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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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passiert«, sagte er, nachdem er Rawlings und Clark nachgelaufen war.
    »Was denn?«
    »John hat aufgegeben. Er hat Helens Badeanzug weggeschleudert.«
    »Nicht möglich!« Rawlings wirbelte herum. »Tatsächlich! Das ist verdammt ein kleiner Sieg, den wir begießen sollten. Ich stifte eine Runde nach freier Wahl.«
    »Als ob er die Endgültigkeit ahnt.« Finley wandte sich ab und war sehr bedrückt. »Bei mir wird's länger dauern …«
    Clark blieb einen Augenblick stehen, wartete, bis Rawlings und Finley außer Hörweite waren, und ging zum Becken zurück. »Bald hättest du uns verraten, John!« sagte er leise. »Halt die paar Stunden noch durch.«
    Er beeilte sich nachzukommen und holte Rawlings und Finley neben dem Magazin ein. Dabei warf er einen Blick auf die große Rolltür, die den Bojenraum verschloß und hinter der sich Helen versteckt hielt.
    »Was wird nun aus den dreißig Monsterwagen?« fragte er Rawlings, während sie weitergingen.
    »Sie bleiben in San Diego und werden hier umgebaut zu großen Kühlwagen für die Navy. Biscayne Bay bleibt eine normale Delphinstation. Die Spezialausbildung wird ganz nach San Diego verlegt. Mit anderen Worten: Wir werden jetzt alle Kalifornier.« Rawlings sah Finley und Clark fragend an. »Ich nehme an, ihr bleibt bei mir und werdet euch hier einleben. Die anderen habe ich schon gefragt – sie sind begeistert. James …?«
    »Natürlich bleibe ich hier. Ich kann überall zu Hause sein«, sagte Finley.
    »Und du, David Abraham?«
    »Welche Frage!«
    »Hast du nicht 'ne schicke Witwe in Miami?«
    »Erledigt, Steve.« Clark grinste verhalten. »Ich habe versucht, ihr zu erklären, daß sich mein Leben nur um Delphine dreht. Es war nicht zu erklären. Welcher normal denkende Mensch kann das auch begreifen? ›Du hast 'nen Fisch lieber als mich?‹ fragte sie. Völlig sinnlos, ihr begreifbar zu machen, daß es kein Fisch ist. ›Gut!‹ hat sie geschrien, ›dann nimm das glitschige Ding mit ins Bett!‹ – Das war dann das Ende. Ich wollte übrigens immer nach Kalifornien und an den Pazifik.«
    »Ich bin wirklich glücklich.« Rawlings legte die Arme um Clark und Finley. »Es ändert sich also nichts.«
    »Helen fehlt«, sagte Finley.
    »Hör damit auf, James! Das Kapitel ist abgeschlossen. Du siehst ja – sie hat's verstanden und baut sich irgendwo ein neues Leben auf. Vielleicht hören wir eines Tages etwas von einer Frau Professor Dr. Morero, der berühmten Zoologin an der Universität X. Helen macht ihren Weg, verlaß dich drauf.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Dr. Clark. »Jungs, hat vorhin nicht jemand verkündet, er würde 'ne Runde spendieren …?«
    Bei Einbruch der Dunkelheit verließ Helen ihr Versteck hinter den Bojen. Draußen war alles still und menschenleer. Im Speisesaal des Hauptgebäudes waren alle Fenster erleuchtet: Dort hielt Admiral Linkerton seinen angekündigten Vortrag vor den Wissenschaftlern.
    Riesig lag das neue Bassin im Mondschein. Das Wasser schimmerte wie flüssiges Silber. Dahinter dehnte sich der unendliche Pazifik. Ein schmaler Kanal mit zwei Schleusen verband das Bassin mit dem Meer. Man hatte so die Möglichkeit, die Delphine in die freie See schwimmen zu lassen, ohne sie aus ihrem Becken herausheben zu müssen. Etwa dreihundert Meter von der Küste entfernt sperrten Stahlnetze, an Bojen hängend, das Übungsgebiet ab und hielten auch die Haie fern, die in den küstennahen Gewässern ihre Nahrung jagten. Es war für sie eine fette Gegend.
    Vorsichtig, zunächst immer im Schatten der Gebäude bleibend, schlich sich Helen an das schimmernde Bassin heran.
    Dann wartete sie wieder, sah sich nach allen Seiten um, nahm allen Mut zusammen und lief geduckt zu der breiten Treppe, die in das Becken führte. Dort lag noch immer ihr goldener Badeanzug … und als man sie viel später fragte, warum sie das getan hatte, wußte sie keine Antwort darauf zu geben: Sie bückte sich, streifte Bluse, Jeans und Unterwäsche ab und zog den Badeanzug an. Ganz langsam ging sie dann die letzten Stufen zum Wasser hinunter und schauderte doch etwas zusammen, als nach zwei weiteren Schritten ihre Schenkel umspült wurden.
    Die Delphine, die sie längst gehört und gesehen hatten, bildeten einen weiten Kreis vor ihr im Bassin. Keiner kam ihr näher als fünf Meter. Nur John, als einziger, durchbrach den Kreis und schwamm langsam auf sie zu. Leise, helle Piepslaute, wie ein Kinderweinen, kamen aus ihm heraus. Er bewegte sich kaum, ließ sich zu Helen treiben

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