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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von mir noch erwarten, daß ich Tiere liebe?«
    »Bestimmt nicht, Mr. Norton«, antwortete Crown erschüttert.
    »Aber es ist so – ich liebe sie. Trotzdem! Seit vier Generationen leben die Nortons nur mit Tieren, das ist nun vorbei. Die vierte Generation wurde von den Tieren ausgerottet. Vielleicht ist das die Rache der Tiere an den Menschen. Wir haben in Nebraska ja auch die Büffel ausgerottet … Sir, wo kann ich hier beten?«
    Eine halbe Stunde lang blieb der alte Norton unter Deck allein in der Offiziersmesse und betete kniend, die Stirn gegen die Wand gedrückt. Dann kam er wieder an Deck und sagte laut:
    »So, jetzt kann Rick begraben werden!«
    Helen lag im Militärhospital von Wake und wurde abgeschirmt. Der Schock, den sie erlitten hatte, war so groß, daß Dr. Shade sagte: »Ich habe Angst, daß da ein dauernder nervlicher Schaden zurückbleibt. Man sollte sie in eine Spezialklinik ausfliegen. Den Anblick, wie unter den Stößen des Delphins Nortons Bauch aufplatzte, kann sie nicht vergessen. Ich halte sie jetzt vorläufig in einem Dauerschlaf …«
    Einen gewaltigen Krach gab es auch noch mit Dr. Finley. Er weigerte sich, den toten John einfach über Bord ins Meer zu werfen, den Haien zum Fraß. Unterstützt wurde er darin von Dr. Clark.
    »Wollen Sie den Delphin einbalsamieren?« schrie Captain Yenkins aufgebracht. »Soll er eingerahmt über Ihrem Bett hängen?«
    »Er kommt nicht zu den Haien«, sagte Finley dumpf. »Das nicht!«
    »Man könnte ihn ja auch an Land begraben«, schlug Clark vor.
    »Etwa noch mit einer Ehrensalve und einem Hornsignal, was?« Yenkins faßte sich an den Kopf. »Einen Fisch! Mein Gott, ja – ein Säugetier! Ich habe es nie geglaubt, wenn man mir das früher sagte, aber jetzt weiß ich es: Jeder Wissenschaftler hat eine Macke. Also, was soll ich mit John tun?«
    Man einigte sich darauf, John an der Spitze der kleinen Halbinsel zu begraben, die wie ein Dorn in die Lagune von Wake ragte und Flipper Point hieß. Hier hatten früher ganze Schwärme von Delphinen im Wasser gespielt, bis die Menschen – in diesem Falle das Militär – ihre kleine, schöne Welt zerstörten und die Tiere ausweichen mußten zu den Korallenbänken von Toki Point. Clark und Finley fuhren den schweren Körper, in ein Segel genäht, mit einem Jeep zum Flipper Point und begruben John in dem weißen Korallensand.
    Admiral Crown konnte es sich nicht verkneifen, nach Finleys Rückkehr zur Basis hämisch zu sagen: »Nanu, Sie tragen ja kein Schwarz, James! Mindestens eine schwarze Krawatte habe ich erwartet.«
    Finley ließ wortlos den Admiral stehen und entfernte sich.
    Der ›Unfall‹, wie man das Eifersuchtsdrama zwischen Delphin und Mensch diskret umschrieb, brachte den Zeitplan durcheinander. Johns Kompanie mußte aufgelöst und auf die anderen Kompanien aufgeteilt werden. Tagelang waren die Delphine unruhig, verrichteten zwar alle Dinge, die man ihnen befahl, absolvierten ihre Übungseinsätze fehlerfrei – aber es blieb, wie Rawlings unter dem schiefen Lächeln von Admiral Crown feststellte, eine ›Distanz zwischen Mensch und Tier‹, die nicht gut war.
    »Maschinen sind eben doch besser, Steve«, sagte Crown. »Ein elektronischer Roboter hat keine Gefühle.«
    »So ist es, Sir. Aber gerade ihre ungeheure Sensibilität macht die Delphine unschlagbar. Das schafft keine Technik.«
    Nach fünf Tagen war klar, daß Helen auf Wake bleiben durfte. Sie hatte den Schock soweit überwunden, daß sie am Arm von Finley oder Clark am Strand unter den windschiefen Palmen spazieren gehen konnte. Sie schwamm auch in der Lagune, sonnte sich im Schatten der großen Palmenwedel oder fuhr mit einem kleinen Motorboot, das Clark steuerte, rund um die Lagune, beobachtete die großen Schwärme bunt schillernder Fische oder den schwerelosen Flug der Albatrosse.
    Von Rick Norton und seinem Ende sprach niemand. Es war schließlich Helen selbst, die davon anfing.
    »Ich möchte weg«, sagte sie. Ganz plötzlich kam das. Clark, der das Motorboot gerade in der Nähe von Kuku Point in der Lagune treiben ließ, starrte sie entgeistert an.
    »Was heißt das denn?« fragte er.
    »Ich möchte zurück aufs Festland. Irgendwohin. Arbeit gibt es genug. Ich bringe euch nur Unglück.«
    »Du bist immer noch nicht ganz gesund, Helen.«
    »Doch, Abraham. Ich fühle mich stark genug. Aber denk doch mal nach: Erst die Sache mit Fisher – er wurde erschossen. Dann Rick – auch er wurde ermordet. Beim dritten Versuch, mit einem Mann

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