war unmöglich, daß sich angesichts einer solchen Horchkette jemals ein U-Boot ungehört anschleichen konnte.
Jedenfalls hatte Crown dies bis vor einigen Wochen felsenfest geglaubt. Um so erschütterter war er gewesen, als ihm im Weißen Haus der Delphin-Film vorgespielt wurde: Durch alle Sperren hindurch war es gelungen, ein U-Boot in Küstennähe zu bringen. Erst die Delphine orteten es und versenkten es sogar!
Damals hatte Crown zu Admiral Linkerton gesagt: »Wenn das so ist, sollten wir unsere Navy-Ausbildung sparen und nur noch Delphine trainieren.«
Und Linkerton hatte allen Ernstes geantwortet: »Auf bestimmten Gebieten wird das nötig sein. Auf die Intelligenz dieser Tiere reagieren wir typisch menschlich – wir nutzen sie aus zur Vernichtung! Wären wir nicht alle so hartgesotten, müßten wir uns schämen.«
Als sei es Gedankenübertragung über tausende Kilometer hinweg, rief Linkerton an diesem späten Abend noch Crown auf Wake an.
»Herbert, wo sitzen Sie?« rief Crown erfreut.
»Hier, bei mir, William. In San Diego.«
»Ich höre Sie so deutlich, als säßen Sie neben mir. Ich höre sogar, daß Sie einen Schnupfen haben. Ihre Nase ist zu – stimmt's?«
»Es stimmt.« Admiral Linkerton lachte. »William, ich wollte Ihnen nur berichten, daß die Delphine morgen in San Diego ankommen. Ich lade Sie ein, die alten Freunde zu begrüßen. Auch Bouwie und Hammersmith werden da sein. Atkins liegt im Hospital. Nierensteine. Kommen Sie?«
»Über den ganzen Pazifik hinweg, um ein paar Delphine zu begrüßen? Soll ich soviel Geld der Navy verschwenden?«
»Es ist fast dienstlich, William … fast, sage ich, weil's noch nicht offiziell zu Ihnen gekommen ist. Man will da noch ein paar Wochen warten. Aber ich informiere Sie vertraulich im voraus. William, sehen Sie sich Ihre neue Sondertruppe an.«
»Herbert, Sie haben keinen Schnupfen, Sie haben
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